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„Bis zuletzt“: Pankow geht (und kommt zuallerletzt wieder)

Für geschulte Pankowfans wird es ein hartes Jahr: erstens Abschiedstour, die mit einer Doppel-Live-CD inklusive einem neuen Song im alten Sound (der „Bis zuletzt“ heißt und doppelt wirkt) untermalt wird. Zweitens eine dichte Tour dazu, die innewändig auch durch die alten sächsischen Reviere noch bis zum Frauentag tobt, aber nun Mitte Juli noch eine Frischluftverlängerung erfährt, womit sich die Ära (Stand jetzt) am 13. Juli an der großen Ex-Gleisschleife im Neustädter Norden feierlich finalisiert.

Pankow 2025: Jürgen Ehle, Kulle Dziuk, André Herzberg, Stefan Dohanetz und André Drechsler - Foto: Johannes Haupt
Pankow 2025: Jürgen Ehle, Kulle Dziuk, André Herzberg, Stefan Dohanetz und André Drechsler – Foto: Johannes Haupt

Dresdner Schlussakkord für Ostberliner Kultcombo

Somit wird es (drittens) für echte Pankower Pankowfans besonders hart: Denn nach dem großen Weißenseer Abschiedstränenmeer am 12. Juli wird für sie noch zu guter- und allerletzt ein Sonntagstrip gen Süden nötig. Dabei hat Pankow sein zuvor als Dresdner Abschied avisiertes Gastspiel bereits am vergangenen Sonnabend mit Bravour absolviert.

Aber da die Tante JU (wie im November 2023 zu „Kille, Kille 40+“) schnell restlos ausverkauft und somit rappelvoll geriet, nachdem 2017 zu „30 Jahre Aufruhr in den Augen“ (mit Engerlingchef Wolfram Bodag am Piano) noch der Kleine Saal im Alten Schlachthof genügte, drängte Gunther Rehligs rührige Livemusikclubbrigade erfolgreich auf eine sommerliche Verlängerung mit bis zu 2.500 Fans, gegen die wohl kein Sachse etwas haben kann.

Es ist davon auszugehen, dass es genauso gut gelaunt und bunt zusammengewürfelt sein wird wie zu den jüngsten drei Dresdner Akten, was sich auch an Autonummern widerspiegelte. Die Konzerte prägen besondere Charakteristika: Das Publikum, gern noch in Jeansjacken, ist so altershomogen wie ein Klassentreffen mit Männerüberschuss und weitestgehend wessifrei.

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Aufruhr in den Augen

Denn deren Kultzeit begann 1981 mit zwei erfrischenden Rockmusicals, als auch im Osten die ältere Generation noch in Progrock schwelgte. Doch Paule Panke und seine Jünger wollten anders sein. „Aufruhr in den Augen“ von 1988 war eines jener mutig-bahnbrechenden Alben mit DDR-Abgesang-Hymnen, weswegen sie heuer noch Kult genießen und man sich nach größeren Pausen in alter Frische wieder trifft. Um vor allem die eine Zeile aus „Langeweile“ herauszulassen: „… zu lange die alten Männer verehrt“, was Uneingeweihten angesichts des Anblicks der Szenerie natürlich komisch vorkommen muss.

Große Bühnenshow in der Tante JU - Foto: Johannes Haupt
Große Bühnenshow in der Tante JU – Foto: Johannes Haupt

Doch einst, als „Langeweile“ auf dem DDR-Radio-Index stand, konterte Pankow in der Zeit der Diskussion, ob man so etwas denn durchgehen lassen könne, mit einem großen Coup: Sie holte sich zur Livetour die Bigband der „Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte“, also echtes Gorbi-Gebläse, ins Boot und machte der Pankower DDR-Regierung richtig Dampf. In der DDR-Jahreshitparade von 1989 kam „Gib mir ein Zeichen“ auf Platz 9, „Aufruhr in den Augen“ auf Platz 14.

Doris, Inge und Gabi von Damensongquintett

All das kocht hier hoch, aber es ist überwunden, das Publikum trällert begeistert gewöhnlich gern mit – auch mit den typischen „Ullalalla“ oder „Huhu“ in höchsten Tönen. Oder bei Herzbergs erster Traumprinzessin namens „Doris“ in voller Inbrunst: „Meine sollte blond sein und große Brüste haben / und mich trotzdem verstehen“ – um dann in kollektiver Traute über sich selbst zu lachen.

Auch Inge und Gabi waren dabei, die holde Isolde und Ilse Bilse fehlten diesmal. Von der 1996er Scheibe ist der Titelsong „Am Rande des Wahnsinns“ und „Ein neuer Tag in Pankow“, hintergründige Songs aus der Zeit nach der überraschenden Wiederauferstehung, nachdem Sänger André Herzberg im Streit mit Gitarrist Jürgen Ehle sechs Jahre lang ausgestiegen war.

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Doch seither sind die beiden restlichen Gründungsmitglieder, die seit 1985 mit Schlagzeuger Stefan Dohanetz (als gute Seele) sowie seit 1996 mit Keyboarder Kulle Dziuk und seit 2016 mit Bassgitarrist André Drechsler touren. Den Schwung der wilden 80er mit vier Alben in sieben Jahren erreichten sie allerdings nie wieder, aber sie halten ihre musikalische Exzellenz bei den Auftritten und erweisen sich damit (und anhand anhand der Fülle ihrer guten und originären Songs) dem Kultstatus gewachsen.

Geht nun auch schon straffen Schrittes auf die 70 zu. Sänger André Herzberg - Foto: Johannes Haupt
Geht nun auch schon straffen Schrittes auf die 70 zu. Sänger André Herzberg – Foto: Johannes Haupt

Nun gibt es zur Finaltour noch ein nettes Abschlusswerk als Doppel-CD. Das nennt sich „Pankow live 2023 und 1984“. Neben dem Konzert vom 22. August 1984 im Magdeburger „Theater der Freundschaft“ enthält es noch eins vom November 2023 im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei enthält. Plus den neuen Abschiedssong in zwei Versionen.

In Summe 44 Jahre als Kultband

So kann man in Ruhe 44 Jahre Bandgeschichte am eigenen Lebenslauf abspulen. Die einst neuen, heute ewig frischen Modeworte von Glasnost bis Perestroika lassen sich in flüssigem Ostrockdeutsch mitsummen. Noch zwei Ironieschmonzetten hält diese Geschichte parat. Das erste vermeintliche Abschiedskonzert war jenes Weißenseer Konzert zum zehnjährigen Bandjubiläum anno 1991 und ward live von den beliebten, aber von Westimporten rasch zu beerdigenden Jugendkanäle (DT64 und elf99) übertragen. Da war Pankows wichtige Zeit de facto schon vorbei.

Man darf davon ausgehen, dass die Titelliste in im laufenden Abschiedshalbjahr in etwa gleich bleiben wird, so dass das Finale nicht (wie bis vor dieser Tour üblich) in einem gemeinsamen „Kille-kille-Pankow“-Rausch endet, sondern das allerletzte „Bis zuletzt“ als Lagerfeuervariante mit André Herzberg an der Mundharmonika, Jürgen Ehle an der Oktavmandoline und Stefan Dohanetz per Djembe als Perkussionim Kopf bleiben wird. Vor diesem letzten Biss Pankows wartet dort zum Frauentag Mitch Ryder, passenderweise „With Love“.

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Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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