Mit einem kurzen Pressetermin in den Räumen des Offline-Shops informierten gestern der Branchenverband der Kultur- und Kreativwirtschaft „Wir Gestalten Dresden“ (WGD) und Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (CDU) über das Projekt „Kreativ.Raum.Börse“.
Ziel des Projekts war es, innovative Konzepte für die Nutzung leerstehender innerstädtischer Gewerbeflächen zu entwickeln und die Dresdner Innenstadt zu einem lebendigen, multifunktionalen Raum zu machen. „Wir alle wollen lebendige Innenstädte“, sagte Bürgermeister Pratzka. Dabei sei aber erkennbar, dass dies nicht mehr nur durch den Handel gelingen könne.
Seit Juni 2023 wurde das Vorhaben im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ umgesetzt. Hintergrund waren die Folgen der Corona-Pandemie, die vor allem den Bereich des Einzelhandels in der Dresdner Innenstadt, speziell im sogenannten „26er Ring“, stark beeinträchtigt hatten. Mit der Kultur- und Kreativwirtschaft als Impulsgeber wurden leerstehende Ladenlokale zu Zentren für kreative und kulturelle Nutzung. „Als Dresdner Branchenverband der Kultur- und Kreativwirtschaft ist uns der kreative Puls der Stadt eine Herzensangelegenheit“, sagt Lorenz Köhler, Projektmanager bei WGD. Das Projekt zeige, wie durch kreative Zwischennutzungen nicht nur Leerstände sinnvoll genutzt werden können, sondern auch die kulturelle und kreative Landschaft der Stadt bereichert werde.
Kreative Zwischennutzung als Schlüssel zur Belebung
Im Mittelpunkt des Projekts stand die Einrichtung temporärer Zwischennutzungen in leerstehenden Gewerbeflächen, sogenannten „Reallaboren“. Diese wurden auf der Hauptstraße und Wilsdruffer Straße eingerichtet und boten Raum für kulturelle, kreative und kommerzielle Aktivitäten. Für die Anmietung kooperierte der Verband mit der Vonovia, die die Räume zu einem ermäßigten Preis zur Verfügung stellt. Ob das Projekt nun einen konkreten Effekt auf die Belebung der Straße hatte, lässt sich nicht abschließend sagen. In den zwei Jahren haben sowohl etliche Geschäfte geschlossen als auch einige andere geöffnet.
Zwischen Mitte 2023 und Anfang 2025 entstanden insgesamt 30 solcher Kreativ-Hotspots. Mit über 300 Veranstaltungen konnten mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher gewonnen werden. Die neuen Nutzungskonzepte steigerten nicht nur die Attraktivität der Innenstadt, sondern förderten auch die Vernetzung verschiedener Wirtschaftsbereiche.
Ein Highlight des Projekts war der „Offline Shop“. Der Store-in-Store-Ansatz erwies sich als so erfolgreich, dass ein permanenter „Offline Shop“ nun für Mitte 2025 geplant ist. Ergänzt wurde das Projekt durch die Workshopreihe „Leerstand als Chance“, die den Dialog zwischen Stadtverwaltung, Immobilienwirtschaft und Kreativwirtschaft stärkte und langfristige Strategien für Zwischennutzungen entwickelte. Der temporäre Offline Shop in Dresden übertraf im Winter 2024/2025 die Ergebnisse des Vorjahres. Vom 12. November bis 4. Januar boten 99 regionale Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen rund 420 Produkte auf der Hauptstraße an. 37 Öffnungstage erzielten einen Umsatz von über 112.000 Euro.
Märkte der Zukünfte: Ein weiterer Impuls für die Innenstadt
Ein ergänzendes Teilprojekt war die „Newcomerhütte“, die erstmals auf dem Striezelmarkt 2023 eingesetzt wurde. Sie bot jungen Unternehmen eine Plattform, ihre Produkte zu präsentieren und erste Erfahrungen auf dem Markt zu sammeln. Die Resonanz war so positiv, dass das Konzept auch auf den Frühjahrs- und Herbstmärkten 2024 umgesetzt wurde.
Insgesamt konnten 31 Unternehmen von dieser Möglichkeit profitieren. Der Erfolg zeigt sich in der nachhaltigen Etablierung des Konzepts: Einige Newcomer, darunter das Unternehmen „unoferrum“, nahmen inzwischen dauerhaft als Händlerinnen und Händler an den Märkten teil.
Plattform „HIER“: Zusammenarbeit für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Mit der Plattform „HIER“ schuf das Projekt ein Forum für die gemeinsame Gestaltung der Stadt. Hier wurden Ansätze für die nachhaltige Entwicklung von Innenstädten gebündelt. Unter anderem entstand ein Podcast mit dem Titel „Kerngeschehen – Zu leer, um Zentrum zu sein“, der in vier Folgen aktuelle Herausforderungen und Chancen von Innenstädten thematisiert.
Die Plattform „HIER“ lädt weitere Institutionen, Initiativen und engagierte Akteurinnen und Akteure ein, sich an der Stadtentwicklung zu beteiligen. Ziel ist es, die Innenstadt als Ort für Handel, Kultur und gemeinschaftliches Leben langfristig attraktiv zu gestalten.
Bilanz und Ausblick
Das Projekt „Kreativ.Raum.Börse“ zeigt, wie durch kreative Zwischennutzungen und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure Leerstand genutzt und die Innenstadt belebt werden können. Die Initiativen trugen zur Steigerung der Lebensqualität bei und setzten wichtige Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Allerdings steht der Verband aktuell vor einem Problem. Es zeichnet sich ab, dass es im Haushalt keine institutionelle Förderung für den Verein mehr geben könnte. Damit wird die Realisierung solcher oder ähnlicher Projekte in Dresden zukünftig deutlich schwieriger.
- Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter www.wir-gestalten-dresden.de/kreativraum.
Transparenzhinweis: Jan Frintert, Herausgeber des Neustadt-Geflüsters, ist ehrenamtliches Mitglied des Aufsichtsrates des Branchenverbandes „Wir gestalten Dresden“.