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Stephan Schumann - SPD

Der Madonna ganz nah

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Wie wäre es denn mal mit einem Ausflug nach Florenz? Zugreise zu lang? Flugscham? Dem kann abgeholfen werden. Denn die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden widmet sich in einer Sonderausstellung den Madonnenbildern der Florentiner Renaissance und holt damit Florenz direkt nach Dresden an die Brühlsche Terrasse.

Sandro Botticelli (um 1445–1510) "Madonna mit Kind und Johannes", Florenz, um 1495/1500, Tempera auf Pappelholz, H. 89,5 cm, B. 73,5 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 8, Foto: SKD, Klut/Estel
Sandro Botticelli (um 1445–1510) „Madonna mit Kind und Johannes“, Florenz, um 1495/1500, Foto: SKD, Klut/Estel

Noch bis zum 27. April 2025 widmet sich die Skulpturensammlung den Madonnenbildern. Unter dem Titel „Der Madonna ganz nah. Reliefs und Gemälde der Florentiner Renaissance“ werden rund 50 Werke präsentiert. Sie zeigen Entwicklung des Madonnendarstellungs-Themas vom 13. bis ins 19. Jahrhundert.

Florenz gilt als Wiege der Renaissance. Die Stadt am Arno erlebte eine kulturelle Blütezeit, die sich durch Fortschritte in Kunst, Architektur und Wissenschaft auszeichnete. Bereits ab dem 13. Jahrhundert blühte Florenz durch Textilverarbeitung und Bankwesen auf. Die Pestepidemie von 1348 führte jedoch zu einem drastischen Einbruch der Bevölkerung und löste eine schwere Wirtschaftskrise aus. In dieser Zeit entstand ein großes Bedürfnis nach Trost und spiritueller Geborgenheit. Besonders gefragt waren kleinformatige Madonnenbilder, die für die private Andacht im eigenen Zuhause genutzt wurden.

Relief nach Desiderio da Settignano (1429/1431–1464) Farbige Fassung von Neri di Bicci (1419–1491) "Madonna das Kind anbetend" Florenz, um 1460, Stuck, vergoldet und bemalt, H. 42,2 cm, B. 34,9 cm, Skulpturensammlung vor 1800, Inv.-Nr. ZV 1193 Foto: SKD, Jürgen Lange
Relief nach Desiderio da Settignano (1429/1431–1464), farbige Fassung von Neri di Bicci (1419–1491) „Madonna das Kind anbetend“ Florenz, um 1460, Foto: SKD, Jürgen Lange

Madonnenreliefs: Kunst für den Alltag

Bereits im frühen 15. Jahrhundert begannen Werkstätten wie die von Lorenzo Ghiberti mit der Produktion von Reliefs aus Ton oder Gips. Diese konnten durch Abgüsse vervielfältigt und kostengünstig hergestellt werden. Bemalte und in Holzrahmen eingefasste Werke machten diese Objekte für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Zentrales Motiv war Maria mit dem Jesuskind, dargestellt als liebevolle Mutter in inniger Verbindung mit ihrem Kind. Diese Darstellungen betonten das Menschliche und Emotionale und spiegelten den Geist der Renaissance wider.

Die Herstellung solcher Madonnenreliefs entwickelte sich zu einem eigenständigen Geschäftszweig. Bedeutende Bildhauer schufen die Vorlagen, während die farbliche Gestaltung in den bekanntesten Malerateliers der Stadt erfolgte. Im 19. Jahrhundert, als der Stil der Renaissance wieder modern wurde, waren diese Werke besonders begehrt. Dies führte zu zahlreichen Fälschungen, was die heute erhaltenen Originale umso wertvoller macht.

Relief von Peter Bruckmann (1850–1925) Farbige Fassung von Arnold Böcklin (1827–1901) "Mutter und Kind" 1888 Gips, Dm. 68 cm Skulpturensammlung nach 1800, Inv.-Nr. ZV 1254 Foto: SKD, Klut/Estel
Relief von Peter Bruckmann (1850–1925) Farbige Fassung von Arnold Böcklin (1827–1901) „Mutter und Kind“ 1888 Gips, Foto: SKD, Klut/Estel

Dresdner Entdeckungen

Die Dresdner Skulpturensammlung besitzt vier beeindruckende Originale solcher Madonnenreliefs, die in dieser Ausstellung erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Stücke stammen von Künstlern wie Michelozzo, Buggiano und Nanni di Bartolo. Ein Highlight ist die farbig bemalte Stuck-Madonna von Neri di Bicci nach einem Entwurf von Desiderio da Settignano. Diese Werke, die lange Zeit vergessen waren, wurden aufwendig restauriert und erforscht. Angesichts der Seltenheit solcher Originale stellen sie bedeutende kunsthistorische Entdeckungen dar.

Die Ausstellung

Die Schau eröffnet mit kostbaren Tafelbildern aus dem 13. und 14. Jahrhundert, die die Entwicklung des privaten Andachtsbildes veranschaulichen. Der Fokus liegt jedoch auf Werken des 15. Jahrhunderts, die die emotionale und menschliche Interpretation der Madonnendarstellung in Florenz zeigen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Exponate aus späteren Epochen, die die kontinuierliche Neuinterpretation des Themas bis ins 19. Jahrhundert dokumentieren. Auch Aspekte der Restaurierung werden beleuchtet.

Zu den gezeigten Werken zählen Leihgaben aus renommierten Institutionen wie dem Bode-Museum in Berlin, dem Musée des Beaux-Arts in Dijon und dem Lindenau-Museum in Altenburg.

Begleitpublikation

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit dem Titel „Der Madonna ganz nah. Reliefs und Gemälde der Florentiner Renaissance“ im Sandstein Verlag. Das Buch umfasst 104 Seiten mit 91 farbigen Abbildungen und kostet 19,80 Euro (ISBN 978-3-95498-843-3).

Informationen zur Ausstellung

  • Laufzeit: bis 27. April 2025
  • Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen
  • Eintrittspreise: regulär 14 Euro, ermäßigt 10,50 Euro, freier Eintritt für Personen unter 17 Jahren, Gruppen ab 10 Personen zahlen 12,50 Euro pro Person.
  • Weitere Infos: skulpturensammlung.skd.museum