Bis Ende März sollen die Hanse 3, der Wagenplatz und die „Ständige Vertretung“ das Gelände räumen. Der Grundstückseigentümer, die Globus Markthallen Holding GmbH & Co KG hat die Nutzungsgenehmigungen aufgekündigt.
In den vergangenen Jahren hatte Globus als Grundstückseigentümer des Alten Leipziger Bahnhofs das Areal für verschiedene soziale und künstlerische Organisationen zur Verfügung gestellt. „Bedauerlicherweise mussten wir feststellen, dass sich die Gesamtsituation auf dem Areal in den vergangenen Monaten deutlich verändert hat“, sagt Enrico Wilde, der Bereichsleiter Standortplanung bei Globus. In der jüngeren Vergangenheit hätten sich Beschwerden von Anwohnern über Lärmbelästigungen und Ruhestörungen gehäuft, die vom Areal „Alter Leipziger Bahnhof“ ausgehen.
Ob diese Ruhestörungen tatsächlich mit den drei Nutzergruppen zusammenhängen, ist schwer feststellbar. Das Gelände ist weitläufig und wird auch von verschiedenen anderen Gruppen ohne Genehmigung genutzt. Zu erkennen ist nur, dass sich der Wagenplatz in den vergangenen Monaten ausgebreitet hat.
Verkehrssicherung und Haftungsrisiken
„Für uns als Grundstückseigentümerin wird es auf dem gesamten Areal zunehmend schwieriger, unseren Pflichten, insbesondere im Bereich der Verkehrssicherung, Rechnung zu tragen“, sagt Wilde. Rettungswege beispielsweise würden regelmäßig versperrt, sodass es nicht mehr möglich sei, die Sicherheit auf dem Areal ausreichend zu gewährleisten. Das Unternehmen habe sich daher, auch im Hinblick auf Haftungsrisiken nach intensiver interner Erörterung dazu entschieden, sämtliche Nutzungen auf dem Gelände zu beenden.
Für die Nutzer*innen kommt das Ende jetzt ziemlich plötzlich. Der Kunst- und Kultur-Verein „Hanse 3“ traf sich gestern zur Krisensitzung. Relativ wortkarg heißt es auf der Website: „Bitte seht von emotionalen Überreaktionen unbedingt ab! Natürlich bemühen wir uns, die Frist zu verlängern bzw. die Kündigung ganz abzuwenden.“
Auch Paul Elsner von der Geh8, die die „Ständige Vertretung“ organisiert hat, bestätigt, dass eine Kündigung der Nutzung eingegangen ist. Er hofft, dass man im Gespräch mit Globus noch eine Lösung finden kann.
Der Wagenplatz „Schotter und Gleise“ existiert auf dem Gelände seit zehn Jahren. Damals war der Wagenplatz vom Gelände „Marina Garden“ geräumt worden und fand auf dem Globus-Gelände einen Unterschlupf (Neustadt-Geflüster vom 27. Februar 2025). Über das Leben auf dem Wagenplatz entstand vor vier Jahren sogar eine Dokumentation (Neustadt-Geflüster vom 5. Februar 2021).
Globus in der Friedrichstadt bis heute nicht verbindlich
Neben den formalen Gründen, die Globus für die Kündigung angibt, gehen die Nutzer*innen davon aus, dass das Unternehmen mit der Kündigung auch Druck auf die Stadtverwaltung ausüben will. Denn eigentlich sollte Globus eine Ersatzfläche in der Friedrichstadt zugewiesen bekommen, damit das Unternehmen dort an der Bremer Straße den geplanten Einkaufsmarkt errichten kann.
Erste Ankündigungen für diesen Tausch gab es schon 2019. Zwei Jahre später sollte dann mittels eines Flächentausches die Lösung gefunden werden (Neustadt-Geflüster vom 9. Dezember 2021), allerdings klappte dieser Flächentausch bis heute nicht.
Nun gibt es zwar inzwischen in Bürgerwerkstätten entwickelte Pläne für das Gelände rund um den Alten Leipziger Bahnhof. Eine eine Lösung ist jedoch weiterhin nicht in Sicht.
Die betroffenen Nutzer*innen wollen sich nun in der kommenden Woche zusammensetzen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.