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Der sächsische Osterspaziergang

dem Frühling fehlt’s leider erneut an Revier
dem Frühling fehlt’s leider erneut an Revier

Der sächsische Osterspaziergang

Vom Eise erstarrt sind Strom und Bäche
Durch des Winters ewig frostigen Blick,
Im Gedächtnis schwindet das Hoffnungsglück;
Der zornige Winter, in frischer Stärke,
Kehrt von den rauen Bergen zurück.
Auch hier in Dresden sendet er, Befehlen gleich
Allmächtige Schauer nässenden Eises
In lähmenden Streifen über die gerade ergrünte Flur.
Zwar erleiden die Menschen das Weiße,
Doch überall regt sich Groll und Streben gegen den Matsch,
Alles wäre schöner wär’s mit Blüten belebt;
Doch dem Frühling fehlt’s leider erneut an Revier,
So nehmen wir eingepackte Menschen dafür.
Kehret euch um, von des Erzgebirgs Höhen
Um nach Elbflorenz zurück zu sehen!
Von Radebeul bis Nickern
Alle Menschen sind am bibbern
Und aus dem hohlen finstern Georgentor
Dringt schon wieder der striezelmarktsche‘ Duft von Glühwein hervor.
Einst sonnte an Ostern ein jeder sich gern.
Heute feiern wir als Eskimos verkleidet die Auferstehung des Herrn,
Doch warum ist man bei solch Wetter überhaupt aufgestanden?
In zahllosen Wohnungen im Gorbitzer Plattenbau
Überheizt, klimatisiert und trotzdem grau
Vom falschen Loft im echten Hecht
Zur Neustadt wo man schläft und zecht
Von der Datsche am Weißen Hirsch hin zur Laubgaster Fischerhütte
Es schallt der Ruf der Menschen:
Gib uns den Frühling, Petrus! Bitte!
Doch unter dem Druck der Schneelast auf Giebeln und Dächern,
Kämpft auf den Straßen der Winterdienst in der schneestöbernden Enge,
In verrammelten Kirchen in wintersgleicher Nacht
Hat die Kälte selbst den Papst um den Glauben gebracht
War Jesus denn nicht auserkoren?
Hat der halbnackt am Kreuz auch so gefroren?
Nun stellen wir die Uhr auf Sommerzeit
Und sehen doch keine Sonne weit und breit
Doch wie Goethes Spaziergang singen wir das alte Osterlied
Derweil vorm Fenster die Raupe den Schnee wegschiebt.
Sieh nur, sieh! Wie behende sich die Schaufel
In Schneisen durch das Weiße frisst,
Wie die Elbe in Breit und Länge
Zugefroren bis zum Grunde ist,
Und bis zum Sinken überladen,
Bleiben selbst Tschechiens Schlepper im Packeis stecken.
Und von des Berges fernen Pfaden
Bieten sich erste Jakuten zum Erfahrungsaustausch an.

Ich hör schon wie der Dresdner meckert:
„Mit Ruuhm hat sisch dor Betrus diesmaa ni begläggerd.“

Dieser Gastbeitrag stammt von Thomas Natzschka, freier Journalist aus Dresden.

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3 Kommentare

  1. Schnee und Glöckchen treffen sich doch sonst schon manchmal Mitte Februar..
    http://www.neustadt-ticker.de/foto/schneeglockchen-im-schnee

    Übrigens haben sich die Märzenbecher dieses Jahr für Ende April angekündigt und die Maiglöckchenernte dürfte mit dem (!) kalendarischen Sommeranfang einhergehen.
    Spargel wird i.d.R. nur bis zum 24. Juni geerntet, also dieses Jahr gar nicht. Gemeiner Rhabarber!
    Von Forsythien und Sauerkirschen will ich hier gar nicht sprechen…

Kommentare sind geschlossen.