Anzeige

Blaue Fabrik

Du sollst dir ein Abbild machen – Foto Görner

Der Fotograf ist tot – es lebe der Fotograf! Wenn Thomas Görner sich als Berufsfotograf tituliert, erntet er mittlerweile erstaunte Blicke.

Das ist ein Beruf?

In Zeiten der Digitalschwemme erfährt die Amateurfotografie Hochkonjunktur. Dabei reicht knipsen und nachher bearbeiten nicht für ein Profibild, sagt der Dinosaurier des Fachs Thomas Görner. Die Komposition muss stimmen, das Licht, die Einstellungen. Er sagt das mit einem gefassten milden Lächeln, als hätte er einen Kampf gegen einen Unterlegenen verloren.

Thomas Görner am Drücker
Thomas Görner am Drücker

Gelernt hat er sein Handwerk in der Deutschen Fotothek, die den Studenten unter uns ein Begriff sein dürfte. In seiner Lehre standen keine Hochzeitsbilder oder Ablichtungen von Putten-Babys auf Schaffellen auf dem Tagesplan, sondern dokumentarische Fotografien von Denkmälern oder Gemälden aus den Alten Meistern. Im Auftrag der Geschichtskonservierung knipste sich Görner nach seiner Ausbildung 1975 am Institut für Denkmalpflege durch Dresden und trug mit seinen Bildern zur Restaurierung betagter Gebäude bei. Architekten erarbeiten sich auf der Grundlage von akurat geschossenen Fotos die Pläne mittelalterlicher Bauwerke, um sie zu restaurieren. Auf die grandiose Idee kam ein Architekt, der beim Vermessen des Freiburger Doms aus seinem Weidenkörbchen fiel, sich den Arm dabei brach und aus der Not eine Tugend machte. Zahlreiche solcher Anekdötchen weiß Görner zu erzählen. Wir stehen in den schlauchartigen Räumen seines im Hinterhof versteckten Geschäfts, das Telefon klingelt im Akkord, drei Mitarbeiter rollen auf Bürostühlen hin und her, eine Wand mit Aktfotografien verführt das Auge.

Anzeige

Advenster.org

Anzeige

tranquillo

Anzeige

Agentour

Anzeige

Blitzumzug

Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur

Anzeige

Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Anzeige

Yoga Retreat

Anzeige

Archiv der Avantgarden - Welten Bauen. Visionäre. Architektur im 20. Jahrhundert

Anzeige

Kreuzretter für die Rückengesundheit

Anzeige

Societaetstheater

Im Kuselwusel der Filmfabrik
Im Kuselwusel der Filmfabrik

Selbst nach 15 Jahren im Dienste der Denkmalpflege hätte Görner gern weitergemacht, aber die Wende kam dazwischen. Aus ideologischen Gründen wollte er dem nun privatisierten Betrieb und dem zum Geschäfsführer aufgestiegenen Abteilungsleiter nicht die Treue halten, machte sich selbstständig und teilte sich mit einer englischen Firma die Geschäftsräume des heutigen „Trollhus“ auf der Königsbrücker Straße 45. Sein Angebot umfasste die Ausrüstung für Berufsfotografen: Kameras, Objektive, Chemikalien. Nach und nach etablierte sich auch die Porträtfotografie in seinem Lädchen. Im Jahr 1997 zogen die englischen Mietpartner aus und Görner übernahm ihren Bestand, mit der er später auf den aktuellen Standort zog.

Jetzt sind Hobbykünstler seine Kunden. Eisenbahnfans mit Fotoaffinität, Schwarz-Weiß-Knipser und Anhänger eines wieder erwachten Lomo-Kults. Passfotos schießt Görner aus der Hüfte, sein Labor kann alles, was ein modernes Labor können muss. Und trotzdem wird er weniger, der Strom der Kunden. Dafür stechen die angestammten kauzigen Originale mehr heraus. „Neulich“ erzählt Görner ganz selig „kam eine 92-jährige Dame hier herein und ließ mich die Reproduktion eines Zeitungsbildes machen, weil der Abgebildete ihrem Mann ähnlich sah.“ Während er für unser Foto posiert (wir sind verständlichermaßen nervös. Wann fotografiert man schonmal einen Fotografen? Und dazu noch einen beruflichen) plaudert er fröhlich von alten Kamera-Modellen, lässt sich das gellende Telefon höflich müde bellen und hastet dann zum nächsten eintretenden Kunden, als wüsste er schon ganz genau dessen Begehr. Im Hintergrund das Rauschen und Summen der Apparate, das Murmeln des mit Filmen gefüllten Kühlschranks – und das wiederholte Klingeln des Telefons. Wir lösen uns aus dem Gespräch mit einer Dame, die geduldig auf ihre biometrische Ablichtung wartet und mich beschleicht das Gefühl, dass sie noch ziemlich lebendig ist. Diese altmodische Fotografie.

Blitzlicht am Ende des Tunnels
Blitzlicht am Ende des Tunnels

Informationen und Öffnungszeiten

  • Foto Labor Service Görner, Königsbrücker Straße 70
  • Montag bis Dienstag 8 bis 19 Uhr, Mittwoch von 14 bis 19 Uhr, Donnerstag und Freitag 8 bis 19 Uhr
  • Im Internet zu erreichen unter http://www.foto-labor-dresden.de/

Anzeige

Kieferorthopädie

Anzeige

Advenster.org

Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur

Anzeige

Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Anzeige

Agentour

10 Kommentare

  1. zwar gehe ich meist nur „mit“, aber allein das ist toll. doch leider hast du die frau am tresen (ich weiß nicht, ob es frau görner ist) mit keinem wort erwähnt. diese verwickelt einen mühelos in ein gespräch, schwärmt bei der nachfrage, wofür man die diafilme brauche, von budapest und salami und und und.

  2. Hi! Die war leider gar nicht da! Also musst du als Eingeweihte noch ein paar Worte verlieren ;)

  3. ja, der FotoGörner ist von unschätzbarem Wert, vor allem für alle die sich für analoge Fotografie und alte Kameras interessieren und Beratung/Hilfe brauchen, bzw. den passenden Film, der sogar noch entwickelt wird.. Die besagte Frau am Tresen hab ich auch erleben dürfen und als wunderbarste Zeitüberbrückerin in Erinnerung :D

  4. Die „Frau am Tresen“ ist unsere geliebte Sybille, die den Laden in Schwung hält (und keinesfalls Frau Görner :D) Schon sie alleine ist einen Besuch bei Görner wert. Kompetent wird man von ihr beraten und kann auch ein wenig den Alltag bei ihren Erzählungen und aufmunternden Worten vergessen.
    Ach ja, nebenbei kauft man natürlich noch Filme oder lässt welche entwickeln.

  5. Och Mensch!

    Leute, die Sybille ist doch eigentlich die Seele des Ladens und sicherlich währe der Laden wohl nicht so, wenn überhaupt, wenn Sybille nicht multitaskingfähig dort die Leute fachkundig bespaßen würde und noch nebenbei die Organisation des Ladens und der Aufträge schmeißen würde!

    Ehrlich!

  6. Die Seele, genau! Bei Görner kann sich der ganze Einzelhandel mal eine Scheibe abschneiden. Vielleicht würden wir noch viel mehr analog einkaufen, wenn man in die Geschäfte wegen einem Plausch gehen würde und nicht der Sache wegen. Da die die meisten es ja in ihrem Alltag nicht schaffen selbst auf die Bremse zu treten, brauch man eben solche Kleinode. Sybille interessiert sich für deine Probleme und sieht sie dir auch gleich an, wenn du reinkommst. Das braucht dann eben seine Zeit um drüber zu reden. Und nebenbei wird das Leben der anderen Wartenden entschleunigt. Wobei Warten wohl das völlig falsche Wort ist, sagen wir die-sich-besinnenden =) Eigentlich müssten wir doch heutzutage viel mehr Zeit haben für sowas als früher, wir müssen die Wäsche und das Geschirr nicht mehr selber waschen, haben Zeit abends 3 Stunden fernzusehen, bewegen uns nicht mehr zu Fuß, arbeiten weniger.. Ich schweife wohl etwas ab. Sowas ging mir aber schon so manches Mal durch den Kopf, als ich bei Sybille im Laden stand. Zeit gibt einem niemand, man muss sie sich nehmen.

  7. Ich schütte mir nachträglich noch einen Aschekübel über meinen Kopf: seit Ostern bin ich stolze Praktika-Besitzerin und knips meine Filme im Wochentakt runter, nur um mich für einen Plausch mit Sybille über den Tresen robben zu können. Aber das konnte ich vorher tatsächlich nicht wissen. Zum Trost: nach den Geschäften folgen die Neustadt-Originale in Persona. Ich schätz mal, Sybille ist dabei :)

  8. moin…
    gruss aus dem nordwesten..
    toller laden.
    im letzten jahr hatten wir einen 230v cee stecker von unserem wohnmobil vergessen und suchten einen elektroladen in dresden der so etwas verkauft… foto-görner suchte, nicht nur in den gelben-seiten.., es wurde sogar telefoniert ! und dann kam die wegbschreibung mit bus-linien :-)))
    wenn es nicht 700km bis nach dresden wären..ich wuerde öfter vorbeischauen. so kommen die rollfilme halt mit der post..
    danke nochmals fuer euro hilfe..
    gruss gregor

Kommentare sind geschlossen.