Im Konflikt zwischen Globus und den Mietern auf dem Areal am Alten Leipziger Bahnhof – Hanse 3, Wagenplatz und die „Ständige Vertretung“ – gibt es eine neue Entwicklung. Die Anfang Februar 2025 ausgesprochenen Kündigungen „werden nicht vollzogen“, informierte André Barth, Leiter des Stadtbezirksamtes Neustadt, gestern auf der Sitzung des Stadtbezirksbeirates Neustadt. Auch die angedrohte Abschaltung des Stroms sei vorerst vom Tisch.
Gemeinsam mit Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) habe er bei einem Treffen mit Enrico Wilde, Bereichsleiter Standortplanung bei Globus, und weiteren Globusvertretern über die Lage auf dem Globus-Grundstück in der Leipziger Vorstadt gesprochen. Im Ergebnis sei ein „Stillhalteabkommen“ vereinbart worden. Barth und Kühn hätten eine „soziale Kontrolle“ des Areals durch die Nutzer zugesagt. Der Entwurf einer entsprechenden Vereinbarung liege Globus zur Prüfung vor.
Damit sollen die von Globus beanstandeten Lärmbelästigungen und Ruhestörungen unterbunden werden. Ob diese Ruhestörungen tatsächlich mit den drei Nutzergruppen zusammenhängen, ist schwer feststellbar. Das Gelände ist weitläufig und wird von verschiedenen anderen Gruppen ohne Genehmigung genutzt. Das Neustadt-Geflüster hatte darüber berichtet. Die Crew der „Hanse 3“ hatte zwischenzeitlich schon angekündigt, Veranstaltungen abzusagen, nun finden aber wieder Konzerte statt, am Donnerstag, 10. April, 20 Uhr spielen zum Beispiel Kanalizacija auf.
Noch keine Ersatzfläche
Die Globusvertreter hätten in dem Gespräch deutlich gemacht, dass die Stadt bis heute keine alternative Fläche für den geplanten Globus-SB-Markt am Alten Leipziger Bahnhof bereitgestellt habe. Zwar sei das B-Plan-Verfahren für einen Standort in der Bremer Straße in der Friedrichstadt weit fortgeschritten, der vereinbarte Flächentausch mit der Sachsen-Energie jedoch nicht zustande gekommen. Baubürgermeister Kühn habe in dem Gespräch mit den Globus-Vertreter zugesagt, einen weiteren Anlauf bei dem Energieunternehmen zu starten, um den Flächentausch doch noch auf den Weg zu bringen.
Man hat es im Vorfeld des Gesprächs am 31.03. geschafft, die Zuzügler am Bauwagendorf, welche letzte 1-2 Jahre hinten ins Gelände hinein siedelten, rauszukomlimentieren. Diese Leute waren eigentlich abgelehnt, siedelten aber dennoch, sie sollen teils Ärger gemacht haben, teils Lärm und zapften beim Dorf einfach den Strom mit ab.
Einige sollen nun dort an der Leipziger Straße stehen – noch bevor die Tanke kommt.
Somit wurde der konfliktarme Zustand wie die Jahre zuvor wiederhergestellt. Ein Bauwagenvertreter war ja beim Treff mit dabei.
Vermüllung ist auch kein richtig von Globus vorgebrachtes Thema, weil andere es auch wieder beräumen. Derzeit ist das Areal sauberer als wie je zuvor, wenngleich viele Nutzer des Geländes sorglos rummüllen.
Die wirklichen Gründe seitens Globus sind entweder juristischer Druck wegen Lärms aus der Hafencity-Neubewohnerschaft, oder Strategie bezüglich ihrer Ansiedlungsbestrebungen in Dresden.
Ein Vorschlag seitens der Verwaltung, das Gelände treuhänderisch zu „bewirtschaften“, bei bestehendem Grundbesitz von Globus, wurde von Globus abgelehnt. Die Stadt hätte im Prinzip das Gelände als Zwischenlösung „gepachtet“ und sich somit um alle „Sorgen“ kümmern und Ausgaben bestreiten können. Das ist ja im Status quo nicht möglich, da keine Steuergelder auf Privatgrund verscherbelt werden dürfen. Das wäre eine denkbare Lösung, aber eventuell hatte Globus berechtigte Einwände?
Wenn es erstmal in Ruhe und Gelassenheit weiterlaufen darf, ist es aber auch eine zunächst gute Neuigkeit. Westlich grenzt das Globusgelände an das von Kaufland. Für die Sprayer ist es einerlei. Es bedarf dringend einer Dosenentsorgungsstruktur, damit nicht der giftige Sondermüll immer in der Natur landet.
Die Aussage, dass unklar sei, ob die Ruhestörungen von den drei bekannten Nutzergruppen ausgehen, ist aus meiner Sicht schwer nachvollziehbar. Es gibt seit längerer Zeit belegbare Hinweise, dass insbesondere vom Wagenplatz gezielt Lärmveranstaltungen organisiert werden. Kollektive wie „Krachkultur“ oder die „Rezet Crew“ rufen öffentlich dazu auf, an Veranstaltungen mit lauter Musik teilzunehmen – ganz nach dem Prinzip: je mehr Leute kommen, desto schwieriger wird ein Einschreiten für Polizei und Ordnungskräfte.
Die dafür genutzten Soundsysteme sind teils auf dem Wagenplatz stationiert und werden dort gelagert. Dass diese Aktivitäten zu einer erheblichen Belastung der Umgebung führen, ist offenkundig. Trotzdem scheint es bislang keine Konsequenzen für die verantwortlichen Gruppen zu geben.
Ich halte es für dringend notwendig, dass hier klarer zwischen konstruktiver Zwischennutzung und wiederholtem Fehlverhalten unterschieden wird. Wer bewusst und regelmäßig gegen grundlegende Regeln des Miteinanders verstößt, sollte vom Gelände ausgeschlossen werden, um den verbleibenden Nutzer*innen eine faire und tragfähige Perspektive zu ermöglichen.