Am Freitag-Vormittag haben zwei Grünen-Politiker mit Unterstützung von Anwohner*innen und Umweltschützer*innen am Holunderweg drei junge Eichen gepflanzt. Das Grundstück ist im Besitz einer Dresdner Immobilien-Firma und vor etwas mehr als drei Jahren in die Schlagzeilen geraten.
Die Grundstückseigentümerin hatte damals (Neustadt-Geflüster vom 7. Januar 2022) mehr als 100 Bäume fällen lassen, die teils fast 100 Jahre alt waren. Nachbar*innen hatten befürchtet, dass die Firma das ehemalige Wäldchen in Baugrund umwandeln wollte und daher eine Bürgerinitiative gegründet. Ein paar Tage später begründete das Unternehmen die Fällung der Bäume (Neustadt-Geflüster vom 12. Januar 2022). So seien Sicherungsmaßnahmen ausschlaggebend gewesen. Das Unternehmen hatte dafür eigens ein Gutachten erstellen lassen und wies darauf hin, dass es sich nicht um eine Rodung oder einen Kahlhieb handele, sondern die gefällten Bäume nur auf Stock gesetzt wurden. Bei solchen Fällungen können Bäume später wieder austreiben.
Dieses Austreiben der Bäume war schon kurze Zeit später sichtbar, schon im Herbst 2022 war die Fläche wieder grün. Nun drei Jahre später ist der Hang zwischen Stauffenbergallee und Holunderweg wieder intensiv bewachsen. Allerdings hat sich die Vegetation stark verändert. Während seinerzeit Eichen, Buchen und Ahorne vorherrschten, wachsen nun vorwiegend Robinien und zunehmend auch Götterbäume. Diesen beiden Baumarten ist gemein, dass sie schneller wachsen als Eiche, Buche und Ahorn. Der Götterbaum gilt als eine invasive Art, der einheimischen Pflanzen verdrängt. Er gilt als der am schnellsten wachsende Baum in Europa, Details in der Wikipedia.
Ankauf durch die Stadt vor zwei Jahren gescheitert
Aus einer Petition entstand damals ein Antrag der Grünen. Die wollten sich dafür einsetzen, dass die Stadt das Grundstück erwirbt und entsprechend aufforstet. Der Antrag wurde vom Stadtrat am 20. April 2023 mit knapper Mehrheit abgelehnt.
Der Landtagsabgeordnete Thomas Löser, der die Pflanzaktion gemeinsam mit Stadtrat Torsten Schulze (beide Grüne) organisiert hatte, wollte damit zum Tag des Baumes ein Zeichen setzen. „Wir verstehen das als liebevolle Ermahnung an den Eigentümer“, so Löser. Die drei noch zarten Eichen wurden mit einem Wassersack versehen, damit sie erst einmal gut versorgt sind. Anwohnende, die das Geschehen verfolgten und teils helfend zur Seite standen, erklärten sich bereit, sich in den kommenden Wochen um die drei Jung-Eichen zu kümmern.
Hinweis auf Petition zur Änderung des Waldgesetzes
Die Fällung der Bäume seinerzeit war legal. Während Grundstückseigentümer für jeden Baum, der über einen gewissen Durchmesser verfügt, eine Fällgenehmigung einholen müssen, ist das für Waldbesitzer gemäß dem Sächsischen Waldschutzgesetz bis zu einer bestimmten Größe der Waldfläche erlaubt. Ebenso erlaubt sind sogenannte Verjüngungsmaßnahmen des Waldes, dazu zählt das Auf-Stock-Setzen. Darauf hatte sich die Eigentümerin des Waldes seinerzeit berufen. Zu der aktuellen Pflanzung der drei Eichen durch die Grünen-Politiker wollte sich die Eigentümerin, eine Dresdner Immobilien-Verwaltungsgesellschaft auf Nachfrage nicht äußern.
Eine neue Petition der Bürgerinitiative „Wäldchen am Holunderweg“ gemeinsam mit dem Verein Dresdner Stadtgärten zielt nun darauf ab, das Waldgesetz in Bezug auf Stadtwälder zu ändern.
Wenn jemand ohne Erlaubnis Bäume auf fremdem Grundstück pflanzt, verletzt er das Eigentumsrecht des Grundstückseigentümers. Der Grundstückseigentümer kann die Entfernung der Bäume verlangen und möglicherweise Schadensersatz geltend machen. Hoffe der Eigentümer zieht rechtliche Konsequenzen gegen Löser und Schulze. Wo kommen wir den hin wenn jeder auf jeden Grundstück einfach was ändern kann.