Freundlich ist sie, Ulrike Reckziegel. Mit einem Spontanbesuch in ihrem Lädchen wird sie von mir überrumpelt und empfängt mich begeistert. Sie bietet mir ein Glas Wasser mit Sprudel an und führt mich durch den Raum ihrer neuen Ladengalerie. Dabei haben wir uns fast im Gespräch über das Leben in der Neustadt verrannt.
Sie lebt seit 1996 im Viertel – und versteht etwas von Kunst und Handwerk. „Ich arbeitete seit 13 Jahren in einem Schmuckgeschäft und wollte mich endlich selbstständig machen.“ Also schnappte sie zu. Der Raum auf der Böhmischen Straße war vorher Teil des Radladens „Elbcycles“ gegenüber. Jetzt schmücken ihn Metall-, Holz-, Silber-, Glas- und Keramikelemente aus. Alles wirkt sehr edel und dennoch rustikal.
Die schweren, massiven Gegenstände fielen mir zuerst ins Auge. Zentimeterdickes geschweißtes Metall wurde zu Kerzenleuchtern, Lampen und Mobiliar verbogen. Eine rostige Eisenfrau schaut mich an. Sie ist größer als ich! Na gut, das ist jetzt nicht so schwer. Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet. Sogar geschmiedete Wandobjekte hängen herum – alles irgendwie im „Used“-Look. Die vielen kleinen Accessoires und Lilienblüten auf den Holztischen wirken wie Farbtupfer in dem schlicht gehaltenen Raum. Sie sind fast in Gefahr, neben den großen „Kollegen“ der Ladengalerie unterzugehen.
Wir setzen uns auf zwei breite Holzstühle an einen runden Tisch. Zu meiner Frage ob Ulrike selbst diese Dinge gestalten und bauen würde, zeigt sie auf eine Glasvitrine gleich neben der Tür. „Ich bin gelernte Goldschmiedin und habe mich auf „Pimpante“ (Schmuck) spezialisiert.“ Große, bunt-silberne Edelsteinketten in allen Formen funkeln mich an. Armbänder kreiert Ulrike auch. Sie sind an Puppenkorsen gelegt und warten auf eine Besitzerin, die sie mit Stolz und Eleganz tragen möchte. Auf den Tischen liegen zusammengebundene Kerzen. „Die sind von der Kerzenfarm und diese Glaselemente von einer polnischen Glasbläserei.“ – Sie zeigt mir hübschen geschwungene Vasen, Schalen und Teelichter.
Töpfermeister Ingolf Hermann stellt ebenfalls ein kleines Sortiment an schönen Dingen aus Porzellan zur Verfügung. Alteingesessene Neustädter werden ihn noch von der Alaunstraße 100 kennen, dort hatte er einst seinen Laden. Aber das ist eigentlich schon wieder eine andere Geschichte.
Ebenfalls ein guter alter Bekannter ist der Eisengraf. Der hatte früher auf der Louisenstraße sein Atelier, später auf der Katharinenstraße. Jetzt gibt es sie endlich wieder in einem Ladengeschäft in der Neustadt: Die schweren großen Objekte aus Eisen. „Vielleicht sieht der Laden bald schon wieder anders aus, denn die Tische kann man hin und herschieben und ich habe es gern mal abwechslungsreich.“ Apropos – sogar die kann man kaufen. Mit Ziegeln und einem Werk hat Ulrikes Ladengalerie nicht wirklich etwas zu tun. Ihr Nachname versteckt sich im „Label“. Spielerisch untermalt durch die klitzekleinen roten Ziegelchen, welche an den Objekten im Laden hängen und sie auspreisen. Seit 3. Mai ist das Ziegelwerk offen und wurde schon gut besucht. „Ich bin da guter Dinge – es gibt immer Leute, die schöne Sachen mögen“, sagt Ulrike bescheiden und lächelt mich freundlich an. Im August oder September soll es eine Vernissage geben – mit bekannten und unbekannten Künstlern. Interessenten dürfen sich bei ihr gerne melden und mitwirken.
Nachtrag 2017
- Im März hat Ulrike ihr Ziegelwerk zugeschlossen und macht nicht mehr auf.
hallo ihr neustadtgeflüsterer,
danke für euren artikel!
leider schade, dass zwei dinge nicht stimmen.
ich wohne seit 1996 in der neustadt und ich habe vorher 13 jahre in einem schmuckladen gearbeitet.
aber egal!
seid lieb gegrüßt die ULI vom ziegelwerk
Und schon korrigiert. Sorry.
Die Neustadtläden und ihr Geschmack werden och immer komischer. Naja.