Anzeige

Archiv der Avantgarden - Welten Bauen. Visionäre. Architektur im 20. Jahrhundert

Freitag Abend: Wechselbad der Gefühle

Feuershow mit Kids auf der Talstraße
Feuershow mit Kids auf der Talstraße
Es wird heiß, bitte noch zwei Schritte zurücktreten. Und alle machen brav mit und plötzlich wird es wirklich heiß. Mädchen und Jungen lassen Fackeln kreisen. Das Publikum ist begeistert. Ich stehe auf der Talstraße, im familienfreundlichen Osten der BRN-Feierlichkeiten. Bislang bin ich begeistert. Aber der Reihe nach.

Blechlawine auf dem Dach von Katys Garage
Blechlawine auf dem Dach von Katys Garage
Vorm Eckstein darf ich Bier aus dem Glas trinken, wenn ich verspreche mich nicht zu entfernen. Hab ich auch nicht vor, kann ich doch hier der Blechlawine lauschen. Wilde Trommler und ihre Ölfässer, sehr imposant.
Gentrifizierungsopfer hängen über der Louisenstraße
Gentrifizierungsopfer hängen über der Louisenstraße
Als das Bier ausgetrunken ist, beginne ich mit der obligatorischen Runde. Das Schwarze Schaf beeindruckt mit einer Gold-Fassade, gegenüber hängen die Gentrifizierungsopfer am seidenen Faden.
Eines von vielen Hinterhofkonzerten: die cosmic combo
Eines von vielen Hinterhofkonzerten: die cosmic combo
Gegenüber falle ich auch in den ersten Hinterhof mit Konzert. Die cosmic combo sind junge Burschen, die die elektronisch verstärkte Gitarren-Musik ihrer Großväter wieder aufleben lassen.
BRN-Flagge unter der Diskokugel
BRN-Flagge unter der Diskokugel
Auf der anderen Straßenseite locken eine Discokugel und hämmernder Beat in den Hof. Streng dreinblickende Security steht am Eingang, solche werden mir im Laufe des Abends öfter auffallen als Polizei oder Polizeibehörde.
Mickey als Freibeuter ... sehr maritimes Thema an der Louisen-Ecke Martin-Luther-Straße
Mickey als Freibeuter … sehr maritimes Thema an der Louisen-Ecke Martin-Luther-Straße
Auf der Kamenzer sollen die Piraten eine „Insel“ angemeldet haben, davon war nicht viel zu sehen, aber schön, wenn es mal luftiger ist und man mal frei treten kann.
Geschicklichkeitsspiel auf der Kamenzer
Geschicklichkeitsspiel auf der Kamenzer
Danach folgte der etwas längere Zwischenstopp auf der Talstraße, um die eingangs beschriebene Feuershow zu begutachten. Auf der Pulsnitzer wurde ich dann fast in ein merkwürdiges Dosenspiel verwickelt.
Bierdosen-Kubb oder so ähnlich auf der Pulsnitzer Straße
Bierdosen-Kubb oder so ähnlich auf der Pulsnitzer Straße
Nächste Etappe: Kukulida am unteren Ende der Martin-Luther-Straße. Handgemachte Musik verzaubert das Publikum, dass hier gern barfuß tanzt und Shirts und Hosen flattern lässt. Daneben ein hübscher Wurfstand. Mit jedem Treffer kann man die Neustadt weiter gentrifizieren.
Vorm Kukulida sorgte ein Gentrifizierungswurfspiel und lustig Musik für Aufmerksamkeit.
Vorm Kukulida sorgte ein Gentrifizierungswurfspiel und lustig Musik für Aufmerksamkeit.

Rutschen ins Glück
Rutschen ins Glück

Über den Hintehof geht es durch eine Lücke im Zaun zum Lustgarten-Gelände. Hier rocken die Herren von Dré Imbicz, ich schaue in die Runde, wieviele stehen hier: 1000, 2000 – das ist wie ein Open-Air-Festival, die Stimmung steigt als ein Bandmitglied von der Bühne springt und sich über die Hände tragen lässt.
Die deutsch-amerikanisch-ungarische Polka-Punk-Band Dré Imbicz rockte den Lustgarten.
Die deutsch-amerikanisch-ungarische Polka-Punk-Band Dré Imbicz rockte den Lustgarten.

Die Lichtinstallation von Claudia Reh tauchte das Parkhaus in bislang ungeahnte Farbigkeit.
Die Lichtinstallation von Claudia Reh tauchte das Parkhaus in bislang ungeahnte Farbigkeit.
Durch das winzige Nadelöhr des „Stilbruch“ geht es wieder mitten rein ins BRN-Treiben. Auf der Rothenburger Straße scheint das Publikum komplett ausgetauscht. Die Burschen sind muskulöser und bei den Klamotten der Mädels flattert nichts mehr. Trichter-Saufen ist der große Knüller. Und dennoch: Die bedrohliche Stimmung vergangener Jahre, die ich hier oft gespürt habe, ist weg. Selbst knallharte Hooligans grinsen mich fröhlich an.
Musikhaus-Neustadt-Chef Peter Pfundt nutzte den Balkon vom Tranquillo um die Massen hüpfen zu lassen.
Musikhaus-Neustadt-Chef Peter Pfundt nutzte den Balkon vom Tranquillo um die Massen hüpfen zu lassen.
Höhepunkt dieser Szenerie ist die Ecke zur Louisenstraße. Vorm Musikhaus tanzen die Massen, soweit es im Gedränge eben geht. Mit unglaublicher Eleganz schlängelt sich, den Cocktail-Becher balanzierend, eine ganze Truppe junger Mädels an mir vorbei.
Musikhaus-Neustadt-Chef Peter Pfundt nutzte den Balkon vom Tranquillo um die Massen hüpfen zu lassen.
Musikhaus-Neustadt-Chef Peter Pfundt nutzte den Balkon vom Tranquillo um die Massen hüpfen zu lassen.
Danach Luft holen im Thalia – mit einem Bierchen und Barhocker ausgestattet, beobachte ich das Treiben. Fühle mich ein bisschen wie die ZK-Oberen auf der Ehrentribüne zur 1.-Mai-Demonstration, Honecker-Masken wären jetzt nicht schlecht. Im Hinterhof ist es plötzlich wieder ganz anders. Eine Band, deren Mitglieder wie eine Mischung aus Frank Zappa und ZZ-Top aussehen, spielt besinnliche Musik. Das Publikum ist teils auch schon etwas in die Jahre gekommen. Gespräche werden geführt, der Blue-Note-Chef grinst und schenkt Alkoholika aus. Entspannung pur.
Bedächtige Klänge hinterm Thalia: Brokof
Bedächtige Klänge hinterm Thalia: Brokof
Noch schnell zum Alaunplatz, Merkwürden hat schon Schluss gemacht, die Besucher strömen wieder ins Viertel. Entsprechender Stau ist auf der Alaunstraße. Enttäuschung: Der Zirkus an der Sebnitzer ist gar keiner, sondern nur eine weiteres DJ-Pult mit Boxen. Vorm Boys klingt mein musikalischer Abend mit einem aktuellen Top-Ten-Hit aus. Kurz nach 1 Uhr ist Ruhe. Wie übrigens bei allen größeren Ständen. Verlängerten Krach machen offenbar nur diejenigen, die noch nicht in den Genuß saftiger Bußgelder gekommen sind.

6 Kommentare

  1. Deine Überschrift, Anton, ließ mich vermuten, dass du dich irgendwo auch richtig beschissen gefühlt hast. Aber das war wohl nur der Aufhänger…
    Knallharte Hooligans grinsen dich fröhlich an? Sicher? :-P

  2. Det neue Pinkelbecken an der kuntabunten Ecke war halb 11 verstopft,weil irjendwelche Pissa ihre Kippen rinjeschmissen hatten…tolle Wurst…nee aber tolle Ausscheidungsflut…quasi Dein Privathochwassa…

  3. Erschreckend, wieviele Leutchen scheinbar nur wochentags und während der Arbeitszeit schreiben, Jane und so ;-) , also ich schreibe immer aus der Freizeit heraus, was auch so manches Mal ersichtlich ist … authentisch – ein Stück weit.

Kommentare sind geschlossen.