Ich stürze mich in das abendliche Getümmel und lausche rockigen Klängen vor Willis Drop-Out. „dikloud“ machen ordentlich Krach und die Stimmung steigt.Danach ein letzter Rundgang für den Abend. Traurig blinzelt mich ein Bierwagen von einem Hinterhof an. Einst hatte hier Achim seinen Trödelhof, nun versucht jemand Geld zu verdienen. Ob es klappt? Von verschiedenen Seiten höre ich, professioneller Verkauf während der BRN lohnt nicht mehr. Denn diejenigen, die brav Steuern zahlen und ihrem Personal ein halbwegs angemessenen Lohn zahlen wollen, gehen zunehmend leer aus. Denn wer zahlt schon 3,- Euro für das Fassbier, wenn es nebenan die pfandfreie Halbliter-Dose für einen Euro gibt. Während der professionelle Kommerz also zurück geht, scheint der Privat-Kommerz anzusteigen.Weiter geht’s. Auf der Görlitzer wird das BRN-Maskottchen gleich in die aktuellen politische Großwetterlage einbezogen. Solcherlei Aussagen kennt man vom Karneval. Und so kommt mir der Republik-Geburstag immer mehr vor. Alte Herren zwängen sich in Lederjacken, brave Buben stülpen sich Plastik-Hahnenkämme über – irgendwie scheint die Neustadt heute voll von Ausgeflippten zu sein. Da fallen die Burschen im Planschbecken auch nicht mehr auf.
Die Trommler von Samba Universo sind unterwegs. Clever, die tragen alle Ohrstöpsel. Herrlich: Rundum zaubern sie den Besuchern mindestens ein dickes, fettes Grinsen ins Gesicht.
Für mich das Spiel zur BRN: Kugelnd durchs Viertel. Ein ausgeschnittener Stadtteillotse und viel Bastelfleiß machen es möglich. Zu finden auf der Louisen-/Ecke Talstraße.Die Nacht naht und für mich der erste Auftritt der „Anker“ vorm Madness. Auf gemütlichem Grün steht es sich bequem. Die enge Louisenstraße wird zur Rockbühne. Das Publikum schreit begeistert mit. Glücksgefühle durchziehen meine Adern. Eigentlich müsste ich jetzt aufhören und es gut sein lassen.Doch das Fieber der Feier reißt mich noch einmal in seinen Bann. Minuten später stecke ich fest. Auf der Alaunstraße geht es weder vor noch zurück. Die Stimmung wird unangenehm. Auch kurz nach 11 Uhr scheinen immer noch Tausende hinein zu strömen. Und das Publikum wird genervter. Keine Verrückten mehr, keine Kostümierten – ich blicke in stumpfe Gesichter und trunkene Augen. Ich rette mich in die „Böhmische“ und in den Lustgarten – und plötzlich ist wieder alles gut. Das „Maracash Orchestra“ lässt sich mit einem Schlauchboot zur Bühne tragen. Um mich herum Fröhlichkeit, ausgelassen feiert die Jugend. Dieses schöne Gefühl nehme ich mit und verschwinde.
- Tipps zum Sonntag: ab ca. 11 Uhr Frühstücken auf der Straße, 15 Uhr Bartmeisterschaft im Louisen Kombi Naht, 20 Uhr BRN-Abschluss-Konzert am Martin-Luther-Platz.
- Programm unter: www.bunterepublikneustadt.de
*es heißt dikloud. ich bitte um änderung :)
Oh. T’schuldigung. Korrigiert.
Die Trommler Nerven aber auch jedes Jahr wieder.. Da die leider keine Rücksicht nehmen auf andere Künstler…
Ich habe den ersten Teil (ca. 45min) des Marraca$h Orchestra gehört. Ich wusste gar nicht, dass die derart krasse Mugge machen. Kann mir mal jemand sagen wie man das nennt? Das war von Hiphop über virtuoses Gitarrengewixe bis krass elektronisch alles mögliche. Irre!