„Wenn ich heute noch einmal die Wahl hätte, würde ich den Laden anders nennen“, gibt Remo Dudek zu. Doch die sehr spontane Taufe in „art+form“ steht für die Aufbruchsstimmung der Wendezeit. Einfach anfangen und machen, nie war mehr Anfang als jetzt. Jeder konnte alles machen, dieses Flair lag in der Luft und davon ließ sich auch Remo Dudek anstecken.
Sieht man ihn heute hinter dem Schreibtisch sitzen, entspannt zurück gelehnt, im schwarzen Pullover und mit ernstem Gesichtausdruck, lässt sich schwer vorstellen, wie er einst jonglierend auf einem Einrad Gauklerkunststücke vollführte. Und doch liegen die Wurzeln des art+form, dem Jahrmarkt der Papiere, in einem DDR-Straßentheater namens Spieltour. Etwa 20 Querdenker hatten in ihrer Sturm- und Drangzeit beschlossen, eine Nische im Kulturbetrieb zu schaffen und regimekonträre Mitmachkunst zu zelebrieren. Damit machte sich Spieltour z.B. auf dem Weimarer Zwiebelmarkt oder dem Potsadamer Schlossinselfest einen bekannten Namen. Zu der Gruppe gehörte der kleine Verlag Spieltourpress, der Karten und Kunstdrucke gestaltete und vertrieb. Dudek hatte ihn mit zwei Freunden gegründet. „Wenn die Wende nicht gekommen wäre“, sinniert Remo Dudek „würde ich das vielleicht heute noch machen.“
Aber die Wende kam und sie verhieß nicht nur Gutes. Spieltour löste sich von einem Tag auf den anderen in Wohlgefallen auf. Plötzlich bestand kein Interesse an Kulturprojekten dieser Art mehr. Das Dreiergespann um den Verlag zerfiel und Remo Dudek musste sich entscheiden. Bis jetzt war das kleine Verlag-Vertriebs-Unternehmen unwirtschaftlich gelaufen. Er entschloss sich, das Risiko einzugehen und den Laden allein weiterzuführen. Dieser war ursprünglich ansässig auf der Rothenburger Straße 24. Dort, wo sich heute der kleine Spiel- und Schreibwarenladen befindet. Die größeren Räumlichkeiten auf der Bautzener Straße 11 teilte man sich erst noch mit einem Café. Drei seiner Art scheiterten jedoch und irgendwann entschloss sich Dudek, im vorhandenen Platz das eigene Sortiment einziehen zu lassen.
Das Einrad steht heute im Keller, ab und zu lässt Dudek sich zu einer Küchenjonglage mit drei Orangen hinreißen. „Ich bin jetzt in einem anderen Leben angekommen“, sagt er. Während seiner Gauklerzeit machte er in der Abendschule sein Abitur nach, nebenbei arbeitete er in einem Kinderheim als Nachtwache. Heute unterstehen ihm 20 Mitarbeiter. Es gilt, sich mit Verträgen, Miete und Gehalt auseinanderzusetzen. Fast staunend stellt Dudek fest, mit welch waghalsiger Naivität er sich damals in die Selbstständigkeit stürzte: „So leicht wäre das heute nicht mehr möglich. Ohne Businessplan und Startkapital.“
Das Geschäft beschreitet eine Gratwanderung zwischen Kunst, Kitsch und Trödel. Der etablierte Kunstmarkt nimmt es nicht ernst, der einfache Händler hält es für abgehoben. „Wir sind total dazwischen“, sagt Dudek. Gerade das macht die Faszination aus. Obwohl sich trashige Verbrechen wie das Kleine Arschloch oder Bölkstoff-Bier heute nicht mehr in den Regalen finden lassen. Da ist der Kragen mittlerweile weiter geworden. Dudek ist stolz auf die hauseigens produzierten Dresden-Karten und ästhetische Do-it-yourself-Kalender, die kleine Galerie, die Rahmenwerkstatt und sein Gesamtkunstwerk art+form, das sich aus einem Sortiment wie ein großes Bonbon-Glas und den engagierten Mitarbeitern zusammensetzt. Es vibriert von den Freundschaften zu Künstlern und Querköpfen, die heute noch die Quellen für ein kreatives, überraschendes „Sammelsurtiment“ sind.
Informationen und Öffnungszeiten
- art+form, Bautzner Straße 11
- Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr, Sonnabend 10 bis 18 Uhr
- im Internet zu erreichen unter www.artundform.de
na huch, wo ist denn mein kritikkommentar dazu? hat der herr launer fix mal wegzensiert… das nenntst du neustadtgeflüster? sollte fortan „kontrollierte altstadtansichten“ heißen! wie peinlich und irgendwie stupide und langweilig wie der bericht eines alten dresdner stadtvater. würg!
Hallo andy1973,
ich hatte schon versucht, Dir das per Mail mitzuteilen. Aber die von Dir angegebene Adresse führte ins Nirgendwo. Deine Kritik ist für mich nicht nachprüfbar und somit eine Unterstellung. So etwas kann ich nicht veröffentlichen. Wenn Du mir belastbare Beweise für Deine Behauptungen liefern kannst, bin ich gern bereit, dass auch hier zu veröffentlichen.
Gruß, Anton