Auf der Görlitzer Straße hat in der vergangenen Woche Dresdens erster Faltradladen eröffnet. Winnie Heun will hier, wo einst Nägel gefeilt und poliert wurden, die englischen Kulträder der Marke „Brompton“ an den Mann oder die Frau bringen. Als ich ihn vor Ort besuche, erzählt er mir gut gelaunt von seiner Leidenschaft für die Klappräder. Ich muss beim Thema Faltrad ja immer an Mifa denken und meine ersten Fahrversuche irgendwo im Wald zwischen Guben und Eisenhüttenstadt, aber ich schweife ab. Während Winnie noch strahlt und erklärt und zeigt, platzen schon die ersten Kunden in den Laden. Eine forsche Seniorin und ihr abwartender Mann lassen sich das Rad erklären. Hm, ob Winnie an eine solche Zielgruppe gedacht hat, als er das Lädchen in der Neustadt angemietet hat? Eigentlich ist er Kameramann und eigentlich kommt er aus Berlin, Prenzlauer Berg. Aber der Familie wegen ist er nun hier und nun will er sein Hobby den Dresdnern nahebringen.
Die „Brompton“-Räder sind nicht billig. Einen Tausender sollte man schon einplanen, dafür hat man dann ein handgemachtes Radl, dass man zusammenklappen und mit in die Kneipe nehmen kann. Ich werde zu einer Proberunde genötigt und sitze wenig später auf dem Teil mit der langen Sattelstange und den winzigen Rädern. Naja, wer es mag …
Ich bin jedenfalls froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Wir plauschen weiter und eine junge Mutter mitsamt Kind stürmt den Laden, ein rosa Fahrradhelm hat es ihr angetan, Winnies zweites Standbein im Laden. Da will ich beim Geschäft nicht weiter stören und verdrücke mich.
Nachtrag
- Den Kultradladen auf der Görlitzer Straße 37 gibt es leider nicht mehr, Inhaber Winnie ist im März 2015 nach Berlin umgezogen.
einen Markt für so was gibt es auf jeden Fall,aber ob „Mann“ davon Leben kann und ob er der richtige dafür ist ?! da müßte er ja auch noch Service + Reparatur mit anbieten—> und das als Exkameramann….. :(
—viel Glück—- :mrgreen
grussi…..
die Klappräder sind auf jeden Fall etwas für einen Urlaub— da kann man im Auto die Räder gut mitnehmen und durch die fremden Städte radeln (zu Fuß verläuft man sich schon oft mal).
Wir hatten in der DDR auch Klappräder dabei. Es fuhr sich gut– sind eben auch für kleine Strecken passend– wie vom Bungalow zum Brötchenladen hinfahren…
ich frag mich grad, warum anni sich per pedes „verläuft“ aber hoch zu Rad die Metropolen der Welt wie die eigene Westentasche kennt???
und Urlaub geht nur mit Auto?? aha…
@anni Ein Faltrad ist der Sonderfall eines Klapprades. Das Brompton geht eben als Gepäckstück in der Bahn durch, das Klapprad eher nicht. Das tolle dabei, man kann es gut hinstellen, wirklich ideal für den multimodalen Pendler.
lieber jensi, er wird schon wissen was man tut. zudem kann man auch mehr als nur eine sache im leben machen. kamermann gewesen zu sein schließt nicht aus räder verkaufen und warten zu können. manche können sogar mehr als drei dinge ;]
Wer ein Brompton als das Brötchenholrad im Auto-Urlaub sieht, braucht es wohl wirklich nicht. Als Ergänzung zum ÖP(N)V ist es aber top: Sonntag Mitternacht am Hauptbahnhof ankommen und dann nach Hause: Auf die Öffentlichen wartet man dann gern noch 20 Minuten, in der Zeit bin ich mit dem Falter schon daheim.
Oder mit Sachsen- oder Wochenendticket wo hinfahren wollen, aber nicht noch das VVO-Ticket für Bus oder Straßenbahn zum Bahnhof in Dresden lösen wollen? Der Falter macht’s möglich.
@Jochen: Weiß grad nicht, wie groß so’n Mifa Klapprad geklappt ist, aber ein Dahon Cadenza (26er!) habe ich schon mehrfach im ICE mitgenommen.
Im Bromptonauten-Forum wurd gestern die Frage aufgeworfen, wo im Osten der Republik die Brompton-Fans sind.
Nun wird hier geflüstert, der erste Dresden-Neustätder Faltradladen ist schon wieder dicht … schade oder?
A N K Ü N D I G U N G : 3. Okt. 2016 Bromptonauten-Treffen im Harz, Brompton-on-Brocken. Näheres im Bromptonauten-Forum