In diesen Minuten beginnt die Stadtratssitzung im Kulturrathaus. Tagesordnungspunkte 11 und 12 sind der Bauplan für den Globus-SB-Markt auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs. Die Stadträte müssen über folgende Punkte entscheiden:
-
Punkt 11
1. Billigung des Entwurfs zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan
2. Billigung der Begründung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan-Entwurf
3. Öffentliche Auslegung des Entwurfs zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan
Punkt 12
Flächennutzungsplan-Änderung
1. Einleitungsbeschluss zur Änderung der Darstellung im Flächennutzungsplan der Landeshauptstadt Dresden (Teilflächennutzungsplan in den Grenzen vom 31. Dezember 1996)
2. Beschluss über den Geltungsbereich der Flächennutzungsplan-Änderung Nr. 57 entsprechend den Anlagen 1 und 2
Eine umfangreiche Vorstellung des Projektes gab es im Neustadt-Geflüster im November 2012. Eine Zusammenfassung der Kritik am Projekt gab es gestern.
- Viele Politiker und heute auch zahlreiche Beobachter geben per Twitter ständig Bericht vom Geschehen. Auf dresden.de gibt es einen Livestream zum Mithören. Oberbürgermeisterin Helma Orosz fehlt heute, daher leitet Dirk Hilbert (FDP) die Sitzung.
Nachtrag:
Die Entscheidung fiel dann doch knapper aus als erwartet, da Oberbürgermeisterin Helma Orosz und drei weitere Stadträte wegen Krankheit fehlten. Mit 32 zu 30 Stimmen, bei fünf Enthaltungen stimmte der Stadtrat der Fortführung des Projektes zu. Die Enthaltungen kamen sämtlich aus dem Lager der Linken. Das ist insofern spannend, weil deren Fraktionschef André Schollbach in seiner Rede ganz klar gegen das Projekt plädierte. Eine erste Reaktion auf das Abstimmverhalten der Linken ließ nicht lange auf sich warten.
die DB könnte doch ein wenig Geld von ihren überhöhten Bonis abgeben um die historischen Gebäude zu sanieren. Ist doch ,,Bahngelände“ bzw. ein historisches Kulturgut der Bahn.
Stadtrat entscheidet sich ganz knapp pro Globus. 32 zu 30 Stimmen bei fünf Enthaltungen.
soweit ich mitbekommen habe- waren es einige /auch die Linkefraktion mit den Enthaltungen. Denen ihre Meinung dazu hätte ich gern mal gewusst.
32 Ja / 30 Nein / 5 Enthaltungen für VoB-Plan gestimmt.
ebenso eine mehrheit für die unsägliche änderung des FN-Plans.
frau orosz (cdu) sowie 3 weitere cdu-leute fehlten heute am beginn der sitzung. auch aufgrund der enthaltungen auf seiten der linken wäre eine mehrheit gegen globus ggf. möglich gewesen.
unter den 5 enthaltungen waren die beiden linken-stadträte tilo kießling und tilo wirtz. die meisten der linken haben aber dagegen gestimmt. herr kießling hatte sich hier vor einiger zeit selbst zu wort gemeldet und scheinbar seither nichts dazugelernt. möglicherweise sind unsere beiden tilos große globusfans, das sei ihnen persönlich gegönnt, jedoch ist den beiden eine verantwortung für die allgemeinheit wohl nicht mehr zuzutrauen. in 2 monaten ist stadtratswahl.
fazit: damit ist die dresdner „stadtplanung“ vollends im keller der bedeutungslosigkeit angelangt. und nicht dass noch jemand denkt, merkt ja keiner; doch, das merken viele.
nächster schritt wäre konsequenterweise die abschaffung des planungsamtes. nur zu, wir haben ja den stadtrat, die wissen letztlich eh alles besser. zum beispiel die beiden tilos.
Und ich dachte schon, ich mit meinen 8,5 Dioptrien wäre kurzsichtig.
Wann merken die Leute eigentlich, dass eine zentralistische Struktur mit steigenden Mobilitätskosten nicht mehr attraktiv ist? Da war ja die DDR fortschrittlicher: In jedem Plattenbauring und jedem Kuhkaff eine Kaufhalle
Work, eat, buy, consume, then die!
Kießling sagte mir mal, ich solle ihm den Laden in der Neustadt zeigen, der wegen Globus bedroht sei.
@Anton: Stell einfach die Gegenfrage: welcher Laden ist trotz Globus nicht gefährdet – ist genauso ein hanebüchener Unsinn. Außerdem haben doch zumindest die bestehenden Supermärkte (also Konsum) schon deutlich gemacht, dass sie ihre Läden bedroht sehen. Was wirklich passiert, sieht man erst hinterher – dann ist es bloß zu spät…
Man versucht doch Konkurenz immer zu verhindern, Konsum wird bestimmt nicht in die Hände klatschen und sich freuen. Dann müssen sie sich hält Gedanken machen wie sie ihre Kundschaft weiter an sich binden…
Dom: Kundenbindung ist im Supermarkt ganz einfach: Der niedrigste Preis gewinnt. Und da haben großen Ketten andere Möglichkeiten, die Zulieferer zu drücken, als Mittelständler.
@Anton: exemplarische Politikerantwort..
@ anton: Darauf kann man keine Antwort geben – weil für diverse Läden einfach der berühmte Tropfen sein kann.
Dennoch:
– werden Flächen verbaut, die z.B. Wohnen dienen könnten
– wird ein Riesen-Verkehrserzeuger gebaut
– wird der Konkurrenzkampf im Einzalhandel verschärft (Mälzerei und ODC sollten als mahnende Beispiele herhalten
Was mich am meisten stört, ist eben die Ignoranz aller Rahmenkonzepte: die durch den Stadtrat selbst mal beschlossen wurden!
Vielleicht sollte man alle Stadträte erstmal in einen Bus setzen und zu einem bestehenden Globus karren, damit die kapieren, worüber sie reden…
Ich bezweifle stark, dass Wohnungen neben dem alten Schlachthof ein gut durchdachtes Konzept sind. Die Folgen sieht man dann auch erst hinterher, wenn sich Mieter und Schlachthof anfangen zu beharken, weil die einen zurecht keinen Lärm während ihrer Erholungsphase gebrauchen können und der andere aber vom Lärm machen lebt.
@ein anderer Stefan:
Klares Veto! Was zählt, sind Qualität und Service. Deshalb gehe ich beispielsweise nicht zu Netto und Lidl. Schon bei der Güte des Fleisches merkt man, wie die Discounter produzieren. Halb Fleisch, halb Wasser. Was in der 60ct-Wurst so alles drin ist; darüber will ich erst gar nicht spekulieren.
Wenn ich dann noch von einer schlecht gelaunten „Service“-Kraft bedient werde und stundenlang in der Schlange zur Kasse stehen muss, bin ich lange genug Kunde gewesen.
Dazu kommen dann noch die ganzen medial aufgedeckten Skandale zur Behandlung der Mitarbeiter und die Lohnpolitik.
Bei mir kommt dann in dem Falle doch die Moral vor dem „Fressen“.
Übrigens lebt beispielsweise der „Bui“ recht gut von seinem Laden, obwohl die nächste „Kaufhalle“ nur einen Steinwurf entfernt ist. Das muss doch Gründe haben…
@Hotte Hü: Da bist Du eine Ausnahme. Im übrigen ist die Qualität auch in anderen Supermärkten nicht zwingend besser, aber das nur am Rande. Wenn ich die Wahl habe, kaufe ich auch lieber Waren in guter Qualität bei freundlichen Menschen. Aber die Moral muss man sich auch leisten können, was „dank“ Sozialreformen und „Lohnzurückhaltung“ immer weniger Menschen können. Viele Menschen würde sicher gerne in einem intakten sozialen Millieu beim Tante-Emma-Laden an der Ecke einkaufen gehen können, und sich keine Sorgen machen müssen, ob sie sich das leisten können.
Eigentlich müsste ich, um meinem eigenen Anspruch gerecht zu werden, auf jedes Posting hier auf die eine oder andere Art und Weise antworten, bin aber nach dem gestrigen Abend ehrlich gesagt dafür momentan zu frustiert (vor allem vom Verhalten bestimmter Leute); diese Phase der Erschöpfung wird aber nur von kurzer Dauer sein, dann gehts mit neuer Kraft weiter
@jan: Darf ich hier vielleicht mal einen Gastbeitrag schreiben, um die Position der Gegner dieses Projektes (unter besonderer Berücksichtung der Kommentare) mal zusammenzufassen?
@ein anderer Stefan:
Das Argument mit dem „sich leisten können“ wird zwar immer wieder vorgeschoben, stimmt deshalb aber noch lange nicht.
Selbst im Hartz4-Bezug kann man sich noch gesund und qualitativ hochwertig ernähren. Man muss eben nur ein wenig Ahnung vom Kochen und den Anspruch haben, sich auf Dauer nicht die Gesundheit zu ruinieren. Zudem ist mittlerweile bewiesen, dass z.B. Fertigprodukte keinesfalls billiger sind, als selbst zubereitete Gerichte.
Und vielleicht muss man auch mal wieder lernen, die richtigen Prioritäten zu setzen. Komischerweise ist nämlich bei sehr vielen das Geld vorhanden, sich teure Statussymbole aus der Technikabteilung leisten zu können. (Nein, dass ist kein dumpfes RTL-Klischee.) Zudem reicht ein Blick auf die Parkplätze der Discounter, um zu sehen, dass es keinesfalls das „Präkariat“ ist, das dort einkaufen geht. (Ja, es mag die ganz schweren Fälle geben, die zur „Tafel“ gehen müssen, weil es die finanzielle Situation einfach nicht anders zulässt. Aber die Mehrheit der Menschen ist es sicher nicht.)
Als ich noch studiert habe, musste ich – ob des schmalen Zuschusses vom BAföG-Amt – auch auf verschiedene Dinge (meist mit einem Apfel drauf) verzichten, die bei anderen zum Selbstverständnis gehörten. Aber ich bin eben auch so erzogen worden, dass ich mein Geld kaum für Luxus-Artikel ausgebe. Insofern war das Leben absolut zu meistern, ohne an irgendwelchen unerfüllten Sehnsüchten zugrunde zu gehen.
Be thankful for what you’ve got.
@ Hotte Hü: Das mit den Prioritäten ist sicher ein Punkt. Letztlich kann ich, wenn ich am unteren Rand des Spektrums leben muss, zwischen gesunder Ernährung und einem Maß an gesellschaftlicher Teilhabe (dazu gehört heutzutage auch Unterhaltungselektronik) „wählen“, um es mal zuzuspitzen. Das Problem sehe ich darin, dass viele Menschen vor diese Wahl gestellt werden, nicht dass sie eine falsche Wahl treffen. Den Menschen ihre Entscheidungen vorschreiben wollen finde ich falsch – das haben wir schon allzuoft.
Aber das führt vom Kern weg. Im Supermarktgewerbe geht es vielfach über den Preis, weil die „Geiz-ist-geil“ Mentalität tief verankert ist. In Deutschland sind die Lebensmittel im Vergleich sehr günstig, teilweise so günstig, dass sie nur qualitativ schlecht zu dem Preis produziert werden können. Wenn es nicht um den Preis ginge, hätten Discounter nicht seit vielen Jahrzehnten so viel Erfolg. Da wir aber eine politisch gewollte Armut in Deutschland haben, müssen die Preise auch so niedrig bleiben.
Bin ja mal auf den tatsächlichen Plan – soll jetzt laut gestrigen Stadtratsbeschluss veröffentlicht werden – gespannt.
da bin ich auch gespannt. die visuals in der presse sind aber bis heute dieselben wie von anfang an. nur den kleinen bürobau direkt an der leipziger haben die etwas verbreitert. die anpassungen an den mesterplan, ohnehin gering, sind dreisterweise überhaupt nicht gemacht worden. nach wie vor prangt ein parkplatzgelände auch hinter der klobushalle, eine dachparkdeck wurde ja verworfen und die grünachse aus dem masterplan wird nach wie vor geschnitten statt fortgesetzt.
dennoch stiegen die angeblichen gesamtkosten von anfangs über 30 mille auf nunmehr fantastische 60 millionen. bauen die da goldene bordsteine für die autolobby oder wo soll das herkommen? bei der kostensteigerung dächte ich eher an zwei banale tiefgaragengeschosse unter der halle, dann wäre dach, vorplatz und rückareal vom parken freigehalten. dann könnten sie aber die halle auch gleich nach vorn ziehen gen eisenbahnstrasse. damit wären alle zufrieden, dahinter entstünden einige bauflächen unterschiedlich entwickelbar. es ist so einfach. warum bauen die keine tiefgarage, kein grund spricht dagegen?
Stell Dir vor es ist Wahl und keiner geht hin….
nepumuk: Eine Tiefgarage kostet noch mehr Geld. Ein ebenerdiger Parkplatz ist die billigste (im Wortsinne) Lösung. Bis die zu Ende geplant haben, werden da noch beliebige Kostengrößen in die Gegend geworfen werden, da würde ich noch nicht viel drauf geben. Und da es eh ein privater Bauherr ist, muss er sowieso nicht sagen, was der Spass kostet.
schon klar, aber statt ehrliche 30 jetzt 60 mille ohne sonstige planänderung reichen bei weitem für 2 autogeschosse aus, das bleibt ja fast wie im rohbau. der ganze herzogin garten kostet auch so viel und hat kompletto tiefgarago. hier sit eben die billigste lösung für eine zentrale innenstadtlage völlig inakzeptabel. wie können die sich diese 96000qm bauland bloß leisten? die haben erst vor kurzem den hauptteil gekauft, wohl zu höheren kosten, denn die sind gestiegen. das erklärt einen teil der höheren aufwendungen. den flächenkauf hätten die sich sparen können, wenn die was ordentliches geplant hätten, was der lage angemessen kompaktes. viele millionen fürn parkplatz ist doof hoch drei. das müssen die dresdner dann auch noch verkonsumieren, um diesen schwachsinn zu bezahlen. egal, das wird ein riesen-desaster und in paar jahren schon wird man diesen klops brandmarken, wohlgemerkt aufgrund dieser flächenverschwendung in bester innenstadtlage.
Also ehrlich gesagt, auch wenn ihr mich sicher dafür hassen werdet: Ich begrüße ja jeden neuen Supermarkt, der nicht zum Einheitsbrei Aldi, Kaufland, Lidl, Rewe, Netto usw. gehört…
Ich dachte immer Globus wäre eine Baumarktkette. Soll dort nun Baumarkt, Baumarkt + Supermarkt, oder nur Supermarkt entstehen?
Globus will dort ein SB-Warenhaus errichten, keinen Baumarkt.
@gelegentlicher Mitleser: So sehr unterscheiden sich die Supermärkte meines Erachtens nicht, außer zwischen Discounter und Vollsortimenter. Das Problem hier ist nicht die Konkurrenzsituation an sich, die durch den neuen Edeka sowieso entsteht, sondern die Fehlentwicklung eines Riesenstandorts an dieser Stelle, der zu einer „Monokultur“ führen könnte, wenn die kleineren Märkte zumachen. Ich fänds doof, wenn ich irgendwann für jeden Einkauf da hin muss.
Auch wird das Verkehrsaufkommen wahrscheinlich erheblich steigen, was ein Grund ist, warum solche großen Standorte normalerweise an der Peripherie liegen.
@anton: genau. das hab ich dir gesagt: lass uns mal durch die neustadt gehen und die läden suchen, die tatsächlich durch globus bedroht sind. gehen wir doch einfach mal im geiste die alaunstraße vom albertplatz bis zum alaunplatz, und wenn du einen siehst, sag stopp.
der konsum jetzt hat durch rewe verloren. ganz logisch: weil es nämlich genau der selbe kundenkreis ist. menschen, die zu fuß oder mit dem rad einen einkauf erledigen und im entsprechenden umkreis wohnen. da wird der albertplatz-edeka seinen weiteren unguten beitrag leisten und kundschaft abziehen. aber warum die selben leute jetzt noch bis zum globus fahren sollen, der schon in seiner dimension kaum für fußläufige und radfahrende kundInnen gemacht ist erschließt sich mir einfach nicht.
ansonsten meine etwas ausführlichere begründung von donnerstag morgen.
http://kieszlings-wahlblog.lise-dd.de/2014/03/06/globus-keine-gretchenfrage/
Ich habe mir die Argumentation im Wahlblog mal durchgelesen. Es sind einige gute Argumente dabei, keine Frage. Allerdings halte ich einen Supermarkt dieser Größe – unabhängig von allen anderen Aspekten – an dieser Stelle nach wie vor für eine Fehlentwicklung. Das Verkehrsaufkommen mit einem „wird so schlimm nicht werden“ abzutun, halte ich für falsch. Samstags kann man sich das am Elbe-Park anschauen, was da so passiert.
Zudem wird sich die Umgebung ja auch in den kommenden Jahren verändern, Hafencity und die Absichten von procom-invest stehen ja auch im Raum. Und mit welchem Argument will man jetzt weiteren Einzelhandel, z.B. auf den procom-Flächen, ablehnen? Der Masterplan ist mit dieser Entscheidung endgültig Makulatur geworden.
Überall in der Neustadt werden Brachen und Baulücken bebaut und die letzten Ruinen wieder in Wohnhäuser verwandelt. Neustädter haben zwar im Schnitt weniger Autos als andere, aber die Masse machts dann doch.
Ja, Leipziger, Großenhainer und Hansastraße sind Verkehrsschneisen. Aber ich meine, dass der Supermarkt noch weiteren Verkehr verursacht, den andere Nutzungen dort nicht in dem Maße generieren würden.
Eine Nobel-Wohnbebauung wegen persönlicher Antipathie abzulehnen, auf der anderen Seite dann aber in Bezug auf die Supermärkte mit Marktwirtschaft zu argumentieren, finde ich eigenwillig – die Nobel-Wohnbebauung ist auch eine Auswirkung der Marktwirtschaft. Das erscheint mir nicht schlüssig.
Globus wäre meiner Meinung nach eine absolute Fehlentscheidung.
Kommen wir hypothetisch gesehen den Befürwortern einen Schritt entgegen und glauben, dass keine kleinen „schützenswerten“ Läden bedroht werden…
Auch die genannten Platzhirsche (Edeka Albertplatz, Rewe Mickten, 2x Rewe Neustadt & die naheliegenden Konsum Märkte) sind schützenswert!
Die REWE & EDEKA Märkte werden von selbstständigen kleinen Kaufleuten betrieben, die somit den Umsatzrückgang extrem in der eigenen privaten Tasche spüren werden!
Diese drei Märkte zahlen ihre Gewerbesteuer an die Stadt Dresden, und nicht an die Stadt, in der der Konzern seinen Sitz hat – wie bei Globus St.Wendel im Saarland!
Unter diesem Gesichtspunkt ist es komplett sinnlos, dass Herr Kießling mit Konzernumsatzzahlen argumentiert, denn in diesem Fall müssten die Umsätze der einzelnen Märkte mit Globus-Prognosen verglichen werden…
… und da bleiben die „Platzhirsche“ in Form der jeweiligen Partnerkaufleute auf der Strecke.
Dresden ist voller Einkaufszentren und ausreichend versorgt – brauchen wir da in einer Branche, die vor einem großen Umbruch steht (siehe Amazon steigt in den Lebensmittelonlinehandel ein) einen über 8000qm großen Supermarkt? An so einer prominenten und einzigartigen Stelle?
@Tilo Kießling
Der Glaube, dass der Globus keine Auswirkungen auf Konsum und Rewe und den zukünftigen Edeka haben wird ist schlicht falsch.
Natürlich werden sich die Kundenströme (wen auch nur leicht) verschieben. Der Edeka ein paar Kunden weniger der Rewe auch und auch der Konsum wird ein paar Kunden verlieren.
Es steht wohl ausser Frage, dass diese Märkte das verkraften erden. Allerdings fehlt dann auch den kleinen Läden drum herum dieses kleine bisschen LAufkundschaft. Und dass kann dann für den ein oder anderen Ladenbesitzer der Sargnagel sein.
Und so verstehe ich ebenso wie viele andere auch nicht warum die Linke nicht gegen das PRojekt gestimmt hat. Es ist aus versorgungstechnischer überflüssig. Das Gelände könnte für die Errichtung ACHTUNG von bezahlbarem Wohnraum besser genutzt werden.
Und zum Schluss noch eine blöde Frage. Im Globus werden X Arbeitsplätze geschaffen. Somit gibt es dann im Einzugsgebiet nicht mehr N sondern N+X beschäftigte im Einzelhandel. Leider haben die Bewohner des Einzugsgebietes nicht mehr Geld zum ausgeben. Was wird passieren?
Hier mal ein paar Zahlen:
Laut FGSV 2006 und HLFSV 2005 kann man einen Mittelwert von 1,1 Kunden pro qm annehmen.Ein PKW hat einen angenommenene mittleren Besetzungsgrad im Einkaufsverkehr von 1,3 und 2/3 aller EinkäuferInnen kommen angenommen mit dem PKW. Das sind bei 8800 qm runde 10.000 PKW-Fahrten am Tag – hier die Zahlen als gering abzutun, halte ich für zumindest gewagt. In der Nachmittagsspitzenstunde könnte das wirklich zu ernsthaften Problemen zuallerst natürlich auf der Leipziger führen, die ist auf Grund ihrer 2-Streifigkeit nur für etwa 20000 Kfz/Tag ausgelegt.
@ Hr. Kießling: Die Neustadt besteht nicht nur aus der Alaunstraße. Gerade die anliegenden, westlichen Areale sind betroffen. Warum soll denn der Anreiz größer sein, in den Lidl an der Hansastraße, in den Netto an der Erlenstraße oder den Netto an der Leipziger zu gehen, wenn ein 20 mal so großer Hypermarkt in der Nähe ist. Es wird oft vergessen, dass derart aufgeblasene, autoaffine, zentralistische Strukturen mit steigenden Mobilitätskosten keinen Vorteil mehr bieten. Leider ist die Erkenntniss erst vorhanden, wenn fußläufige Alternativen nicht mehr vorhanden sind (beispielhaft in nahezu jeder US-Stadt zu sehen). Erlauben Sie noch ein Beispiel. Schauen Sie sich bitte die Entwicklung des Hechtviertels an: Wieviel kleine inhabergeführte Geschäfte für den täglichen Bedarf gab es vor 10 Jahren? (Ich bedaure immer noch den Weggang von Fisch-Naumann) Und wieviele (abseits von großen Handelsketten) gibt es heute?
Und noch eine Frage sei erlaubt: Fällt Ihnen in Deutschland ein Beispiel ein wo diese Mischung von Groß und Klein funktioniert, wo es im fußläufigen Umfeld einer großflächigen Handelseinrichtung der Globus-Größe noch eine gewisse Anzahl von kleinen, inhabergeführten Geschäften gibt? Mir leider nicht.
nich zu viel reininterpretieren. also: zur bebauung mit nobelwohnungen hab ich nur antipathie geäußert, die stand auch an keiner stelle zum beschluss. sie war im masterplan vorgesehen, die abweichung von diesem plan hat mich bewogen, globus nicht zuzustimmen.
ich denke übrigens, würde diese fläche tatsächlich mit wohnungen wie im plan bebaut gäbe es auf die umliegenden viertel (leipziger vorstadt bspw.) einen deutlichen gentrifizierungsdruck.
für manche ist die ablehnung großflächigen einzelhandels eine sehr grundstzliche frage. das ist zu akzeptieren. für mich ist es das nicht mehr, und die fakten insgesamt reichen für mich nicht aus, um nein zu sagen.
Der Verkehr: „nicht so schlimm“ ist nicht mein argument. „lösbar“ allenfalls. die staus in stadtwärtiger richtung kommen ja zum jetzigen zeitpunkt durch die barriere des eisenbahndammes. möglich, dass diese barriere relativ schnell dazu führt, dass nicht so viele fahrzeuge von jenseits des dammes zu globus rollen. aber sicherlich ist an dieser stelle noch viel zu diskutieren.
Ich glaube, dass die Gentrifizierung relativ unabhängig von neuer Bebauung ist. Wenn ein bestehendes Quartier attraktiver wird, egal wodurch, kommt die Gentrifizierung ins Rollen. Das Areal des Masterplans ist so groß, dass es faktisch ein eigenes Stadtquartier bilden würde, würde es mit Wohnungen bebaut. Der Einfluß auf angrenzende Quartiere würde sich meines Erachtens in Grenzen halten.
Ich finde großflächigen Einzelhandel an dieser Stelle unpassend. Großflächiger Einzelhandel hat seine Berechtigung, keine Frage. Hier gehört er meines Erachtens nicht hin.
@kießling: habs auch gelesen, aber ist ja bekannt wie sich die argumentationen von allen zurechtgelegt werden. das ist mir oft zu dresdentypisch selbstbezogen. ausserdem scheitern auch kluge leute an der komplexität, wie sehr oft zu sehen ist. neben der selbstbezogenheit werden nur die themen akribisch für eine entscheidungsgrundlage durchleuchtet, die halt in unserer banalen presse so hochkamen oder von ein paar leuten. doch darum gehts hier definitiv nicht und sie haben solcherlei wehklagen im grunde alle richtigerweise entkräftet. es fehlt das restliche stück läuterung.
nochmal zum klarstellen: es geht hier gar nicht um globus, so seltsam es auch erscheinen mag.
kurz: es geht um „stadt“, d.h. welche gefüge werden befördert und welche nicht. das ausufern von gewerbegebietscharakter in innenstadtlagen gilt als äußerst unattraktiv. gerade dresden braucht mehr stadtreparatur als die meisten anderen städte. vergleiche innerhalb dresdens (welche läden sollen denn zumachen?) hinken, denn hier finden sie fast nur kranke strukturen. gehen sie in vergleichbare vorstädte westlicher großstädte, da sehen sie was in dresden fehlt und was auch hier möglich ist.
es geht um (natürlich langwierige) umsetzung der guten konzeptionen der fachleute des planungsamts gegen tagespolitische kurzfristinteressen der politkaste.
zurückliegende stadtratsbeschlüsse werden konterkariert.
es geht um nachhaltige strukturen zur reduzierung von umweltbelastungen unseres verkehrs und konsums, also genau dieser art des wirtschaftens. das projekt ist ein weiteres stück auto-fixierte energie- und bodenfressende – also überholte amerikanische stadt. unvereinbar mit klimaschutz und luftreinhaltung, urbanität und echter lebensqualität.
diese frasig erscheinenden dinge sind aber nun aufs einzelprojekt runterzubrechen. damit gehts es nicht mehr um globus, sondern WIE ein solches handelshaus zu gestalten ist. dabei zeigt DIESE planung des gesamtareals eine kaum zu überbietende gräßlichkeit. dies ist SO abzulehnen. globus müsste komplett umplanen: man bleibt am standort und hat nur noch ein drittel des bodens zur verfügung. globus fördert in dieser innenlage den trend weg vom auto und diskriminiert nicht mehr alle anderen. parkdecks kanns geben, jedoch unterirdisch. in seiten- bzw. randbereichen des grundstücks wird weitere bebauung ermöglicht. usw usf.
dieser globus ist letztlich eine kapitulation vor dem sich durchaus verändernden kundenverhalten sowie v.a. vor der spezifischen dresdner defizitsituation. ich bin mir sicher, dass auch die beiden tilos niemals in einer solchen stadt leben wollen, besuchern zeigt man nach wie vor die grünbreiche und altbauviertel. alles, auch das kundenverhalten, ist menschengemacht – es ist auch anderes möglich. ne frage der aufklärung und des wollens.
die diskussion ging hier von anfang an am eigentlichen vorbei, es ist erschreckend dass selbst bei umfänglicher beschäftigung vieler mit dem thema, am ende doch wieder der selbe murx rauskommt, als hätt niemand sein hirn eingeschaltet. was soll so nur aus der welt werden?
Sehr schön gesagt nepomuk,
am Ende geht es einzig und allein um die Frage: Wie soll Dresden zukünftig sein/aussehen und welche Entscheidungen müssen wir treffen, damit dieses Ziel erreicht wird? (Gern auch mit Entscheidungen und dem Setzen von Rahmenbedingungen, welche in der Wirksamkeit über die 5-jährige Stadtratslegislaturperiode hinausgehen)
und wo bleibt die Kultur in der Kulturstadt und Neustadt— mit der immer so viel Werbung im Tourismus gemacht wird???
Bald ist Dresden nur eine Einkaufs- und Hotelstadt.
@Thilo:
Da sehe ich so ziemlich bei jedem Laden, dass er durch den Globus-Markt Einbußen haben wird. Warum? Deine Annahme, dass in der Neustadt nur das Fußgänger-Publikum einkauft ist schlicht falsch. Denn fast jeder Fußgänger steigt auch mal in ein Auto für einen größeren Einkauf.
Globus wird für den Neustädter dann näher liegen als Kaufland im Elbepark und aufgrund fehlender Parkgebühren und vom Preis her interessanter sein als Edeka am Hochhaus. Aufgrund des neuen Angebots steigt der Neustädter dann vielleicht ein- bis zweimal öfter im Monat ins Auto.
Und wenn man schon mal unterwegs ist, nimmt man vielleicht doch mal ein paar Tiefkühl-Brötchen mit und spart sich den Gang zum Bäcker (3 Stück auf der Alaunstraße), packt sich ein Sandwich ein (Subway), nimmt sich ne schicke Vase mit (Leonardo) oder greift zu einem Blumenstrauß (Glück gehabt) oder der einen oder anderen Weinflasche (Bethe).
Klar, es wird niemand komplett aufhören, in den kleinen Läden einzukaufen, aber in nahezu jedem Laden wird es ein paar Prozente weniger Umsatz geben.
—-
Die städtebauliche Komponente hat nepumuk sehr schön erläutert.
@anton: Tiefkühlbrötchen, Blumenstrauß, Weinflasche. Vase eventuell. Wirds alles auch beim Edeka am Akbertplatz geben. Und nein: man fährt mit Sicherheit nicht wegen der besonderen Nähe einmal mehr mit dem Auto hin.
@nepomuk: die grundsätzlichen Annahmen sind alle gut und schön. Sie führen ja dazu, dass ein großer Teil unserer Fraktion mit Nein gestimmt hat. Nur denken Sie, dass man dem mit einem Nein zu Globus näher käme. Ich nicht mehr. Und da scheiden sich die Geister.
Nepomuk hat’s ja schon schön gesagt: wem gehört die Stadt, wie wollen wir hier leben? Welche Interessen finden Gehör, welche nicht? Der hier an den Tag gelegte „Pragmatismus“ einiger „Volksvertreter“ ist nur schlecht verkleideter Opportunismus, der Sachzwänge behauptet, wo Menschen interagieren. Wirtschaftsverhältnisse sind Menschenverhältnisse, mithin menschengemacht, von Menschen veränderbar…da wünschte man sich gerade von sich „links“ nennenden Politikern von Zeit zu Zeit mal etwas eindeutigere aussagen! Nun ja, ist wrschl. ähnlich wie mit dem Attribut „christlich“ in anderer Parteien Bezeichnung…
Wem gehört die Stadt? Dem der sie sich leisten kann oder denen die drin wohnen?
Hat sich nicht viel verändert seit diesen Worten vor knapp zweihundert Jahren:
“ Die brutale Gleichgültigkeit, die gefühllose Isolierung jedes einzelnen auf seine Privatinteressen tritt um so widerwärtiger und verletzender hervor, je mehr diese einzelnen auf den kleinen Raum zusammengedrängt sind; und wenn wir auch wissen, daß diese Isolierung des einzelnen, diese bornierte Selbstsucht überall das Grundprinzip unserer heutigen Gesellschaft ist, so tritt sie doch nirgends so schamlos unverhüllt, so selbstbewußt auf als gerade hier in dem Gewühl der großen Stadt. Die Auflösung der Menschheit in Monaden, deren jede ein apartes Lebensprinzip und einen aparten Zweck hat, die Welt der Atome ist hier auf ihre höchste Spitze getrieben.
Daher kommt es denn auch, daß der soziale Krieg, der Krieg Aller gegen Alle, hier offen erklärt ist. Wie Freund Stirner sehen die Laute einander nur für brauchbare Subjekte an; jeder beutet den andern aus, und es kommt dabei heraus, daß der Stärkere den Schwächeren unter die Füße tritt und daß die wenigen Starken, das heißt die Kapitalisten, alles an sich reißen, während den vielen Schwachen, den Armen, kaum das nackte Leben bleibt.
Und was von London gilt, das gilt auch von Manchester, Birmingham und Leeds, das gilt von allen großen Städten. Überall barbarische Gleichgültigkeit, egoistische Härte auf der einen und namenloses Elend auf der andern Seite, überall sozialer Krieg, das Haus jedes einzelnen im Belagerungszustand, überall gegenseitige Plünderung unter dem Schutz des Gesetzes, und das alles so unverschämt, so offenherzig, daß man vor den Konsequenzen unseres gesellschaftlichen Zustandes, wie sie hier unverhüllt auftreten, erschrickt und sich über nichts wundert als darüber, daß das ganze tolle Treiben überhaupt noch zusammenhält. Da in diesem sozialen Kriege das Kapital, der direkte oder indirekte Besitz der Lebensmittel und Produktionsmittel, die Waffe ist, mit der gekämpft wird, so ist es einleuchtend, daß alle Nachteile eines solchen Zustandes auf den Armen fallen. Kein Mensch kümmert sich um ihn; hineingestoßen in den wirren Strudel, muß er sich durchschlagen, so gut er kann. Wenn er so glücklich ist, Arbeit zu bekommen, d.h. wenn die Bourgeoisie ihm die Gnade antut, sich durch ihn zu bereichern, so wartet seiner ein Lohn, der kaum hinreicht, Leib und Seele zusammenzuhalten; bekommt er keine Arbeit, so kann er stehlen, falls er die Polizei nicht fürchtet, oder verhungern, und die Polizei wird auch hierbei Sorge tragen, daß er auf eine stille, die Bourgeoisie nicht verletzende Weise verhungert.
Allerdings verhungern immer nur einzelne – aber welche Garantie hat der Arbeiter, daß er nicht morgen auch an die Reihe kommt? Wer sichert ihm seine Stellung? Wer leistet ihm Gewähr, daß, wenn er morgen von seinem Brotherrn aus irgendeinem Grund oder Ungrund entlassen wird, er sich mit den Seinigen so lange durchschlägt, bis er einen andern findet, der ihm „Brot gibt“? Wer verbürgt dem Arbeiter, daß der gute Wille zur Arbeit hinreichend ist, um Arbeit zu bekommen, daß Ehrlichkeit, Fleiß, Sparsamkeit, und wie die vielen von der weisen Bourgeoisie ihm empfohlenen Tugenden alle heißen, für ihn wirklich der Weg zum Glücke sind? Niemand. Er weiß, daß er heute etwas hat und daß es nicht von ihm selbst abhängt, ob er morgen auch noch etwas hat; er weiß, daß jeder Wind, jede Laune des Arbeitgebers, jede schlechte Handelskonjunktur ihn in den wilden Strudel zurückstoßen kann, aus dem er sich temporär gerettet hat und in dem es schwer, oft unmöglich ist, oben zu bleiben. Er weiß, daß, wenn er heute leben kann, es sehr ungewiß ist, ob er dies auch morgen kann.“
@TK:
„Nur denken Sie, dass man dem mit einem Nein zu Globus näher käme. Ich nicht mehr.“
Blöde Frage: Kommt man denn dem (was denn genau bitte?) mit einem Ja oder einer Enthaltung, also wahlweise ‚Ich weiss nicht‘ oder ‚Ist mir egal‘ näher?
wie kann man zu so einer großen Sache nur eine Enthaltung abliefern? zum Glück wähle ich nicht links!
aber ja, herr kießling, denn der bereich wird zum selbstläufer. derzeit ist die leipziger mit sichtschutzplanen entlang villeroy verhängt, dort läuft ne riesen-rohdungs und -planiermaßnahme, dort kommen wohnungen hin. nördlich der leipziger werden es nicht nur ETWs sein, da kommen auch viele mietwohnungen hin. noch kann man sichs kaum träumen, aber sobald der erste sein wohnquartier dort fertig hat, wirds brummen. die lage ist superattraktiv, das gerede mit lärm gilt nur für einen kleinen vorderen streifen, der kaum ne rolle spielt. die bauträger machen sich schon heute gedanken über eine etwaige kleine nahversorgung dieses neu-stadtteils (ohne globus). zwingend ist diese nicht, aber wenn sie das anbieten wollen, dann werden die das in einem geschossbau integrieren oder am rand. mit globus werden die nicht mal an den einen oder anderen eckladen denken, ohne globus wird solches erst möglich. d.h. globus bedingt die zukünftige langeweile (wohn-mononutzung) des gesamten neu-stadtteils. das alles kann kommen und die stadt hat einflussmöglichkeiten. sie kann quoten von mietwohnen und preiswertem mietwohnen bei derzeitiger immo-lage abtrotzen. die preisdiskussion („nobel…“, gentrifi) ist stark übergeordnet und von dresden nicht steuerbar. für dresden gilt: jede neubauwohnung entlastet unseren wohnmarkt. daher verhindert globus auf dieser riesigen fläche ein vielfaches der investitionen in besseres.
herr kiesling, alles zusammengenommen verstehe ich ihre verortung in der neutralen abstimm-mitte, die vielen punkte dazu kann ich hier gar nicht schreiben, ich nenns mal „dresdner realitäten“. mit globus liegt aber ein solch zweifelhaftes unterfangen vor, dass ihre verständliche neutrale position gehörig zum nein tendieren muss. weil sich aber ihre enthaltung als ja-stimme generiert sowie auch eine verhinderung von globus tatsächlich möglich war, muss in der abwägung der ’nein-tendierten neutrale‘ zum ’nein‘ folgerichtiger mit ’nein‘ gestimmt werden. im zweifel links, heißts bis heute, hier im zweifel NEIN. falls die tilos noch zu sehr in den „dresdner realitäten“ desillusioniert und kapitulierend drinhängen sollten, ist es nur eine frage der zusätzlichen aufklärung zum konkreten projekt, um diese fürs ’nein‘ notwendigen zweifel zu bekommen. bis zur nächsten abstimmung sollten sich alle 5 neutralos diese expertise einholen.
@Thilo Kießling:
Ich schließe mich der Frage von Booby an: Nur denken Sie, dass man dem mit einem Nein zu Globus näher käme. Ich nicht mehr. Und da scheiden sich die Geister.
Was soll dieser Satz bedeuten? Seid ihr alle nur fremdgesteuerte Marionetten einer übergeordneten Macht? Wozu gibt’s den Stadtrat, wenn die Stadträte de facto sagen, dass man sowieso sagen kann, was man will, es ändert sich trotzdem nichts? Na toll. Das fühlt sich ziemlich frustrierend an.
@seldon:
Hast du eigentlich auch Argumente aus diesem (oder wenigstens dem letzten) Jahrhundert? Bekommst du Geld von irgendeinem Verlag für die Dauer-Werbesendung fürs „Kommunistische Manifest“ & Co.? Das nervt. Und es hilft der Sache nicht.
zum großflächigen einzelhandel lässt sich noch hinzufügen, dass die diskussion um dessen auswirkungen viele jahre ähnlich wie die zum klimawandel ablief, jedoch in letzten fundierteren studien (quellen müsste ich rausfinden) sowie vielfachen vor-ort-beobachtungen von bürgermeistern und verwaltungen nunmehr eindeutig alles auf doch verheerende wirkungen auch in großstädten hindeutet. auch in westdeutschland werden die stadtteile immer langweiliger und ausgestorbener, da kleinteiligkeit zugrunde geht, was man lange nicht wahrhaben wollte. überall sind solche monostrukturen auf dem vormarsch (saatgut, landwirtschaft, to big to fail-konzerne) und die politik scheint machtlos, dabei liegts nur am menschgemachten neoliberalismus, dem politisch immer noch kaum schranken verpasst werden. die verödung der deutschen städte ist auf dem vormarsch. erstaunt nahm ich in teilen südeuropas das weitgehende fehlen von supermärkten in den städten zur kenntnis und sah gleichsam die florierende kleinwirtschaft, wo jeder familienbetrieb (meist ein laden) einen versorgungsanteil leistet. die strassen sind zum bersten gefüllt mit tausenden kleinen geschäften, es findet strassenleben und reger austausch unter den menschen statt. die nachbarschaft und großfamilie ist der faktische sozialstaat. in spanien hat man das vor jahren aufgegeben und die altstädte verödeten sofort, mittlerweile siehts dort mitunter aus wie zum ende der ddr (leerstand, verfall). jetzt beginnt man mit sanierungsgebieten in den innenstädten gegenzusteuern.
solche beispiele lassen sich endlos fortführen. als linker sollte man nicht zu sehr realo werden, um nicht auch all diese entwicklungen zu sehen. grundsätzlich ist diese art des wirtschaftens in frage zu stellen, das kann eine linke allein nicht ausbügeln, aber sie sollte zumindest noch den anspruch haben, eine andere perspektive als das mitgerenne im sachzwang (um nicht zurückzubleiben) aufzuzeigen und im einzelnen sogar negativ-projekte mitzuverhindern.
Hallo Realist,
tut mir leid, wenn es Deinem Sinn für Realität widerspricht, dass bestimmte Zusammenhänge schon vor einiger Zeit recht stimmig und pointiert auf den Punkt gebracht wurden. Man kann sich recht wohlfeil über dieses und jenes Symptom gesellschaftlicher Realitäten streiten, wenn man sich weigert, über deren Ursachen zu reden, wird es einem ergehen wie dem Arzt, der seinen von Entzugserscheinungen geplagten Patienten durch regelmäßige Alkoholgaben zu Tode kuriert…
Mag ja sein, dass es etwas zuviel verlangt ist, auch in der kleinen Neustadt ab und an größere Zusammenhänge wahrzunehmen, aber es gibt wohl kaum Aktuelleres zur Beschreibung der Erscheinungen des real existierenden Kapitalismus. Wer hat welche Interessen, woher rühren diese, wie werden sie durchgesetzt? Ob wir über Freiräume oder Globus in Dresden, Gentrifizierung oder sozialen Kahlschlag reden: Basis sind nunmal die wirtschaftlichen Verhältnisse. Worauf diese beruhen, wie sie funktionieren, sich entwickeln, durchgesetzt werden, behält seine Gültigkeit unabhängig vom Alter der Erstbeschreibung.
Da die Werke von Marx und Engels frei im Netz verfügbar sind, muß hier kein Verlag sein Werbebudget strapazieren, fyi: http://www.mlwerke.de/me/default.htm
Schöne Beispiele für das, was (bäh) Marx als Konzentration und Zentralisation von Kapital beschrieben hat. Nuja…Und was die Politik angeht:
„Alle Regierungen, seien sie noch so unabhängig, sind in letzter Instanz nur die Vollstrecker der ökonomischen Notwendigkeiten der nationalen Lage. Sie mögen diese Aufgabe in verschiedener Weise gut, schlecht oder leidlich besorgen; sie mögen die ökonomische Entwicklung beschleunigen oder hemmen, aber schließlich müssen sie ihr doch folgen.“ F. Engels
Noch mal zur unsinningen Idee des Wohnungsbaus an dieser Stelle.
Wem die Argumente Veranstaltungslärm vom Alten Schlachthof (Es ist mir unklar, wie man dieses Konfliktpotential so völlig ignorieren kann? Ist doch in der Neustadt an jedem Abend Thema, sobald die Temperaturen die 20°C-Marke überschreiten.) und kontaminierter Boden offenbar nicht ausreichen, der sollte sich doch bitte einfach mal http://stadtplan.dresden.de mal die Lärm- (Eisenbahn und Straßenverkehr) und Stickoxidbelastungskarten (in der Rubrik: Stadtentwicklung und Umwelt) anschauen. Spätestens dann sollte klar eigentlich langsam klar werden, dass Wohnungsbau dort nichts aber auch gar nichts mit Wohnqualität zu tun haben wird. Deshalb wird es da mit Sicherheit auch nie eine Nobelbebauung geben. Es sei denn man hat vor da irgendwelche Leute von außerhalb übers Ohr zu hauen.
Wenn man keinen Globus will, sollte man dort lieber eine Brache lassen, allerdings werden dann wohl die Rest des Leipziger Bahnhofs irgendwann endgültig zusammenfallen.
@Realist: Bei Seldon hilft es nicht mehr. Anfangs war es noch interessant, jetzt ist es nur noch langweilig, ständig die immer gleichen Zitate aus dem immer gleichen Dutzend Bücher aus dem Antiquariat zu lesen. Er versteht leider nicht, dass sich die Gesellschaft in den letzten 200 Jahren weiterentwickelt hat. Und weil es sein Weltbild ins Wanken bringen würde, ignoriert er es. Stattdessen wird stur und steif weiter aus Altpapier zitiert. Erinnert mich irgendwie an die verbohrten Politkader und „Staatsbürgerkunde“-Lehrer aus dem real existierenden Sozialismus DDR. Da prallte auch jedes Argument oder Logik an einer Mauer aus Ideologie und Dummheit ab.
Seldon betreibt Indoktrination erster Güte, wie es jedem sozialistischen oder kommunistischen Kader zur Ehre gereicht hätte. Zu DDR-Zeiten hat schon keiner mehr drauf gehört, ist heute immer noch so, nur dass diese Leute heute wenigstens auch keinen Einfluss mehr haben. Sorry Seldon, mit Deinen vergreisten Theorien ist wortwörtlich kein Staat mehr zu machen.
@ Zschertnitzer: Nach der Logik des Verkehrslärms und der Umweltbelastung wäre es ausgesprochen schwer, in der Innenstadt neue Wohnungsbauflächen auszuweisen – vom Bestand ganz zu schweigen. Üblicherweise behilft man sich hinsichtlich des Lärms damit, weniger lärmempfindliche Nutzungen (Büros oder Handel) an die Straßen zu setzen, und dort dann eine riegelartige Bebauung zu errichten, die auch die Staubbelastungen filtern hilft. Ähnlich muss man wohl mit dem Schlachthof verfahren. Ich bin mir sicher, dass es Normen dafür gibt, was noch zumutbar ist und was nicht.
Sicher, ist keine Wohnlage im Grünen – dafür ist es halt Innenstadt, beides geht nun mal nicht.
@tscherti: das ist quark, die neustadt funktioniert trotz neudeutscher wutbürgerlichkeit super und wird deswegen nicht abgerissen und deine lärmkarte kannste in der pfeife rauchen. dazu leifen auch fehlinfo-kampagnen in der sich arbeit beschaffenden lokalpresse. die gebiete mit weitgreifenden lärmflächen sind nur deswegen welche, weils keine grenzbebauungen dort gibt. ansonsten ist das gesamte masterplangebiet eine totenstille grünoase, auch als späteres wohngebiet. tatsächlich sind die lärmknackpunkte die sog. „kulturspange“ sowie die leipziger strasse. das lässt sich lösen und die grenzwerte werden ohnehin nicht überschritten, um wohnbau wie am alberttower zu untersagen. die ersten wohnprojekte sind bald fertig geplant, derzeit wird das gesamte gelände östlich des schlachthofs baufrei planiert, der altbaumbestand wurde stehengelassen. das wird herrlich grünes wohnen in totenstille. die vögel zwitschern, man kann sich ne bessere wohnlage kaum vorstellen. viel spass dann noch mit der lärmkarte.
Die Neustadt funktioniert super, jaja, alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Neustadt…
Konkret auf die Neustadt bezogen werden im Endeffekt nicht die Wohnhäuser abgerissen, sondern in der Regel muss der Lärmverursacher entweder den Lärm abstellen oder hat die Kosten für entsprechende Dämmmaßnahmen tragen. Das heißt, wenn es ganz blöd läuft, wäre es das Ende für den alten Schlachthof.
Grenzbebauungen können Lärm abmildern, aber Totenstille glaubst du doch selbst nicht. Vor allem zur Bahn hin. Wer soll denn da was für Grenzbebauungen errichten? Hast du die Bahn-AG schon von deinen Vorstellungen informiert? Da freut man sich bestimmt, wegen deinen Vorschlägen noch mehr Geld ausgeben zu dürfen.
Wenn schon städtebaulich zukunftsweisend, dann bitte große Grünanalage statt weiterer sinnloser Wohnraumverdichtung. Bleibt halt nur die Frage, wer sich dann um den denkmalgeschützten Bahnhof kümmert. Aber der scheint den meisten sowieso ziemlich egal zu sein.
Hallo nurmalso, ooch, männo, ich bemüh mich schon sehr, die Zitate passend zumn Thema und recht abwechslungsreich zu posten…
;)
Ich find‘ sie im Einzelfall passend und pointiert, ist sicher Geschmackssache, sollte aber IMHO nicht zu solcher Aufregung führen…
(Und es ist natürlich klar, dass hierzulande niemand mehr (noch nicht wieder?) verhungert, soviel Abstraktionsvermögen trau ich aber der Mehrheit hier zu…)
Indoktrination ist ungefähr das Gegenteil von dem, was ich tue, denn ich gehe gern unud ausführlich auf Widersprüche ein, wenn sie denn Substanz haben und über „Blödsinn“, „olle Kamellen“ usw hinausgehen, sprich inhaltlicher Natur sind. Wir haben ja nun schon des Öfteren das Vergnügen gehabt, und hier kam ja auch ansatzweise eine Diskussion zu stande. Was daran indoktrinierend gelaufen sein soll, weiß ich nicht. Wir könn‘ ja gerne hier weitermachen…
Im speziellen Fall ist doch die Frage, wer entscheidet wie und unter welchen Voraussetzungen über die Nutzung von (kommunalem) Grund und Boden. Wie sind, wie entstehen diese Besitzverhältnisse, wessen Interessen werden verfolgt und warum. „Meine“ Antwort darauf ist, dass es eben Kapitalinteressen sind, die mal mehr, mal weniger subtil durchgesetzt werden, das Interessen Besitzloser eher wenig Beachtung finden. Mit oder ohne Globus wirken Marktgesetze, vermittelt über die Konkurrenz zwischen den Unternehmen, mit der Tendenz, dass große die kleinen „fressen“… Kann man ja gerne anders sehen, sollte man nur auch ein bißchen begründen!
Ja Seldon, es ist mit Dir ein bisschen wie beim Glücksrad: Man weiß nicht genau, was kommt, aber man weiß, dass es irgendwas von dieser vorgegebenen Scheibe ist… ;)
Ich weiß, dass ich diese Diskussionen nicht fortgesetzt habe, teilweise, weil ich die Antworten irgendwann nicht mehr gesehen habe, teilweise, weil es mir ein bisschen zu zeitaufwändig wird, aber vor allem, weil ich sie nicht mehr für besonders fruchtbar halte. Deine Meinung ist sehr eingefahren, und sämtliche Argumentation läuft drauf hinaus, eine alte Lehre zu verteidigen. Du bist nicht wirklich offen, Schwachstellen anzuerkennen, sie weiterzuentwickeln oder neuen Gegebenheiten anzupassen. Von daher ist jedes weitere Argument meinerseits eigentlich überflüssig.
Wie ich schon mehrmals gesagt habe: Ich stimme teilweise mit Deiner Problembeschreibung überein, aber ich halte die Fixierung auf 200 Jahre alte Vorschläge für falsch und nicht zur Lösung aktueller Probleme geeignet.
Und die Indoktrination, nunja, beruht eben genau in dem kompromisslosen verteidigen einer Ideologie. Dir geht es nicht um „ergebnisoffene“ Suche nach (neuen) Lösungen, sondern darum, die Menschen zu der Ideologie Deiner Wahl zu bewegen. Durch argumentieren, sehr viel zitieren, und alles ein bisschen in die Richtung drehen, die Dir passt, plus ignorieren offensichtlicher Lücken. Könnte man sicher jedem vorwerfen, ja, aber kaum einer ist so vernarrt (um es positiv auszudrücken) in eine spezielle Ideologie.
Und davon abgesehen, hatte ich in meinem Leben schon genug von dem ganzen sozialistischen/kommunistischen „Geschwafel“ (sorry), so dass das an sich schon Antipathien auslöst. Auch nicht ergebnisoffen, ich weiß, aber ist nunmal so.
@ Zschertnitzer: Welche Bahn denn? Schau doch mal aufs Luftbild: die Hauptstrecke geht in den Neustädter und tangiert das Gebiet somit an der „Schmalseite“. Der direkte Bogen Richtung Pieschen wird hingegen kaum bis garnicht durch Züge genutzt und bildet im Gegenteil ein wunderbaren Lärmschutz in Richtung Großenhainer/ Hansastraße
Hallo nurmalso,
bevor man über Lösungen redet, muß man IMHO über Ursachen reden. (Siehe meine Alkoholiker-Metapher.) Das ist es, was hier versuche. Wenn Du der Meinung bist, Kapitalinteressen spielten hier keine Rolle, daher sei diese oder jene Lösung zu präferieren, mußt Du das begründen, nicht ich. Es geht mir darum, das Verständnis grundlegenster Mechanismen der aktuellen Wirtschaftsordnung zu befördern, und grundlegend hat sich hier eben nicht viel geändert: gibt oder gibt es nicht nach wie vor eine Trennung von Eigentümern und Produzenten, wird oder wird nicht nach wie vor für den Markt produziert, ist Lohnarbeit nach wie vor die vorherrschende Arbeitsweise oder nicht? Du hast letztens das Bsp „crowdfunding“ gebracht: ist das eine großartige Änderung der Wirtschaftsweise? 1. Wie verbreitet ist das vergleichsweise, 2. Was ist das anderes als eine Art AG, 3. Wo liegt ein fundamentaler Widerspruch zu Marx‘ Beschreibung… Wie würdest Du im Gegensatz zu Marx die von Nepomuk beschriebenen Phänomene erklären?
@ Tilo Kießling (Soeben habe ich diese, meine Meinung auch auf dem verlinkten Wahlblog veröffentlicht)
Ich habe mir die Argumentation mal durchgelesen und muss sagen: Sie machen es sich vielleicht doch etwas zu einfach, Herr Kießling.
Ihre erste Aussage („diesmal bin ich dafür, weil dagegen sein in der Vergangenheit ja nix gebracht hat…“) lasse ich Ihnen, freue mich aber schon auf den Einzug dieser Herangehensweise auf Bundesebene – z.B. wenn der nächste Krieg, Tschuldigung, die nächste „Verteidigung der Freiheit“ am was auch immer ansteht…
Zum Zweiten: ja, natürlich mag man keine „Luxuswohnungen“ am Hafen. Aber machen wir uns nix vor: eine Wohnung mit Blick auf die Elbe/ Canaletto/ das grüne Ostragelände wird wohl von Niemandem zum sozialen Wohnungsbau entwickelt werden. Andererseits würde durch die Bebauung an der prominenten Stelle am Elbufer ein Impuls ausgelöst – für die Entwicklung eines innenstadtnahen, verkehrsarmen Wohnquartiers. Da die Zahl derjenigen, die sich in Dresden Luxuswohnungen leisten können, begrenzt ist, dürfte die dann anzuwendende Formel lauten: mehr Wohnungen = größeres Angebot = sinkende oder zumindest stagnierende Preise (vermutlich auch eine linke Zielstellung).
Jetzt zum eigentlichen Klops Ihrer Argumentation. Elbepark als Hauptleidtragender – da gehe ich noch mit. Aber auch noch „alle unspezifischen Supermärkte mit Parkplatz entlang der Hauptverkehrsstraßen“ als „politisch nicht besonders schützenswert“ einzuordnen – wo bitte leben Sie denn? Ja, Netto, Lidl oder Rewe haben Parkplätze – aber nicht ganz zufällig (!) befinden sich diese Läden auch noch nahe der umliegenden Wohnbebauung. Mein autoloses Leben wird mir z.B. auch dadurch ermöglicht, dass ich in fußläufiger Entfernung diese Läden habe.
Meine Oma kann im Hechtviertel mit dem Rollator noch ins Netto schieben – eine Distanz auf Hin- und Rückweg, die sie im Globus zum Holen ihrer 10 Sachen nur zwischen Eingang, Regalen und Kasse zurücklegen müsste. Wenn sie da noch irgendwie hinkäme… Sie ist stolz auf diese, ihr verbliebene Selbständigkeit. Ich werde es ihr später so erklären: Dein Belang war „politisch nicht schützenswert“.
Diese – von Ihnen zum eigentlichen Feind stilisierten – Läden sind DEZENTRALE Versorgungseinheiten für die gerade Nicht-so-Wahlfreien Bewohner in den Wohngebieten. Die Märkte mal eben aufzusummieren unter dem Motto „10 Kleine ergeben doch auch den einen Großen“ ist demnach einfach mal zu kurz gedacht. Ohne das Programm der Linken jetzt im Detail zu kennen: Schlagworte wie „Teilhabe“, „Durchmischung“, „verkehrsarme Fortbewegung“ und „Stadt der kurzen Wege“ würde ich finden, oder?
Sie schreiben: „Erstaunlicherweise hielt sich aber die vernehmbare Kritik an den erheblichen Ausweitungen der Handelsfläche von Lebensmitteldiscountern kleinerer und mittlerer Größe stark in Grenzen.“. Mmmmh – warum wohl? Vielleicht, weil die Leute, die sich damit auskennen, in diesen Märkten tatsächlich kein (großes) Problem sehen?
Weiter: wenn Sie die Sorge der Läden in der Neustadt nicht teilen können, dann liegt es vielleicht daran, dass Sie noch nie einen Fuß in einen Globus gesetzt haben. Würde ich nie Jemanden zum Vorwurf machen – außer eben einem Politiker, der eine gewisse Verantwortung für die Entwicklung seiner Stadt hat. Zur Erhellung: im Globus gibt es eben nicht nur Lebensmittel, sondern auch Bücher, Fahrräder, Haushaltwaren, Klamotten, Schulbedarf, Lederwaren (Ranzen, Schuhe), Heimelektronik… Es geht eben nicht ausschließlich um ein Angebot, dass vergleichbar im Edeka oder Konsum oder Rewe zu haben ist! Aber zufällig in einer Reihe kleinerer Läden in der Neustadt oder Pieschen.
Natürlich wird nun niemand, der nur ein Buch braucht, statt zur Buchhandlung X in der Neustadt extra ins Globus fahren. Aber: vielleicht nimmt der Kunde sich während des „Vorratseinkaufes“ das Buch aus dem Globus einfach mit – „weil ich eh gerade hier bin“. Spart sich damit den Weg in den Buchladen – „nächstes Mal wieder…“. Setzen Sie für Buch ein: Fahrrad/ Topf/ Hose/ Schreibwaren/… Ob sich die kleinen Läden diesen Abzug an Euros auf Dauer leisten können – ich bezweifle es.
Sie unterschätzen dann noch etwas den Einzugsbereich des Globus. Es geht nicht darum, ob es unmittelbare Nachbarn gibt, die bislang in den Konsum gegangen sind – der Einzugsbereich dieses Marktes ist locker im 30-km-Radius zu ziehen! Die damit zusammenhängenden Verkehrsprobleme als „weit hergeholt“ mal eben unter den Tisch zu kehren: Glückwunsch, dass nenn ich jetzt mal sachgerecht argumentiert… Spätestens seit der Waldschlösschenbrücke dürfte der letzte Ignorant verstanden haben, dass nicht die Straßen, sondern die Kreuzungen das eigentliche Problem sind. Und derzeit schon kaum leistungsfähige Kreuzungen auf engstem Raum haben wir im Umfeld Hansastraße – Eisenbahnstraße – Antonstraße – Leipziger Straße genug…
Über die Ausdünnung der Versorgungslage im ländlichen Raum muss ich jetzt nicht auch noch referieren – und vielleicht denken Sie jetzt auch zurecht, dass „die da draussen“ ja selber Schuld sind, wenn sie jetzt lieber sonstwohin gondeln, statt lokale Versorger zu unterstützen (auf die sie dann im Alter auch ohne Auto zurückgreifen zu können). ABER: als Politiker mit Weitblick sollten Sie denen vielleicht auch etwas auf die Sprünge helfen!?
Zu Ihrem Schlusswort: wenn es die Alternativen nicht mehr gibt, weil sie dem Druck nicht mehr standgehalten haben, dann wird es wunderschön sein, darin einzukaufen…
Vielleicht denken Sie mal drüber nach. Vielleicht schauen Sie sich mal einen Globus von innen an. Vielleicht sprechen Sie mal mit einem Stadtplaner in Zwickau oder Hoyerswerda über die Auswirkungen derer Globusmärkte. Vielleicht stellen Sie sich mal neben einen Netto auf der Leipziger und zählen die Einkäufer mit dem Auto und denen zu Fuß/ mit dem Rad.
Und: vielleicht machen Sie sich auch mal Gedanken über Ihre politische Ausrichtung: Die FDP ist ja fast auf ähnlich liberalen Pfaden unterwegs… Die von Ihnen geäußerten „Argumente“ jedenfalls sind weit weg von dem, was ich bislang unter den „Linken“ eingeordnet habe.
Im Stadtrat hätten Sie und Ihre 4 Freunde jedenfalls die Chance gehabt, diesen Wahnsinn – vielleicht auch nur vorerst – zu verhindern…
Danke.
E-Haller: ich bin beeindruckt! Das ist eine der besseren Argumentationen, die ich in letzter Zeit zum Thema Globus gelesen habe.
ich fasse nochmal zusammen: globus ist extrem überdimensioniert und das gesamtgelände unadäquat und falsch geplant. die dezentralen versorgungs(super)märkte werden geschwächt, die funktionalität der einzigen beiden großen gründerzeit-stadtteile untergraben, die neuen großcenter (parkhaus-rewe, beide neue edekas) sowie die neustädter konsums in frage gestellt, die abschöpfung von kaufkraft bestenfalls ins umland verschoben, wo dann die händler im ohnehin schon strukturschwachen ländlichen raum kriseln.
globus steht für vergangenheit, die energie- und raumfressende, umweltschädigende stadtstruktur, für einen widerspruch zu allen zielstellungen der stadt, gegen die wirtschaftsförderung, gegen die handelskammer, gegen die architektenkammer, gegen alle lokalvertretungen, gegen die relativ unabhängigen gutachten, gegen jahrelange amtsarbeit und gegen wohl die mehrheit der hier mündigen bürgerschaft.
globus verspricht durchgehend dinge, die nicht notwendig bzw. unrealistisch sind, wie eine angebliche „rettung“ nur eines altbausteils, wo keine gefahr in verzug ist. ausbauten von strassen und haltestellen sind ohne globus überflüssig. eine zickzack-wegebeziehung über einen riesenparkplatz ist keine attraktive verbindung zum elbufer, die nutzung der bahnbögen wird mE nicht funktionieren und scheitern, einige der versprechungen werden ohnehin nach endgültiger genehmigung „leider“ kassiert.
das problem stellt also einerseits die ansiedlung eines weiteren großmarktes dar – verschärft durch eine kritische verkehrsabwicklung, andererseits aber vor allem dieser grobschlächtige gesamtentwurf für diese prominente lage. bisher zeigten deren verantwortlich keinerlei anstalten, nur irgendeine grausamkeit abzumildern. dort könnten doch viel mehr verbesserungen erzwungen werden. so ist es abzulehnen.
das projekt verhindert bessere nutzungen und ein vielfaches an derzeit absehbaren investitionen. das arbeitsplatz-argument ist im endsaldo kaum noch von bedeutung. alle weiteren negativaspekte lass ich hier der kürze wegen aus.
richtig ist, dass ein solcher konkurrent im mono-besetzten dresdner einzelhandel wünschenswert ist, allerdings nicht um jeden preis und SO nicht in jeder lage. wenn sie dort bauen wollen, dann innerstädtisch adäquat und zukunftsfähig strukturiert. wenn sie dies nicht wollen, dann bliebe nur noch ein alternativangebot eines standorts zB in seidnitz (ex-max-bahr, ex-marktkauf) mit ähnlich günstigen rahmenbedingungen und wachsender bevölkerung. beide umplanungen wären gesellschaftlich fähig zur genehmigung, alles andere nicht. die kröte eines weiteren großmarktes würde geschluckt, zumal es auch sonst im normalen aufkommen und wegsterben von supermärkten den für den kunden besseren überleben lässt. permanent modernisiert sich das angebot, der wechsel ist stetig. im südosten dresdens wären die auswirkungen allerdings wesentlich geringer. genug platz gibts jetzt dort, zwei riesenmärkte haben geschlossen, da darf es kein tabu einer neuplanung geben. globus hat die wahl und muss der stadt endlich entgegenkommen. ansonsten gibt es keine ansatzweise gute lösung und dann hat jeder verantwortliche stadtrat dieses projekt am leipziger bahnhof abzulehnen.
vermutlich ist bereits durch die letzte stadtratsentscheidung der ohnehin nur dünne faden der zusammenarbeit mit der ausführenden und doch mächtigen verwaltung endgültig zerrissen. die planungsämter erscheinen nun als abgeschaffbar. das vertrauen ist zerrüttet. dieser stadtrat kann sich als folge auf eine noch stärkere blockierung sämtlicher angelegenheiten durch die verwaltung einstellen. damit erwächst sich der gesamtschaden für die stadt als funktionsgebilde ins uferlose. das sollten unsere stadträte berücksichtigen. sie schweben ja nicht im luftleeren raum.
Hier die Entgegnung von Herrn Kießling:
http://kieszlings-wahlblog.lise-dd.de/2014/03/06/globus-keine-gretchenfrage/#comment-415