Der neue Slogan von Kopier- und Druckstudio „Copyland“ am Alaunplatz lautet: „Wir halten Druck aus“. Die selbstironische Feststellung ist gleichzeitig Maik Neuschulz‘ Motto, denn Besitzer eines stetig wachsenden Druckereibetriebs zu sein, erfordert ausgeklügeltes Zeitmanagement und Nerven. Wie so viele andere entsprang das Geschäft den wirr-kreativen 90er Jahren in der Neustadt. Über Nacht wurde Quereinsteiger Maik Neuschulz von der Aushilfe zum Chef. Eine druckreife Story.
Maik Neuschulz ist Elektrotechniker und studierte an der TU Dresden. Um sich finanziell über Wasser zu halten, heuerte er Anfang der 90er im frisch gegründeten Copyland auf der Görlitzer Straße 34 (heute Pawlow) als Aushilfe an. Der Besitzer kam aus Berlin und konnte mit modernen Xenon-Druckern auftrumpfen. Eine frische Brise Westwind in der Technikwüste Dresden.
Die exotischen Öffnungszeiten bis tief in die tintenschwarze Nacht lockten zahlreiche augenberingte Studenten mit der Fußspitze an der Deadline an, für Großaufträge liefen die Drucker rund um die Uhr – die Voraussetzungen hätten schlechter sein können. Maik Neuschulz schloss sein Diplom ab und befand sich gerade auf Arbeitssuche, als ihm sein Chef anbot, den Laden zu übernehmen. Eine Nacht lang blieb Neuschulz zum Überlegen, dann musste die Entscheidung getroffen sein. Er entschied sich, den Laden mit seinem Potenzial zu übernehmen, nahm einen kleinen Kredit bei seiner Schwester auf und trat seine erste Schicht auf dem Bischofsweg 48 an: allein.
Von dem Besitzerwechsel, sagt Neuschulz, haben wohl viele Kunden gar nichts mitbekommen. Die räumliche Nähe zum alten Standort erhielt die Stammkundschaft und bald konnte das Copyland neue Flächen annektieren. Die Druckzentrale wurde in das gegenüberliegende Gebäude ausgelagert und es gesellten sich zwei Mitarbeiter dazu. Neuschulz kämpfte sich neben Glanz-, Bunt- und Kopierpapier durch Papiere behördlicher Art, um seine bürokratischen Wissenslücken zu füllen. Der jugendliche Leichtsinn übersah die bedrohliche Größe der buchhalterischen Hürden. „Heute würde ich das nie wieder tun“, gesteht Maik Neuschulz. Technisch dagegen ermöglichte ihm seine Ausbildung als biomedizinischer Gerätetechniker ein grundlegendes Verständnis von Mechanik und Elektronik – auch wenn Neuschulz für die Reparatur desolater Drucker lieber einen Fachmann heran zitiert. So druckte, band und lichtete sich das Copyland zu einem ansehnlichen Refugium. Vor zwei Jahren bezog die mittlerweile 15 Mitarbeiter starke Mannschaft einen Raum auf der Tannenstraße, wo heute große Druckaufträge offset bearbeitet werden.
Ein quirliges Business, so eine Druckerei. Kunden, die bis vorgestern ihre T-Shirts mit Urlaubsbild, Tasse mit Katzenbild oder Masterarbeit mit ohne Bild in der Hand halten wollen, drängeln sich am Tresen. Dementsprechend beschleunigt heizen Mitarbeiter zwischen den pumpenden Druckern herum. Klicken, fiepen, rascheln, klingeln. Maik Neuschulz stürzt sich nach dem Posieren auch zurück ins Hamsterrad. Auf die Frage, was die dauerhafte Faszination an diesem Beruf darstelle, reagiert er verdutzt. Gute Frage. Es macht Spaß. Blöde Frage!
Informationen und Öffnungszeiten
Copyshop
- Bischofsweg 48, Montag bis Freitag 8 bis 23 Uhr, Sonnabend 10 bis 20 Uhr
Druckzentrale
- Görlitzer Straße 48, Montag bis Freitag 9 bis 22 Uhr, Sonnabend 10 bis 18 Uhr
- im Internet zu erreichen unter www.copyland.de
„zahlreiche augenberingte Studenten mit der Fußspitze an der Deadline“
GROSSARTIG! vielen dank für ein weiteres neustadtoriginal.
ich bleibe treu! :-)
Ähm, jetzt wo hier gerade über Holzmedien geschrieben wird, gibbet nicht bald mal ne App für den mobilen Nutzer des Neustadt-Tickers? Wäre doch mal was…
Danke Für die Story. Der Laden ist spitze was Preis, Leistung und Freundlichkeit angeht. Inzwischen lasse ich da fast alles an Druckerzeugnissen herstellen, auch da es ja im Handumdrehen fertig ist. Copyland forever <3