Die SPD, das sind für ihn die Leute, mit denen er seine Vorstellungen von Politik umsetzen kann. Geboren in Dresden, hatte er das Glück, dass seine Eltern mit ihm in die Neustadt gezogen sind. Nach kurzen Unterbrechungen lebt der 26-Jährige nun seit 2007 wieder hier, jetzt in einer Wohngemeinschaft. Er arbeitet für den Deutschen Gewerkschaftsbund, ist Vorsitzender der Neustadt-SPD und nebenbei studiert er noch: Lehramt für Geschichte und Gemeinschaftskunde an der TU Dresden.
Wir treffen uns vor dem Café Neustadt im Nachmittags-Trubel. Für Drews ist die Neustadt eine gute Mischung. Man habe ruhige Ecken aber eben auch das Kneipenviertel, zum Ausgehen. Außerdem sei die Lebenskultur hier entspannter, man kommt schnell ins Gespräch, das sei sympathisch.
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in der Neustadt immer wieder Raubüberfälle, was könnte man Ihrer Meinung nach tun?
Was mir zunehmend Sorgen macht, sind definitiv Übergriffe mit rassistischem oder homophoben Hintergrund, die in den letzten Jahren meiner Meinung nach wieder zugenommen haben. Dafür müssen wir auf jeden Fall eine Lösung finden. Wir haben schon viel Polizeipräsenz. Wenn ich am Wochenende abends an der Louisenstraße sitze, fährt alle zehn Minuten eine Polizeistreife vorbei. Die Reaktionszeiten, in denen die Polizistinnen und Polizisten da sind, müssten vielleicht ein bisschen kürzer werden. Ich höre immer wieder von Fällen, wo das ewig dauert. Aber wie das zu machen ist, ist eher ein landespolitisches Thema. Das hat ja mit der gesamten Polizeiausstattungsstruktur in Sachsen zu tun. Das Revier hier von der Neustadt hat ja jetzt auch einen größeren Einzugsbereich, dass schafft sicherlich auch Probleme. Aber das ist schwer kommunalpolitisch zu lösen.
Ordnung und Sauberkeit auf dem Alaunplatz, was ist Ihr Konzept?
Das Pilotprojekt vom Ortsamt ist ein Anfang, ich finde das auch ausdrücklich sehr gut. Das Grundproblem ist, dass die Müllcontainer am Rand sind und die Unterflurcontainer schnell verstopft sind, so dass das Fassungsvermögen nicht komplett ausgenutzt wird. Wir wollen mehr mobile Müllcontainer in der Parkmitte, um die Wege zu verkürzen, um die Möglichkeiten, seinen Müll loszuwerden noch besser sichtbar zu machen. Ich bin kein großer Fan davon, das Ordnungsamt einzusetzen, um Ordnung zu schaffen und mit Strafmaßnahmen um sich zu werfen. Das halte ich für den falschen Weg, würde doch eher auf die Sensibilisierung setzen.
Wie sollte Ihrer Meinung nach die Königsbrücker Straße ausgebaut werden?
Aus meiner Sicht brauchen wir als Erstes verlässliche Verkehrszählungen, die offiziell von der Stadt gemacht werden, damit wir wissen, wie viele Autos da unterwegs sind. Bislang rechnet die Verwaltung immer noch mit den 25.000 Autos pro Tag von der Verkehrsprognose. Durch den Beschluss haben wir ein halbes Jahr verloren. Danach müssen wir angepasst an die neuen Zahlen eine schmalere Variante als die 7 M umsetzen. Denn die ist ja defacto vierspurig. Das halte ich für überdimensioniert. Ich könnte mir da eine Variante mit der Pulkführerschaft Bahn gut vorstellen. Von der Sanierung im Bestand halte ich nichts, da bekommen wir Probleme Fahrradwege und barrierefreie Haltestellen zu installieren. Weil wir da auf der Königsbrücker, so breit wie sie jetzt ist, nicht den Platz haben, das alles unterzubekommen.
An der Leipziger Straße soll ein Kaufhaus gebaut werden, wie ist Ihre Meinung dazu?
Ich bin gegen den Globus. Was wir befürchten, ist, dass vor allem die kleinteilige Einzelhandelsstruktur hier in der Neustadt und auch in Pieschen darunter leiden wird. Wir haben in Dresden schon so viele Einkaufsflächen, der Konkurrenzdruck wird dadurch immer größer. Das trifft dann den kleinteiligen Einzelhandel in den Stadtteilen, weil die mit den Preisen auch nicht mithalten können. Die werden besonders von Globus bedroht, weil die ein recht großes Frischesortiment haben, was sie selbst in ihrem Markt produzieren und das ist eine der Qualitäten, die unsere Einzelhändler vor Ort auch bieten. Außerdem gibt es da die Verkehrsproblematik. Wir geben einen Haufen Kohle aus, um auf der Königsbrücker eine Geschwindigkeitssteigerung hinzubekommen für alle Verkehrsteilnehmer und beim Globus kommt dann am Ende ein langsamerer Verkehr raus. Das halte ich nicht für sinnvoll.
Mietentwicklung in der Dresdner Neustadt, sollte man die bremsen oder dem freien Markt überlassen?
Ich denke schon, dass man da bremsen müsste. Wir haben in Dresden aus kommunalpolitischer Sicht nicht mehr viele Möglichkeiten nach dem Woba-Verkauf 2006, weil wir so gut wie keine Wohnungen mehr im kommunalen Bestand haben. Wir möchten über die Stesad wieder einen solchen Bestand aufbauen, um eben wieder für bezahlbaren und sozialen Wohnraum zu sorgen. Weil wir immer mehr das Problem kriegen, dass es sonst Viertel gibt, die sich nur wenige leisten können und Viertel, in denen die sozial Schwächeren leben. Und das darf nicht passieren, wir müssen weiterhin eine gemischte Bevölkerungsstruktur haben. Das ist ein klarer Auftrag an den Stadtrat, bei neu zu vergebenden Wohnbauprojekten durch private Investoren über Bebauungspläne und Verträge dafür zu sorgen, dass es immer eine Mischnutzung ist. Das auch immer sozialer bzw. bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.
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Herr Drews, vielen Dank für das Gespräch.
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- Vielen Dank an Tobias Strahl für die Fotos zu diesem Interview. Mehr Texte und Bilder von Tobias Strahl unter: www.sehnsuchtsort.de
also Platz für Radwege ist genug auf der Schauburgseite- von da bis fast zum Albertplatz. Wobei ab Post/Bank/Fitnessstudio kaum noch Fußgänger unterwegs sind.
Mit einem gewissen Willen müsste da was zu machen sein und die Vorgärten könnten auch erhalten bleiben. :D
Klärt mich mal bitte jemand auf. Werden in der Neustadt gezielt Homosexuelle und Ausländer ausgeraubt? Oder ist das nur eine Vorgabe des Partei, in jedes Interview „homophob“ oder „rassistisch“ reinzupacken? Wobei ja heute schon als homophob gilt, wer nicht auf Kommando bei 3 die nächstbeste gleichgeschlechtliche Person küsst. Überhaupt komisch, dass das noch nicht zum Unwort des Jahres gewählt wurde. Ach ja, PC.
Die Angriffe aus rassistischen und homophoben Motiven häufen sich in letzter Zeit tatsächlich, sowohl in der Neustadt als auch im Rest der Stadt. Einige Jahre war es in diesem Bereich einigermaßen ruhig.
Das sollte man auf jeden Fall thematisieren, allein schon, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen und eventuell die Zivilcourage zu fördern.
Vielmehr können Kommunalpolitiker da und auch bei Raubüberfällen im Allgemeinen wenig machen. Man könnte höchstens mancherorts für eine bessere Beleuchtung sorgen.
Also das mit dem sensibilisieren verstehe ich nicht. Meint er, das es Menschen gibt, die momentan Ihren Müll im Park lassen, weil Sie denken, der geht da alleine wieder weg?
Und mit der Verdrängung des Einzelhandels, das ist doch Unsinn, in der Neustadt sind doch meist spezialisierte Geschäfte, die Lebensmittel und Produkte mit hoher Qualität anbieten. Denen macht doch ein Globus Markt keine Konkurenz, oder ist damit gemeint, das der Netto und der Rewe dann Probleme bekommen? Ich denke jedenfalls nicht, das die Kunden dann lieber ein 150 EUR Baumarktfahrrad oder statt nem fair puli ne Globuspulli aus China oder statt beim fleischer in der Neustadt industriefleisch beim Globus kaufen. Das könnten Sie jetzt schon….
@ Oli: Schaue mal auf die Homepage von Globus und deren Geschäftskonzept. ;-) Im Lebensmittelbereich setzen die auf hochwertige und frische Ware und betreiben deshalb unter anderem auch eigene Metzgereien. Damit konkurrieren sie eher mit dem Fachhandel, vielleicht noch mit Konsum und Edeka. Aber eher nicht mit Netto, Lidl oder Aldi.
Zudem gibt es ein breites Angebot in einem Gebäude. Das könnte schon manchen verleiten, dort einzukaufen anstatt durch mehrere Straßen zu schreiten.
@ Oli: Selbst wenn „nur“ Netto und Rewe verdrängt würden, so leisten diese einen erheblichen Beitrag zur Nahversorgung und somit zur Kfz-armen Lebensweise – was sich dann u.a. in der sozialen Durchmischung des Viertels niederschlägt.
Ein Älterer, der nicht mehr so gut zu Fuß ist (und dankenswerter Weise auch nicht mehr Auto fährt) kann z.B. aufgrund der Märkte in Reichweite länger im Viertel „halten“.
Letztlich wäre es wieder ein Vorschub zur Gentrifizierung, wenn nur noch hochpreisige Lebensmittel im Viertel zu haben sind… (womit ich ausdrücklich nicht sage, dass billige Lebensmittel gut sind, sondern nur: es gibt Leute, die sich nicht z.B. in der VG versorgen können) (Ja, ich weiß, wenn sie wöllten, könnten sie auch – usw.. Aber dies ist nicht die Lebenswirklichkeit).
@Anton – noch ein Hinweis zur formalen Textgestaltung: die letzte Frage zur Mietpreisentwicklung muss noch hervorgehoben werden..sie geht so im Fließtext unter..
Danke, nike. Irgendwas ist immer … :-(
Ich könnt mich jedes mal vollnässen vor Lachen wen gerade die SPDler sich mal wieder Gedanken über Homosexuelle machen. War nicht eines ihrer größten Wahlversprechen endlich die volle Gleichberechtigung? Mit Heirat & Adoption? Und was ist daraus geworden? Nichts – pläne sind auf Eis gelegt.
Die SPD ist halt tatsächlich die Partei der größten Heuchler und Schleimer, die verdammte Hartz4 & Kriegstreiber-Partei.
Unwählbar. Immer. Auf allen Ebenen.
Ich find es schön, dass hier diskutiert wird. Das eine oder andere will ich dann auch nochmal aufgreifen.
@peter: Ich empfehle ein Gespräch mit der Opferberatung, wenn es um rassistische und homophobe Übergriffe in der Neustadt geht. Die haben da einen guten Überblick. Zwischen März 2013 und April 2014 waren es allein in der Neustadt über ein Dutzend Übergriffe. Ich persönlich finde schon einen zu viel und deshalb habe ich auf das Thema hingewiesen.
@Oli: Es ist nun mal so, dass viele Menschen im Moment ihren Müll im Alaunpark liegen lassen. Mir ist es einfach lieber, mit den Leuten zu sprechen und sie zu informieren, statt mit Kontrolle und der Verhängung von Ordnungswidrigkeiten zu antworten. Das allein wird aber sicher nicht reichen. Deshalb hat die SPD ja auch einen Antrag für mehr Müllcontainer im Park – und nicht nur am Rand – eingebracht. Dem hat leider auch nur die SPD im Umweltausschuss zugestimmt. CDU und FDP waren dagegen und selbst Linke und Grüne haben sich enthalten.
@Oli: Das Problem an Globus ist ja eben das Angebot. Globus bietet viele regionale und frische Produkte an, die sie in ihrem Markt selbst produzieren. Das ist bislang die Qualität der kleinen Einzelhändler in der Neustadt – frisch und regional. Darüber hinaus spricht auch noch vieles anderes gegen Globus. Die erhöhte Verkehrsbelastung für die Leipziger Straße bspw. Und man könnte aus dem Gelände so viele schöne andere Sachen machen, die in Dresden mehr gebraucht würden, als ein weiterer Einkaufsmarkt. Ich sag nur die Stichworte bezahlbares Wohnen und Freiräume für Kreative.
Ich freue mich über weitere Diskussionen. Und schaut auch gern mal auf unserer Homepage vorbei: http://wem-gehört-die-neustadt.de/
Oli: Das es in der Neustadt nur noch “ spezialisierte Geschäfte, die Lebensmittel und Produkte mit hoher Qualität anbieten“ zeigt nicht da Verdraengung kein Problem ist, sondern ist im Gegenteil die Folge der Verdreangung: Vor 20 Jahren hatte ich in 50m Umkreis 2 Lebensmittellaeden, 2 Baecker, 1 Gemueseladen und einen Fleischer. Jetzt: ein Rißmann Backshop und 2 Schwulenclubs… Die Lebensmittelnahversorgung ist hier schon lange verdraengt worden, was nicht heisst dass man es nicht noch schlimmer machen kann.
Die Antwort zu den Raubüberfällen ist aus meiner Sicht schon volksverarschend. Er sollte seine Hausaufgaben machen und sich mal anschauen was das für Überfälle sind und wer überfallen wird und vor welchem Hintergrund. Unwählbare unverschämte populistische Person. Na Hauptsache er schiebt das Problem weg, was er nicht kommunalpolitisch lösen kann. Hoffentlich machen es dann auch Andere, welche Lösungen haben.
@Vincent Drews
Ich empfehle ein Gespräch mit der Opferberatung, wenn es um rassistische und homophobe Übergriffe in der Neustadt geht.
Es geht in der Frage aber nicht um rassistische oder sonstwas Übergriffe, sondern um sogenannte Raubüberfälle, bei denen die Opfer um ihr Hab und Gut erleichtert werden. Wenn Sie nicht in der Lage oder nicht willens sind, eine simple Frage zu verstehen, sollten Sie den Lehrerberuf vielleicht besser nicht ins Auge fassen. Bei der Gewerkschaft dagegen sind sie mit dieser Masche sicherlich gern gesehen.