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„Möge sie bunt bleiben“

So kennt man Friederike Beier: Immer ein herzliches Lachen im Gesicht.
So kennt man Friederike Beier: Immer ein herzliches Lachen im Gesicht.
Ein Interview mit Friederike Beier, die lange Jahre als Mutter der Bunten Republik galt, sich in den stürmischen Zeiten für Vermittlung eingesetzt hat und seit Jahren zum Repbulikgeburtstag Schmalzstullen auf der Böhmischen Straße unter die Leute brachte.

Die 70-Jährige hat die Interessengemeinschaft Äußere Neustadt mitgegründet und lebt seit Jahren in dem Wohnprojekt „Amselhof“. Nun will sie die Neustadt verlassen und ins Dresdner Umland ziehen. Das Interview führt die Stadtteilarchivarin Anett Lentwoit für das BRN-Magazin „Aus die Maus„.

Friederike, du bist schon lange in der BRN und viele Leute kennen dich. Seit wann wohnst du in der Neustadt?
Seit 1987.

Du bist sehr aktiv im Stadtteil gewesen. Was sind deine Projeke?
Als Erstes besetzte ich eine Wohnung in diesem Haus, in dem ich wohne. Daraus ist der „Amselhof“ entstanden. Dann habe ich die IG Äußere Neustadt mitgegründet, weil ich gemerkt habe, dass ich es allein nicht schaffe und dass mein Haus verfällt. Ein Projekt der IG, das mir lag vor der Wende besonders am Herzen, war der Erhalt des Nordbades. Dann der Spielplatz auf der Böhmischen Straße. Das war der erste Spielplatz in der Neustadt überhaupt. Als ich hierher gezogen war, gab es in der Neustadt keinen einzigen Spielplatz. Der Platz gehörte der Flugzeugwerft und mithilfe von Hamburger Städtebaufördermitteln haben wir den Spielplatz bauen können. Und dann noch Wohnprojekte.

Hast du das hauptberuflich betrieben?
Alles Nebenbei. Tag und Nacht. (sie schmunzelt)

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Friederike Beier übergibt eine der ersten BRN-Fahnen an Ulla Wacker von der Schwafelrunde
Friederike Beier übergibt eine der ersten BRN-Fahnen an Ulla Wacker von der Schwafelrunde
Was war dein letztes Projekt, bei dem du mitgearbeitet hast?
In der Neustadt ist es die Schwafelrunde (ohne Ritter). Und habe dabei habe ich genossen, dass ich nicht mehr die ganzen Erfindungen machen musste und habe solange daran mitgetan, wie es mir gut getan hat. Darüber hinaus hatte ich mich in der Agenda 21 für Wohnprojekte „Neues Wohnen in Dresden“ engagiert. Dieses Projekt ist auch aus der Neustadt heraus entstanden. Daraus habe ich mich dieses Jahr auch zurück gezogen, weil ich dieses Jahr aus der Neustadt wegziehen werde.

Wenn über dich gesprochen wird, wirst du oft die „Mutter der Neustadt“ genannt. Wenn du jetzt wegziehst, wirst du dann die Mutter eines anderen Stadtteils?
Nein. (sie lacht schallend) Mutter sein hört irgendwann mal auf. Ich hab mich in der Schwafelrunde schon als Großmutter gesehen.

Was war dein lustvollster Moment im Stadtteil?
Die BRNs.

Gibt es eine BRN die besonders hervorsticht?
Nein, kann ich nicht sagen. Die aufregendste war in dem Jahr, als ich 2001 zur OB-Wahl kandidierte. Die war furchtbar. Als hier fast Bürgerkriegsverhältnisse herrschten. Das hab ich ganz schrecklich in Erinnerung. Die schönsten privaten Momente sind, wenn ich so an meiner Hauswand sitze, Fettbemmen schmiere und die Massen cruisen vorbei.

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Du bist bekannt für das Zubereiten der Fettbemmen nach eigenem Rezept in der Böhmischen Straße. Seit wann machst du das schon?
Von Anfang an. Seit 24 Jahren stabile Preise. Immer Eins.

Die BRN bezeichnet sich als Micronation. Ist das für dich ein Spaß oder eine Lebenseinstellung?
Eine Lebenseinstellung. Viele verschiedene Menschen leben hier friedlich zusammen. Und ich bin ein vertriebenes Kriegskind. Das ist ganz wichtig für mich.

Als 2010 wieder Pässe für die BRN eingeführt wurden, war Friederike eine der ersten, die einen bekam.
Als 2010 wieder Pässe für die BRN eingeführt wurden, war Friederike eine der ersten, die einen bekam.

Wie siehst du die heutige BRN? Ist sie schlechter als die BRN in den Anfangsjahren?
Ich kann mich in diesen Tenor nicht einreihen. Die BRN wie ich sie erlebt habe, hat immer mit einem selbst zu tun. Die BRN ist immer so, wie ich mich selbst engagiert habe und wie ich mich eingebracht habe. Es ist schön zu sehen, wie die eigenen Ideen umgesetzt werden. An manchen Stellen ist es in der BRN lauter geworden, an manchen dafür stiller. Ich habe es in der Böhmischen Straße immer genossen. Hier konnte man immer etwas gestalten, weil wir miteinander reden. Aber vielleicht wäre ich auch verrückt geworden, wenn ich jedes Jahr in der Louisenstraße immer diese Wummemusik gehabt hätte.

Man hört immer, die Neustadt ist gentrifiziert. Kannst du das Wort noch hören?
Ich habe es nicht so mit Fremdwörtern. Ob man die Sache so benennt oder nicht, es gibt Sachen die sind unausweichlich. Die Frage ist, wie ich damit umgehe. Ob ich mich dagegen auflehne oder ob ich dennoch meinen Teil finde, mich zurück ziehe und depressiv passiv bin oder aufstehe und sage, das ist nicht mehr mein Platz. Oder ich nehme meinen Platz auf andere Art und Weise ein.

Gibt es etwas, was du der BRN wünschst?
Das sie bunt bleiben möge. Das sie sich nicht dem Zwang der Überorganisation hingibt und sich nicht nur anpasst und dadurch grau machen lässt. Bunte Lebendigkeit hier zu leben ist schwerer geworden. Und das die Neustädter dankbar sein sollen, dass sie diesen Stadtteil hier haben, sonst würden sie im langweiligen Mief ersticken.

Friederike Beiers Verabschiedung am 15. Juni
Friederike Beiers Verabschiedung am 15. Juni

Danke für das Interview und die Redaktion wünscht dir eine schöne Zeit in deinem neuen Zuhause und wir freuen uns auf deine Rückkehr zur nächsten BRN. Fotos: Anett Lentwoijt (3), Archiv

15 Kommentare

  1. Bild 3: Und dieser FDP-Typ musste wirklich auch noch mit aufs Bild? Man erschreckt sich ja zu Tode! ;)

  2. @HinzundKunz: und auf Bild 4 steht der auch noch neben einem vonne Linken – ich bin verwirrt ;o)

    Ansonsten alle Gute im neuen Gehäus, Friederike

  3. @spacke Mag sein, aber der sieht aus, als ob er sie gleich fressen will. Gegen Verwirrtheitszustände kann man auch etwas tun, nur für den Fall, dass diese weiterhin auftreten sollten. Damit ist nämlich nicht zu spaßen, allein schon, was da so alles schlimmes passieren kann. ;)

  4. @spacke: Genauer gesagt, eingekesselt zwischen Linkem Hecht und dem Revierleiter.
    @HinzundKunz: Gegen übertriebene Ängste gibt’s doch bestimmt auch ne Pille oder? Meines Erachtens sieht Mirko auf dem Bild eher etwas verträumt aus.

  5. …Alles Gute für Sie Frau Beyer… und danke für die tolle Zeit und Ihre leckeren Fettbemmen..

  6. Herrlich-typische Neustädter Fotos: BUNT. OK, ich immer in Schwarz…

    Ich wünsche Friedrike alles Liebe und vor allem Gesundheit, Du weißt wovon wir beide reden! Mir steht hier noch das tiefe Hutziehen zu. Danke Dir für all die Jahre benachbartem Lustgärterns und danke für Deine Erfahrungen in der Schwafelrunde!

    @Hinz&Kunz/Spacke: ich weiß gar nicht mehr, wem ich dort vor die Linse lief, klaro habe ich Friedrike aus Respekt ihren ersten neuen (2010er) BRN-Pass höchstpersönlich übergeben, warum ich da aber so träumerisch vor dem Slogan „arm und tod“ stehe, weiß ich selber nicht mehr… :-))) Es war im Lustgarten, da gabs sicher viel zu tun und wenn der Chef verträumt die Arme verschränkt, liegts wohl daran, dass mein Team gut funktioniert und daher würde ich das mal als Kompliment an meine Crew weitergeben.

    @Anton/Kanneko: zwar im Schatten von Friederike zwischen „Hechtteich“ und „Wurchefurche“ ;-) doch aber im Abseits der akribischen Hobby-Filmer des Ordnungsamtes ;-)

    PS: Bevor’s hier aber erst wieder lautes Geflüster gibt: das sind Privataufnahmen der Mitarbeiter! Lieber schaffen wir die Kamera ab auf der Alaune… :-( Ach, schon wieder Politik… Friederike, genieß‘ einfach die Landluft ohne Videokameras!

  7. @Anton Launer
    Ängste? MEINE „Angst“ hält sich in sehr engen Grenzen, aber ich finde eben der schaut grimmig, so wie ein „Black Metal Fan“ der auf einem Open Air an der Seite steht und am liebsten den Tontechniker erwürgen möchte, weil der es versaut. Mehr wollte ich gar nicht sagen, und Politik spielte hier ausnahmsweise mal nur eine eher untergeordnete Rolle, doch „Sennewald“ war mir halt gerade entfallen. ;)

  8. wer wird denn nun die neue Mutti der Neustadt? das muss schon ne markante-bekannte-charmante Person sein. in Zeiten der globalisierten Orientierungslosigkeit und dem Gegentrend zu lokalkolorierten Identitätsstützen ist diese Funktion im Stadtteil unentbehrlich. Sie wäre gleichsam Gegenpol zur ruppig-kaltherzigen Mutti in Berlin.
    Ich denke, Bild 2 zeigt bereits die Übergabe des „Staffelstabes“ an die Geeignetste, die es ja eigentlich schon ist und sich nun auch nicht dagegen wehren kann/wird.

    ULLA – die neue MUTTI der Neustadt! Herzlichen Glückwunsch.

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