In loser Folge und in ungefährerer Orientierung an das Alphabet stellen wir die Straßen und Plätze in der Neustadt vor.
Wenn man sich von der Neustadt auf den Weg macht zur Kaserne der Offizierschule oder zum größten Kindergarten der Stadt, dann führt der kürzeste Weg durch das Preußische Viertel. Dieses kontrastiert die enge gründerzeitliche Bebauung westlich der Prießnitz mit Vorgärten, Villen und viel Grün. Kein Wunder, dass etliche Straßen hier Alleen genannt werden. An einer Stelle gibt es gar ein Allee-Dreieck aus Marien-, Stauffenberg- und Arno-Holz-Allee.
Literat der Großstadt
Arno Holz war ein Literat der Großstadt, geografisch wie thematisch. Mit Dresden hatte er allerdings nichts am Hut. Er schrieb in und über Berlin, wo ihm zu Ehren 1935 eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus im Wedding angebracht wurde. In Dresden benannte man 1945 die ehemalige Kaiser-Wilhelm-Allee in Arno-Holz-Allee um. Holz-Weg hätte auch blöd geklungen, obwohl dieser Titel für die mit 200 Metern relativ kurze Straße locker ausgereicht hätte. Von Kaisern und anderen Herrschern wollte man nach 1945 vorerst nichts mehr hören. Arno Holz hatte es, obwohl kein Zeitzeuge, auf den Punkt gebracht:
„Das größte Maul und das kleinste Hirn wohnen meist unter derselben Stirn.“
An einigen potenziellen Zäsuren in seiner Biografie schrammte Holz vorbei. Kurz vor seinem Tod stand er auf der Liste für den Literaturnobelpreis, erhielt ihn aber nicht. Großer schriftstellerischer Erfolg blieb ihm auch verwehrt. Zeit seines Lebens und seiner Selbstständigkeit als Autor hatte Holz mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Arno Holz und Johannes Schlaf verfassten die naturalistischen Dramen Papa Hamlet und Familie Selicke zusammen.
Holz behauptete, der Löwenanteil der Stücke sei sein Verdienst gewesen und forderte von den ohnehin schon geringen Einnahmen einen größeren Anteil. Es kam zum Bruch. Nach seinem Zerwürfnis mit seinem Autorenkollegen widmete Holz sich einer sehr freien Form der Lyrik – befreit von Reim und Versmaß. Das Regime Hitlers ging an Holz durch seinen Tod 1929 vorbei. Johannes Schlaf sah seine weltanschaulichen Hoffnungen in Scheitel und Schnäuzer vollendet. Das könnte der Grund dafür sein, warum nach ihm keine Straße in Dresden benannt ist.
Die Arno-Holz-Allee ist ihrem Titel entsprechend hübsch begrünt, es gibt ein Atelier für Kunsttherapie und das Doppelwohnhaus Nummer 24 ist in die Liste der Kulturdenkmäler eingetragen. Direkt gegenüber ist der Eingang zum Kleingartenverein Nord. Neueste Attraktion auf der kurzen Allee sind ein paar hübsch gewürfelte Häuschen und ein großes Transparent, dass den seit der Eröffnung der Waldschlösschenbrücke zugenommenen Verkehr anprangert.
Die Arno-Holz-Allee
- Die Allee auf dem Stadtplan von dresden.de