Eines steht fest: nichts bleibt wie es ist. Da geht es den Menschen wie den Leuten – und der Neustadt wie der Welt. Ratterte man vor einigen Jahren noch über holpriges Kopfsteinpflaster, gleitet man nun über die asphaltierte Moderne. Das ist leiser und reifenschonender. Und die Stadtreinigung kann besser putzen. Der Wehmut der Nostalgiker werden plausible Fakten entgegengesetzt. So gehen die Straßen, wie wir sie kennen und hinterlassen doch ihre Spuren.
Ein regelrechtes Fossil des Straßenverkehrs ist der Bischofsweg in der Neustadt. Die Verbindung zwischen dem Bischofsplatz im Hecht und der Forststraße ist das Relikt einer Straße zwischen Meißen und Stolpen, die heute nur noch fragmentarisch erhalten ist. Zu verdanken haben wir die ehemals kürzeste Route zwischen Albrechtsburg und der Burg Stolpen dem Bischof Bruno II. von Porstendorf, der ab 1218 auf der etwa 40 Kilometer langen Straße hin und her pendelte. Weniger aus Gründen der Muße, denn aus solchen des Machterhalts.
Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 19)
Knapp 250 Jahre später kamen sich weltliche und kirchliche Mächte bei einer neuen Straßenordnung ins Gehege. Güter wurden zwischen Bischofswerda und Dresden über die heutige Bautzner Straße befördert – dem Klerus blieb die Umleitung durch die Dresdner Heide. Die Reformation besiegelte das Schicksal des Bischofsweges: er wurde zu großen Teilen nicht mehr genutzt. Ein Weg, den niemand geht, wird wieder Erde.
Die Benutzung des Bischofswegs ist in diesem Kontext betrachtet quasi Denkmalpflege. Gilt die Königsbrücker Straße gemeinhin als Trennlinie zwischen Hecht-Viertel und Äußerer Neustadt, ist der kreuzende Bischofsweg eine Verbindung. Es gibt noch Hoffnung für eine Vereinigung der zwei Königskinder Hecht und Neuse. Noch schnell ein Bierchen in der Spätschicht geholt, durchs Schaufenster aufs Triebmagazin gelinst und weiter Richtung Schauburg. Kino in 4D – die Sitze vibrieren, wenn die Straßenbahn vorbeifährt. Schräg gegenüber der Biosphäre huschen Lichtpunkte über die Gehwegplatten. Havanna-Flair weht aus dem Bailamor – auch im Winter. Dort tanzen, manche mehr, manche weniger verkrampft, barfuß oder in Schuhen, Menschen, für die Salsa mehr ist als eine Grillsauce.
In entgegengesetzter Richtung passiert der Bischofsweg den Alaunplatz. Dort kann ein Blockbuster der anderen Art bestaunt werden. In der Sommersaison kann es hier zu unangenehmen Trottoir-Staus vor dem Café Komisch kommen. Über die gesamte Länge der Görlitzer Straße stapeln sich Eis-Anwärter mit rotverbrannten Gesichtern im Sonnenschein für eine Tüte voll Spaß. Kulinarisch hat der Bischofsweg noch mehr Freuden zu bieten. Erwähnt sei aufgrund der Namensvetternschaft der Bischof 72. Hier wird voller Liebe Rehlein serviert. Was soll Bambi auch ohne Mutter allein im Wald machen?!
Bergab geht es jetzt Richtung Prießnitz. Gegen Ende der Nacht kann hier der Weg zu einer moralischen Talfahrt werden, kommt man nicht rechtzeitig aus dem Pott los. Schon ein ziemlich irdischer Sündenpfuhl, der einst so ehrwürdige Bischofsweg! Gepflegt verweltlicht und perfekt integriert in die Suffi-sanz der Neustadt. Amen.
Bischofsweg
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Klasse geschrieben, bravo.
lieben Gruß Ali
Wem? = Dativ, NICHT Nominativ
Jaja, deutsche Sprache, schwere Sprache.
„Über die gesamte Länge der Görlitzer Straße stapeln sich Eis-Anwärter“
Die stehen maximal ein paar Meter um die Ecke rum auf der Görlitzer, aber bestimmt keine 400 m!
Hallo Autsch, hilf mir mal, ich finde die Stelle mit dem falsch verwendeten Nominativ nicht. Übrigens, dass Du mit einer solchen Absender-E-Mail-Adresse automatisch im Spamfilter landest, wird Dich nicht wundern, oder?
„Der Wehmut der Nostalgiker werden plausible Fakten entgegengesetzt.“
Dem Wehmut, nicht der.
Mit der Adresse gab’s bislang noch keine Probleme.
Die Wehmut ist doch aber feminin. Und der Dativ feminin Singular ist „der“ ….
es wäre übertrieben, wenn ich deine Beiträge gut finden würde, auch ohne Stilmittel.
Ich hoffe jetzt aber inständig, dass Autsch trollt.
Vielleicht dachte Autsch an Wermut…
welcher deiner Persönlichkeiten darf denn jetzt Glauben geschenkt werden, Ali?
Alle da, gemütlich!
Der Bischofsweg war und ist für mich die Wirbelsäule der Neustadt. Ich hätte ihn mit mehr Patos besungen. ;P
@krz: Du hast einen Buchstaben vergessen – der griechische Käse heißt doch Patros!
An die Muyserin: Musst du immer an’s Essen denken?
Leckere Grüße!
@ S. Ebnitzer: It’s not a bug, it’s a feature.
Lieber Anton,
vielen Dank für die schöne Beschreibung meiner Straße. Und Respekt, dass du das häufige Gemecker in den Kommentaren so gelassen aushältst.
Ich finde deine Seite ganz toll und freue mich immer, neue Beiträge zu lesen. Wie schön, dass jemand so aufmerksam und liebevoll über unser Stadtviertel schreibt.
Herzlichst –
Danke. Aber der Dank für diese Straßenbeschreibung geht an Philine, ich leite es weiter.