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Kinn und Wangen putzen

Noch ist der Bart dran.
Noch ist der Bart dran.
„Chrspch!“ und nochmal „Chrspch!“. Wenige Millimeter an meinem Ohr vorbei schneidet das Rasiermesser. Ein sauberer Schnitt und die Wange ist befreit von lästigen Bartstoppeln. Hans säubert die Klinge und setzt erneut an: „Chrspch!“ klingt es diesmal leiser, jetzt wird das Kinn befreit.

Seit ein paar Tagen wird auf der Böhmischen Straße gestutzt und geschnitten: Hans Giljana hat hier seine Barbierstube eröffnet (Neustadt-Geflüster vom 6. Oktober). Nun sitze ich hier auf dem Stuhl und werde rasiert. Zuvor habe ich ein Wechselbad der Temperaturen über mich ergehen lassen. Mit einem warmen Handtuch hat Hans mir Wangen und Kinn umschlungen, um die garstigen Stoppeln einzuweichen. Dann hat er den Rasierschaum angerührt und mit einem weichen Pinsel alles eingestrichen. Plauschen fällt in der Situation schwierig. Aber Klatsch und Tratsch wäre sowieso nicht sein Fall: „Das macht man beim Friseur, beim Barbier gibt es ernsthafte Gespräche und Ratschläge“. Nun, einen Ratschlag habe ich gleich mitbekommen: „Bitte nur mit dem Strich rasieren, deine Haut wird es dir danken“.

Das Rasiermesser ist mit Wechselklingen ausgestattet.
Das Rasiermesser ist mit Wechselklingen ausgestattet.
Nach ein paar Minuten sind Stoppeln und Schaum aus dem Gesicht verschwunden und Hans gibt mir ein paar Backpfeifen. Allerdings ganz sanfte und seine Hände hat er vorher mit After-Shave benetzt, dass nun auf meinen Wangen brennt. Doch gleich hat er ein Balsam parat und massiert das Brennen weg. Dabei scheint er noch ein paar ganz hartnäckige Härchen aufgespürt zu haben, nun beginnt die Prozedur von vorn. Warmes Handtuch, kalter Schaum – „Chrspch!“.

Frisch gerührt ist gut geschäumt.
Frisch gerührt ist gut geschäumt.
Immer wenn es mir gelingt, den Mund aufzumachen, werde ich ein paar Fragen los. So erzählt Hans, dass er aus dem Irak stammt, mit seinen Eltern aber schon vor einigen Jahren hierher gekommen ist, da dort für Christen kein Platz mehr ist. Neben der Deutschen Sprache, die er hier gelernt hat, beherrscht er noch seine Muttersprache Aramäisch und natürlich die irakische Amtssprache Arabisch. Hier in Dresden hat er erst eine Malerlehre absolviert, sich dann aber doch beim Friseur besser aufgehoben gefühlt, bis schließlich die Idee mit der Barbierstube kam. Er hat alte Möbel reingestellt und das Schaufenster mit Schwarz-Weiß-Bildern verziert, die Stube soll an einen klassischen Barbier erinnern. Passend dazu sind die Wachs- und Gel-Döschen auch im klassischen Look. Der Laden brummt, es war gar nicht so einfach, einen Termin zu bekommen. Und als ich nach einer Stunde fertig bin, wartet schon der nächste Kunde.

Glatt wie ein Kinderpopo. Test bestanden, kein Blut geflossen.
Glatt wie ein Kinderpopo. Test bestanden, kein Blut geflossen.
Für eine so gründliche Rasur mit Pflegebalsam und dem teuren Aftershave werden bei Hans Giljana 25 Euro fällig, den Schnellschnitt gibt es schon für 10. Und am Ende verlasse ich die Stube ohne dass ein Tröpflein Blutes rann. Denn einige Zeilen der Ballade von Adelbert von Chamisso schossen mir bei meinem Beusch immer wieder durch den Kopf. (hier zum Nachlesen und hier zum Anhören)

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Giljanas Barbierstube

  • Infos und Öffnungszeiten, Böhmische Straße 22, Montag bis Sonnabend 10 bis 22 Uhr, Telefon: 01520 4435879, weitere Infos auf Facebook

3 Kommentare

  1. Hallo Anton, hast Du Dir diesen neuen Haarschnitt für Deinen morgigen Start zum Halbmarathon durch die Neustadt zugelegt. Freue mich schon Dich morgen im Läuferfeld zu treffen, oder bist Du nur Zuschauer!

  2. Schade, dass man einen Termin braucht. Wenn man mehr oder weniger spontan hingehen könnte, wäre es besser. Von den Preisen her auch nichts für jede Rasur, aber der Herr will ja auch von was leben.

Kommentare sind geschlossen.