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Der Albertplatz

das Hochhaus dominiert den Albertplatz
das Hochhaus dominiert den Albertplatz

Es war nicht der Prinz, sondern der König, der dem Albertplatz zu seinem Namen verhalf. Um genau zu sein war es der dritte von vierzehn Vornamen des sächsischen Thronturners, der den ehemaligen Bautzner Platz in den Albertplatz verwandelte. Der Antonstraße verlieh er seinen vierten – wo die restlichen abgeblieben sind, weiß der Fuchs.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beanspruchte die Rote Armee den Verkehrsknoten mit Brunnendekor als Zeugnis der eigenen Gloria, musste ein Jahr später jedoch namentlich der „Einheit“ der Sozialdemokraten und Kommunisten weichen. Diese wurde dann 1989 abgelöst und nach zwei weiteren  Jahren erhielt der Albertplatz seinen königlichen Namen zurück.

Das Hochhaus am Albertplatz kurz nach seiner Errichtung.
Das Hochhaus am Albertplatz kurz nach seiner Errichtung.

Passend zu so vielen Um- und Un-Taufen fließt auf dem Albertplatz allerhand Wasser. Die großen Zwillingsbrunnen, des Öfteren Zielscheibe kosmetischer Verschlimmerungsmaßnahmen, rauschen mit dem Verkehr um die Wette. Der eine still, der andere stürmisch. Bis jetzt haben sich noch nach jedem Schaumanschlag die Wogen wieder geglättet. Nördlich ist der Artesische Brunnen als Lungerstätte beliebt. Das kleine tempelartige Brunnenhäuschen überdacht das Wasser aus fast 250 Metern Tiefe. Trinkbar ist die Brühe, auf der auch gern einmal im Schilf Enten rasten, während ringsum Stufen-Belagerer ausrasten, aber nicht – dafür empfiehlt sich leider auch der benachbarte im Volksmund Trinkbrunnen genannte Messinghahn nicht.

Man kann es trinken, sollte es aber nicht.
Man kann es trinken, sollte es aber nicht.

Der vergleiste Albertplatz ist das dynamische Pendant zum Alaunpark. Hier zirukliert die motorisierte Bevölkerung, hier werden die Massen in Bahnen über die Köni gepumpt. Auf den gepflasterten Inseln mitten in den tosenden Fluten des Verkehrs stranden seltsame Propheten, die vorüberströmende Passanten abfangen. Im Schatten der großen Platane sorgen sich die Zeugen mehr um fremdes Seelenheil als um ihr eigenes und die Malteser schwänzeln um Spenden. Tierschützer sorgen sich wiederum um die Malteser im Heim, in diesem Fall aber um die befellten. Es verlangt dem Eiligen recht hohe Scheuklappenfähigkeiten ab, schnurstraks zum Gemüsemann durchzukommen, um dort Blumensträußchen und Bohnen zu ersteigern.

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Klein Erich am Kästner-Museum
Klein Erich am Kästner-Museum

Still und gebannt betrachtet sich Erich Kästner, als kleiner Junge in Bronze gegossen, von seinem Mäuerchen aus den Trubel des grünen Rondells. Sein Blick geht vorbei am Hochhaus, neben dessen Stahlbeton-Skelett bald Herr Simmel ein Paradies für Einkaufswagen inszeniert. Noch vor einem Jahr huschte durch die blinden Fenster des ehemaligen Sitzes der Dresdner Verkehrsbetriebe in manchen Nächten ein irrlichternder Lampenschein. Da wurden die elf Stockwerke temporär von Geistern bewohnt und das hieß meistens, dass es für die Tagaktiven neue Farbklecksereien zu bewundern gab. Nein, dahin schaut der kleine Erich nicht, er schaut eher hinüber zu seinen Büchern, seiner Kaffeetasse und seinem Hut, für den sein Kindskopf noch zu klein ist.

Einkaufspassage mit preiswerten Wohnungen oben drüber.
Einkaufspassage mit preiswerten Wohnungen oben drüber.

Der Albertplatz wurde im 21. Jahrhundert noch nicht wie im 19. zum schönsten Platz Deutschlands gewählt. Etwas Ruheloses haftet ihm an, wie die Straßen nach allen Seiten von ihm fliehen. Die Bewohner der niedrigen Platte, die Ellebogen auf der Brüstung abgestützt, schauen wie die Bahnen ziehen, auf dem Platz, von dessen vielen Namensgebungen sie vielleicht sogar mehr als eine miterlebten.

Albertplatz

Straßen und Plätze im Ortsamtsbereich Neustadt

Im ehemaligen Nudelturm ist seit einer Weile ein Ausbrecherparadies beheimatet. Von dort hat man einen schönen Blick über den Platz.
Im ehemaligen Nudelturm ist seit einer Weile ein Ausbrecherparadies beheimatet. Von dort hat man einen schönen Blick über den Platz.

15 Kommentare

  1. der tiefe brunnenschacht befindet sich genauer unter der brunnenpyramide am hochhaus, aber sowas kann man echt nicht immer wissen. derzeit prüft ein gutachter, warum am brunnenauslaß nur ein schwaches fontainchen sprudelt. wie er das aber rauskriegen will, bleibt mir schleierhaft.

    die massen werden nicht nur „in bahnen über die köni gepumpt“, sondern v.a. in auto-bahnen, teils auch in bussen und noch nicht vorhandenen radbahnen. (ok, kleiner scherz)

    schön geschrieben, philine.

  2. Der Albertplatz ist schon ein toller Platz. Mit den beiden Brunnen dort… nur die Plattenbauten an der Ecke Bautzner/Königsbrücker passen nicht zum Ambiente (meine Meinung).
    Bin ja nur mal gespannt, ob es die DVB irgendwann mal schafft, die Rückseite der Abfahrtstafel Richtung Innenstadt zu reparieren. Da ist schon seit Ewigkeiten die eine Zeile defekt.

  3. Der Albertplatz hatte den Namen „Platz der Einheit“ nicht wegen der Deutschen Einheit, sondern wegen der Vereinigung von SPD und KPD zur SED (Soz. EINHEITS Partei). Die Einheit der Arbeiterklasse war damit gemeint.

  4. Das eigentlich Dumme am A-Platz sind die chaotischen Autofahrer! Ich habe immer das Gefühl, die Dresdner können am wenigsten von Allen Autofahren: da wird (obwohl absehbar ist, dass man in dieser Grünphase nicht mehr über die Kreuzung kommt) wild übergesetzt,- dann stehen sie mitten auf der Kreuzung, die Querspur bekommt grün, fährt mit Schwung los, tritt in die Eisen und hupt wie bekloppt! TYPISCH Dresden! Außer in Kalkutta habe ich sowas noch NIE erlebt. In Dresden ist es aber die Regel! Wenn dann noch der Rad- und Fußgängerübergang blockiert wird – setzt es nen Faustschlag aufs Autodach. Totales Chaos!

  5. Sind nicht eigentlich Rück-/Umbenennungen, die auf eine monarchistische Unterdrückung der Bevölkerung hinweisen ein Rückschritt? Aber gut, die sächsische Regierung ist ja auch nicht fortschrittlich, von daher passt es ja.

  6. Zur Namensgebung: Nach meinen Erkenntnissen (ohne Anspruch auf absolute Wahrheit!) wurde der ehemalige Platz vor dem Bautzener Thore, später kurz Bautzner Platz, 1871 anlässlich des „triumphalen Enzugs“ des sächsischen Armeekontingents aus dem deutsch-französischen Krieg unter dem damaligen Thronfolger KronPRINZ(!) Albert in – genau – Albertplatz umbenannt.

    Daher hieß er auch, im Gegensatz zur heutigen Albertstraße und -brücke, nie KÖNIG-Albert-Platz. Diese anschließende Straße zur 1895 eröffneten Königin-Carola-Brücke trug seit 1893 den Namen König-Albert-Straße (als besagter Kronprinz längst Monarch war), in der Weimarer Zeit und dann wieder 1945 wurde der Name „entmonarchisiert“ und sie hieß, genau wie heute, vereinfacht nur Albertstraße.

    Von 1946 trugen Platz und Straße die Namen Platz bzw. Straße der Einheit, wie von Henri beschrieben benannt nach der Vereinigung der Arbeiterparteien, der Platz wurde vor dieser Umbenennung wie im Artikel angedeutet 1945 kurzzeitig Platz der Roten Armee genannt.

  7. Hallo Antonstädter! Mein Wortwitz bezog sich auf einen anderen Prinzen, aber ja: der sächsische König war vorher ein Prinz und der Platz wurde 1871 nach diesem benannt.

  8. Franziska, ruhig Blut. Aggressionen haben im Straßenverkehr, egal ob „geliebter“ Autofahrer oder als Fußgänger nichts zu suchen.
    So etwas gibt es übrigens auch am Dr.-Külz-Ring/St. Petersburger.
    Dresden geht eigentlich, da finde ich Autofahren in Berlin deutlich extremer….

  9. @Zackbäm: Ich will mich aber aufregen!! Ich habe ein RECHT mich aufzuregen (IRONIE). ;-)

    Nee, im Ernst: die meisten Dresdner wissen gar nicht, das sie gegen Verkehrsregeln verstoßen. Da bin ich mir sicher!

Kommentare sind geschlossen.