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Das Problem mit der Wasserpfeife

Etwas poltert. Schlaftrunken hebe ich die Augenlider. Mein Blick schweift über ein paar schnarchende Gestalten in Schlafsäcken, einen abgeranzten Kachelofen, zwei Polizisten, eine offene Tür und eine riesige Wasserpfeife.

WAAAAHHH!

Plötzlich bin ich hellwach und starre zur Tür. Tausende Fragen schießen mir durch den Kopf. Muss ich jetzt in den Knast? Ist der Traum schon am ersten Tag aus? Welcher Idiot hat die Wasserpfeife mitgebracht? Und sind da noch Haschisch-Reste drin? Das müssen die Herren in Grün doch noch riechen? Und sollte ich nicht besser aufhören, die Polizisten anzustarren, das ist doch total verdächtig.

Aus weiter Ferne dringt ein angenehm freundlicher Bariton zu mir: „Polizeiobermeister Sowieso, ist hier alles in Ordnung?“ Alles in Ordnung? Der will mich doch auf den Arm nehmen? In meine Panik mischt sich aber ein etwas belustigtes Gefühl. Wie die beiden da stehen in dem Türrahmen, der eine stämmig und grimmig, der andere so lang, dass er den Kopf unter dem Türbalken leicht schräg halten muss. Der hatte mich angesprochen. Die anderen im Raum haben noch gar nichts mitbekommen, einige schnarchen immer noch. Ich sollte dringend antworten.

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„Ja. Alles ok.“

Zittert meine Stimme? Kommen die jetzt rein? Schauen die hinter die Tür? Warum werden die anderen nicht wach?

Schwarzes Schaf
Schwarzes Schaf

Wir schreiben das Jahr 1992, die Bunte Republik wird zum dritten Mal gefeiert und ein paar Leute vom Schwarzen Schaf e.V. haben beschlossen, das Haus in der Louisenstraße 44 zu besetzen. Wir hatten, als die wohl bravsten Hausbesetzer der Welt, die Polizei mit einem freundlichen Anschreiben vorher auf unsere Aktion hingewiesen. Darin hatten wir uns verpflichtet nach der BRN-Feier wieder auszuziehen, die Besetzung sei nur eine Demonstration. Das Gebäude befand sich im Eigentum der Stadt und verfiel so vor sich hin.

Deshalb hatten wir den Verein gegründet. Wir wollten das uralte Häuschen (Baujahr um 1850) retten und an der Adresse ein Wohnprojekt mit Kultur etablieren. Die Stadt hatte unser Ansinnen abgewiesen, so griffen wir zum Mittel der Demonstration – der Jahrestag der BRN-Gründung kam uns da gerade recht.

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Am Freitag hatten wir einen Raum notdürftig hergerichtet, so dass wir drin übernachten konnten. Am Abend wurde gefeiert und aus diesem Anlass muss wohl jemand diese Wasserpfeife mitgebracht haben. Mein Blick irrt immer wieder zu ihr hin. Inzwischen hat aber der nett lächelnde Lange weitergesprochen. „Wir wollten nur mal vorbei schauen, am Montag ziehen sie doch wieder aus hier?“

„Ja. Klar. Haben wir doch versprochen. Wir räumen auch wieder auf.“

Ich habe keine Ahnung wie die Worte aus meinem Mund kommen, hoffentlich wacht jetzt keiner auf und bekommt Panik. Der lange Polizist lächelt weiter. Wollen die nicht endlich mal wieder gehen? Es ist doch alles gesagt? Der kleinere, der mit dem grimmigen Blick, schaut in die Runde. Ich nehme an, dass er uns lieber gleich rausschmeißen würde. Zur Sicherheit. Bei dem Hausbesetzergesocks weiß man ja nie. Er sagt aber kein Wort und auf seinen Schulterklappen ist auch ein Stern weniger. Eine Ewigkeit geht ins Land.

„Ich würde ihnen ja Kaffee anbieten, aber wir haben kein Wasser.“ – Bin ich total bekloppt? Was sind mir da wieder für Worte rausgerutscht? Doch der Satz funktioniert. Der Lange wird dienstlich: „Ja, wir müssen dann auch mal wieder – ihnen noch eine schöne BRN – und vergessen sie am Montag das Ausziehen nicht.“ Dann klappt er die Tür wieder zu und ich höre sie die Treppe hinunter poltern.

Hier will das Schwarze Schaf in den Aufschwung Ost investieren.
Hier will das Schwarze Schaf in den Aufschwung Ost investieren.
Außer mir ist immer noch keiner wach. Habe ich das nur geträumt. Doch dann regt sich neben mir jemand. „Hast Du ja cool gelöst.“ Eine Mitstreiterin macht die Augen auf. Sie hat alles mitbekommen, sich aber lieber zurück gehalten. Jetzt löst sich die ganze Anspannung. Ich fange an zu brüllen. „Welcher Idiot hat die Shisha da hingestellt?“ „Warum hat niemand die Haustür abgeschlossen?“ „Wir hätten alle einfahren können!“

Sie grinst: „Wenn Du so weiter brüllst, kommen die Typen in Grün bestimmt gleich wieder.“ Ich solle mich mal entspannen, es sei ja schließlich gar nichts passiert und in der Shisha, der Wasserpfeife, wurde gestern Abend doch ohnehin nur Tabak geraucht.

Unser Versprechen, am Montag wieder auszuziehen, haben wir eingehalten, aber im darauf folgenden Herbst zogen wir wieder ein, diesmal dauerhaft. Nach ein paar Monaten hatten wir uns mit der Stadtverwaltung geeinigt und einen Mietvertrag bekommen. Das Wohnprojekt „Schwarzes Schaf“ gibt es noch immer.

21 Jahre danach lebt der Schaf-Kult noch immer.
21 Jahre danach lebt der Schaf-Kult noch immer.

War früher alles besser?

  • Als kleine Erinnerungsstütze an die frühen 1990er Jahre veröffentliche ich in loser Folge ein paar Geschichten über die wilde Zeit von damals.
  • Alle Geschichten unter #Früher-war-alles-besser? oder in den Büchern „Anton auf der Louise“ und „Anton und der Pistolenmann“
Alaunstraße 1991

5 Kommentare

  1. oooooo…..ich bin neidisch was du so alles erlebt hast—Danke für den erfrischenden Beitrag–>aber seit wann konnte man ein besetztes Haus abschließen ?!

    grussi…..

Kommentare sind geschlossen.