In grober Anlehnung an das Alphabet stellen wir die Straßen und Plätze der Neustadt vor. Eine kurze Straße, die den Albertplatz mit der Erna-Berger-Straße verbindet, ist nach einer Persönlichkeit benannt, die im Schatten der Relevanz ihres mächtigen Ehepartners stand. Erst acht Jahre nach ihrem Tod wurde die Carolinenstraße nach der ersten Gattin des späteren Königs Friedrich August II. benannt. Caroline (oder Karoline) Ferdinande, Erzherzogin von Österreich, wurde 18-jährig mit dem Neffen des sächsischen Königs vermählt und machte ihr Sterbchen 13 Jahre später – liest noch jemand?
Gut, wen adeliges GZSZ wirklich interessiert, der gehe ins Stadtarchiv oder lese die Echo der Frau. Hier kommt, vollkommen anfechtbar und verwundbar, die politisch-historisch-faktisch inkorrekte Biografie einer Neustadt-Straße. Für alle, denen das nicht gefällt, eine alternative Beschäftigungsoption:
Der Albertplatz sitzt wie eine dicke royal geschwängerte Spinne inmitten einem Netzwerk von Straßen, die nach Königen (die früher einmal Prinzen waren), ihren herrschaftlichen Wurmfortsätzen oder den von ihnen errichteten Mauern benannt sind. Schon in der Schule waren Unterrichtsstunden, die verästelte Stammbäume und intrigante Throngrabschereien zum Inhalt hatten, mit dem dumpfen Geräusch von auf Tischplatten aufprallender Stirnen untermalt. Naive Fragen wie: Warum hießen früher eigentlich alle Friedrich? wurden mit einem verächtlichen Schnauben quittiert und auch wenn mir des Rätsels Lösung heute bekannt ist, bleibt der Wust aus Friedrichs (denen ab und an ein Karl oder Ludwig beigemischt ist) ein unübersehbarer.
Der hochherrschaftliche Wind, der über den Albertplatz fegt, manifestiert sich auch auf der Carolinenstraße, die (im Gegensatz zu der Namensgeberin) mit „C“ geschrieben wird. Vom Albertplatz kommend begrüßt den Spazierer die Villa Baumgarten mit kühlem Chic. In ihr residiert und frisiert eine Kosmetik-Akadmie. Hier werden aus Normalbürgern und Altersflüchtlingen Vogue-tüchtige Cover-Motive. Friseurtest, Anton? Allerdings solltest du für die Anreise die Kutsche nehmen.
Die Straßen säumen bilderbuchschöne Häuschen mit adretten Vorgärtchen. Eines davon beinhaltet den Stadtverband der Gehörlosen e.V. der Stadt Dresden. Etwa 1000 Gehörlose leben in Dresden, die Hälfte davon sind Mitglieder im Stadtverband, dem noch sieben weitere Vereine angeschlossen sind.
Unter allen Frauen, nach denen Neustädter Straßen benannt wurden, hat C-K-aroline wohl die bescheidenste Biografie – als aristokratisches Unterpfand der Macht aus Österreich erlebt man zwischen Anziehen (das die erste Hälfte des Tages in Anspruch nahm) und Ausziehen (die zweite Hälfte) nicht viel. Man bringt es noch nicht einmal auf zwei Absätze bei Wikipedia und auch das Personal vom Stadtarchiv zuckt die Schultern. Caro blieb kinderlos – daraus kann geschlussfolgert werden, dass Friedrich und Caro gleichermaßen Zwangsheiraten unangemessen fanden und lieber abends im Bett Armdrücken oder Knobel spielten, als wie Kate und William an einem Nachfolger zu arbeiten. Der Tod von Caro brachte Anna von Bayern auf den Plan, die Friedrich aufgrund ihres hofdämlichen Reproduktionswillens nicht leiden konnte und ihr beim Gründen von Frauenvereinen freie Hand ließ. Insofern hatten ökonomische Zwangshochzeiten doch etwas Gutes. Einen hochwohlgeborenen dritten Advent!
Die Carolinenstraße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
krähe: am baum oben, mittig-links
Suchbild: Wo ist die Krähe?
auch eingeschlafen und vom Baum gefallen
Holde Prinzessin Alraune! Wer schläft, sündigt nicht! Dornröschen hat das 100 Jahre durchgehalten.
wetten, daß du das nicht schaffst ?