Ihrem Namen nach sollte die Förstereistraße einen soliden, bodenständigen Eindruck machen. Tatsächlich ist bei einem Bummel über die Verbindung zwischen Louisenstraße und Bischofsweg nichts Verdächtiges zu entdecken. Ein Büromöbelgeschäft an der Jordanstraße, ein Indisches Restaurant, niedrige Fenster von Architekturbüros, ein Buchladen, zahlreiche Mietshäuser, die auf der Liste der Kulturdenkmäler stehen – doch hinter der Fassade verbergen sich Details, die unter die Haut gehen.
Im wahrsten Sinne des Wortes tun das die Nadeln der Inkerei, die ihren Sitz vorher auf der Böhmischen Straße hatte. Sie ersetzten den Kostümverleih „Massnahme“ mit dauerhafteren Dekorationen des Körpers. Blut, Tinte und Silber, statt Maske, Hut und Zauberstab. Nichts für den Kindergeburtstag!
Ein Blick hinter die Kulisse des oberflächlich Sichtbaren lohnt sich im doppelbödigen Atelier Schwarz. Im Gewölbe unter dem Treffpunkt mit Bar geht es bei Partys hoch her. Zeitweilig für ein Atelier sogar recht un-artig: zumindest, wenn der Nasty Love Club schlüpfrige Zusammenkünfte einberuft. Die wütenden Nachbarn sind ein Indiz für Feierqualität. Vom Fleisch zum Fisch: Gleich nebenan versprüht das „Raj Mahal“ indische Aryuveda-Exotik. Doch die Förstereistraße steht nicht nur für kulinarische Botschafter vom anderen Ende der Welt. Sie entführt Eingeweihte in exorbitante Bereiche, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat!
Die Nummer 38 ist für Freunde außerirdischer Aktivitäten eine bekannte Adresse. Dort hauste Michael Stöhr, Science-Fiction-Antiquar und Namensgeber der legendären Förster-Conventions (FörsterCons). Zu diesen klandestinen Veranstaltungen scharten sich seit 1990 Alien-Alliierte um Stöhr, lasen erhebende Geschichten von Impacts und Invasion und teilten die beruhigende Vorstellung, dass es intelligentes Leben im All gibt – der Mensch allein spricht ja nicht unbedingt dafür. 1994 bot sich die Wissenschaftsgesellschaft Urania als Dach für die Treffen der Sci-Fi-Förster-Freunde an. Der Verein musste seine Tätigkeit Ende 2014 aus finanziellen Gründen aufgeben. Der Science-Fiction-Club „TERRAsse“, der in den Förster-Cons wurzelt, bleibt jedoch weiterhin bestehen und veranstaltet auch 2015 die familienfreundliche Lomnitz-Con mit Buchbasar und Lesewiese auf diesem unseren Planeten.
Stichwort „Lesewiese“: die Buchhandlung Richter in der Nummer 44 gehört neben Büchers Best und Lesezeichen zu den Lieblings-Leseratten-Landschaften der Neustadt, die auch Louise mit Anton huckepack ein Büchertischchen frei hielt. Klar, in dem ganzen Weihnachtsstress hat der ein oder andere schon einmal bei Versandmonstren bestellt. Für einen Freund. Na klar. Aber jetzt ist auch wieder Schluss damit!
Die Förstereistraße heißt übrigens Förstereistraße nach der Försterei im Neudorfer Revier. So nannte sich die Leipziger Vorstadt vor ihrer Eingemeindung 1866.
Förstereistraße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Schön, dass ihr Micha Stöhr und die FörsterCons erwähnt habt!
Man könnte meinen, die Förstereistraße wäre ungeeignet für den Nach-Hause-Weg im Drogenrausch (siehe unsäglicher letzter Beitrag).
Ich habe den Eindruck, hier wurde sich bemüht, daher: Lob!
…und noch eine Frage: Was hat die Äußere Neustadt mit der Leipziger Vorstadt bzw. dem Neudorfer Revier gemein?
Schon ca. 10 Jahre lebe ich sehr, sehr
gern „uff dor Förstereistraße“.
Überwiegend nette Anwohner, 1 gutes
Mischungsverhältnis jung/älter/alt und
genug Parkplätze für alle Anwohner :-)))
I.
++++
Die namengebende Försterei stand ungefähr da, wo heute die Paulstraße verläuft. Hab ich mal auf einem alten Stadtplan gesehen.
Ein wirklich superschönes Foto ist Euch da gelungen!! :-)
Auch den allseits sehr beliebten „Zick-Zack“ Näh- & Stoffladen gibt es noch, gleich neben den Inkerei. ;)
Das stimmt. Und eine super Autowerkstatt.
supi Beitrag—sehr Informativ !!
grussi……. :lol:
In der Nr. 1, gleich links, wohnte damals ein Klassenkamerad von mir. Grüße an Nico Größel ;-)
die beste adresse der försterei: auto opitz !!
Du meinst das „brummende Geschäft“?
Meine Großeltern haben in den 50 Jahren in der Förstereistraße gewohnt. Die hatten einen tollen Kachelofen. Ich war ein kleines Mädchen, gern denke ich daran zurück.