Der Fußgängertunnel am Neustädter Markt wird zugeschüttet. Mit den Stimmen von Grünen, CDU und AfD hat der Stadtrat heute dem Grünen-Antrag zugestimmt. Es ist das erste größere Thema, bei dem die rot-grün-rote-orange Mehrheit im Stadtrat nicht einheitlich abgestimmt hat. Der Tunnel war nicht Gegenstand der Kooperationsvereinbarung. Die SPD wollte mit einem Änderungsantrag eine Sanierung des Tunnels erreichen. Dafür stimmten am Ende SPD, Linke, FDP und fraktionslose Stadträte, waren aber in der Unterzahl.
Die Stadtverwaltung wird nun beauftragt, die „für den Wiederaufbau des Fußgängertunnels Neustädter Markt zur Verfügung stehenden Flutschadens-Mittel für die Schaffung einer ebenerdigen Fußgänger-Verbindung auf der Ostseite des Knotenpunktes Augustusbrücke/Große Meißner Straße/Köpckestraße und für die Verfüllung bzw. den Rückbau des Tunnels zu verwenden. Die vorhandenen Kunstwerke sind an eine geeignete Stelle im nahen Umfeld umzusetzen“. So hatten es die Grünen in ihrem Antrag vom Sommer 2013 formuliert und heute wieder zur Abstimmung gebracht.
Für die Beantragung der Hochwassermittel braucht es ein Projekt und eine Grundsatzentscheidung, sagte Grünen-Fraktionschef Thomas Löser. Darum hätte sich die Fraktion nach langer Diskussion für die Verfüllung entschieden. Dies eröffne langfristig auch mehr Optionen bei der künftigen Gestaltung des gesamten Neustädter Marktes. Für die SPD begründete Thomas Blümel die Alternative – die Sanierung des Tunnels und gleichzeitiger Ausbau der ebenerdigen Fußgängerquerung. Dafür seien die Mittel im Haushalt vorhanden. Tilo Wirtz, baupolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, betonte, dass mit dem Tunnel für die Fußgänger viel bessere Möglichkeiten bestünden, die Meißner Straße zu überqueren. Besonders im Sommer würden sich die Fußgänger an den Ampeln stauen. Eine Entscheidung für eine Variante sei erforderlich, betonte Gunter Thiele von der CDU-Fraktion. Gefördert würde entweder die Tunnelsanierung oder ein Ausbau der ebenerdigen Querung. Beides gehe nicht, kritisierte er den SPD-Vorstoß. Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) verwies darauf, dass eine schnelle Entscheidung notwendig sei, damit die Fördermittel nicht verfallen.
Im Herbst 2013 hatten Skateboarder eine Unterschriftensammlung gestartet und in einer Online-Petition mehr als 2500 Unterstützer gewonnen. Sie wollten, dass der Tunnel nicht zugeschüttet wird und für die Skaterszene nutzbar bleibt (Neustadt-Geflüster vom 12. November 2013). Piraten-Stadtrat Martin Schulte-Wissermann twitterte am Abend: „Schade Tunnel, mehr war nicht zu machen.“
Inzwischen hat sich auch Linken-Ortsbeirätin Kristin Hofmann zu Wort gemeldet: „Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht vieler Dresdnerinnen und Dresdner. Für sie war der Tunnel eine bequeme und sichere Möglichkeit, die Große Meißner Straße zu überqueren.“ Weiter führt sie aus, dass es möglich gewesen wäre, den Tunnel zu sanieren und die oberirdische Querung auszubauen. Ihrer Ansicht nach befinden sich die Grünen nun in Gesellschaft von CDU und AfD, denen der Tunnel als markantes Beispiel von DDR-Architektur immer schon ein Dorn im Auge war.
Ein Gastbeitrag von Winfried Schenk (www.menschen-in-dresden.de).
Mit was wird eigentlich verfüllt? Bedeutet Verfüllung, dass vorher die Wandverkleidung und der ganze Beton rausgeholt wird? Aber dann fehlt der Straße sicher die Stabilität… ?
Au Mann, ich blicks nicht, Alder, ey!
Ich würde mal akut davon ausgehen, dass da Beton rein kommt.
wegen Verfüllung: Suchen die nicht noch ein Endlager für Verstrahltes bzw Kontaminiertes? Hierzulande sicher nicht verkehrt, die schrottreife Füllmenge wächst scheinbar von Woche zu Woche.
Beton gloobsch eher ni, is bissl unpraktisch, wenn eine der nächsten Generationen dort mal ein wlan-kabel verbuddeln will und sich erstmal durch 300t Beton knuspern darf…
…ich hätte gern noch ne 1 vor die 300… das wäre annähernd realistisch
Dresden – die Stadt in der Grüne mit AfD und die Linke mit der FDP abstimmen. :D
Trotz Rot-Rot-Grün-Orange.:D
@Süsse Frazzi: Wenn Du wirklich so süüüüß bist, dann lass uns doch noch mal abends zum Knutschen treffen, im Tunnel!! ;-)
Ich hatte gedacht / gehofft, es werde auf die kleine Lösung, einen Fahrradtunnel, hinauslaufen. Sowas wird in vielen Städten geplant und gebaut, aber über den Teller- /Talrand wird ja nicht geschaut. Es ging wohl mal wieder primär um Gestaltung und nicht um Funktion. Für Stadtschönheit muss man als Dresdner (Radfahrer) eben leiden.
Ist Fördermittelsucht überhaupt therapierbar?
Ich finde es faszinierend, wie alle beschreiben, dass man mit dem Tunnel (!) eine Straße so herrlich „bequem“ _ ü b e r queren könne… Soll mir mal jemand vormachen. Aber das nur am Rande.
Ich finde es gut, dass dieses nach jeder Flut neu zu sanierende Loch wegkommt. Ich bin in 4 Jahren Dresden einmal und nie wieder durch diesen Tunnel gegangen. Zumal auch niemand den Tunnel am Pirnaischen Platz zu vermissen scheint, den ich nur noch aus Erzählungen kenne.
Solch Tunnel ist kein herausragendes Beispiel gescheiterter DDR-Architektur sondern viel mehr gescheiterter Stadtplanung, was man übrigens auch im „Westen“ sehen kann. Das Modell der „autogerechten“ Stadt gehört gehörig an den Nagel gehängt, egal ob in den neuen oder in den gebrauchten Bundesländern…
Die Gruppierung bei der Abstimmung finde ich auch bemerkenswert, aber das, meine Damen und Herren, ist lebendige Demokratie, wo es eben nicht immer nur nach Koalitionsräson geht. Das wollen wir doch immer, oder?
Hier allerdings gleich eine Ablehnung von DDR-Architektur zu vermuten, finde ich gewagt. Ehrlich gesagt, finde ich den Tunnel von seiner Architektur her auch nicht prickelnd, wenn man denn auf ein solches Ingenieurbauwerk den Begriff Architektur überhaupt anwenden mag.
Wie die Verfüllung technisch von statten geht, hängt auch davon ab, wie mit der Straße umgegangen werden soll. Entweder aufreißen und verfüllen, oder zumauern, ggf. noch einen Revisionsgang lassen (rein bautechnisch ist der Tunnel als Straßenbrücke zu betrachten, und da muss man schon mal den Beton prüfen), und die Eingangsbauwerke verfüllen.
Natürlich wäre es für den Neustädter Markt günstig, wenn man die Große Meißner Straße reduzieren könnte, aber das wird richtig teuer. Ich weiß auch nicht, ob man bei einer Bundesstraße so ohne weiteres hinter den Status Quo zurückkommt. Tempo 30 wäre da auch ne Idee, als Fußgänger ist es trotz Ampel manchmal lebensgefährlich, wenn ein Autofahrer meint, bei rot noch mit 70 durchzubrettern wäre ok, was nicht eben selten vorkommt.
Ich begrüße diese Entscheidung und stimme dem anderen Stefan hier zu, dass wir hier einen Vorgang der lebendigen Demokratie vor uns haben. Auch in den alten Bundesländern werden die Sünden der autogerechten Stadt, worunter eben überbreite Verkehrsschneisen, Hochstraßen und nach unten verdrängte Fußgängerquerungen, schrittweise beseitigt. Das hat mit der böse bösen Beseitigung der DDR-Architektur weniger zu tun. Muss man jeden Scheiß immer so ideologisch aufladen? Es nervt.
Nene Leusels, Fußgängertunnels oder -brücken – das is nich nur in der DDR in den 70, 80-er Jahren vorherrschende Verkehrsplanung gewesen, auch die BRD hat diese meiner Meinung nach diskriminierenden Planungselemente verwendet.
Die Stadt ist für Menschen da, nicht für jeweils 12 qm Platz verschwendende Blechkisten.
Das dieses Relikt einer Verkehrsplanung des vergangenen Jahrhunderts verschwindet ist nur richtig!
ich wär dafür das das ein schwimmbad wird.
Da künftig die Radfahrenden auf der Fahrbahn fahren, ist auf den Gehwegen genügend Platz. Obendrein ist es auf der Brücke autofrei. Wichtig ist, daß es direkte Übergänge zum Neust. Markt gibt und nicht diese „abgesetzen“ Querungen mit Umwegen, wie noch auf der Westseite am Blockhaus.
Der Grund für die Zuschüttung des Tunnels ist darüber hinaus auch, daß ja mal eine Bebauung östlich der Brücke kommen soll. Schließlich möchte man den ganzen Platz „aufwerten“. Früher stand dort das berühmte Narrenhäusel und mehr – warum es nicht wieder aufbauen? Genau darauf machte im Stadtrat sogar unser meist recht fraglicher Noch-Baubürgermeister aufmerksam. Also es geht um viel mehr als die o.g. Nebenthemen. Vor allem geht es auch um eine langfristig nachhaltige Lösung. Insofern eine sehr sehr gute Entscheidung – auch wenns fiskalisch auf mehrere Jahre „gestreckt“ werden muss.
Am Pirnaischen Platz gab vor Jahren auch noch einen Fußgängertunnel, wie wurde denn da verfahren? Wurden die sämtlichen Ladengeschäfte zurückgebaut oder wurde der Tunnel mitsamt dieser nur zugeschüttet? Was heißt denn verfüllen?
Wenn der Plan ist den Tunnel zu verfüllen, soll die Stadt mal schleunigst den Bordstein der Brücke richtung Neustadt absenken. Man könnte natürlich auch zum wohle der Fußgänger nen Fahrradstreifen auf der Fahrbahn mit einen Pflastersteinen verlegen. Das grobe Pflaster ist ja nicht sehr radfreundlich.
@nike. Am Pirnaischen Platz wurde nicht der gesamte Tunnel verfüllt, sondern nur die vier Tunnelenden kaltschnäuzig zugeödet, eine spezielle Versieglungstechnologie aus den Bergbau zb in Königstein erfolgreich von der Wismut angewendet. Es wurden nur die Zugangsbauwerke zurückgebaut aber es existiert noch ein Zugangsschacht über das Untergeschoss des Robotrongebäudes.
danke christoph, schon seltsam, wenn man so darüber nachdenkt.., vielleicht werden die geschlossenen Fußgängertunnel ja auch schon für dereinstige ubahn haltestellen eingeplant? ^^
Ich bin für folgendes: Hauptverkehr über Antonstr., Albertpl. und Albertstr. führen, Augustusbrücke für Autos dichtmachen, und die Meißner/Köpckestr. rückbauen. Neustädter Markt nachverdichten. Narrenhäuslgelände bebauen. Ich wünsche mir da ein interkultureligiöses, interdisziplinäres, generationenübergreifendes, erneuerbar energetisiertes hardcore-megamodernes BarockDresdenwarsoschönjammerOmaschockendes KulturbegegnungsliebhabpartymuseumsschwimmbadcaféKunsthallenLiteraturbiokonzerthaus. Irgendwas spannendes halt. Kein Hotel bitte. Und keinen Rossmann. Und kein Helma-Orosz-Gedächtnisbumsodrom. Aber in DD wirds wahrscheinlich eins von den dreien. Mit Betonputten dran.
Was für ein Schildbürgerstreich…. Einen vorhandenen Straßentunnel zuzuschütten üm eine Staßenquerung zu bauen… Hätte man sich nicht irgendwie zukunftsorientiert vernünftig einigen können? Egal welcher Fraktion man angehört, da hat scheinbar keiner Begriffen, das es nicht darum ging einen neuen Tunnel zu bauen, sondern einen vorhandenen zu sanieren, da fällt mir wirklich kein einziges Argument welches Standhaft ist dagegen ein!
Oli: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die im Stadrat nicht wissen, dass es diesen Tunnel gibt.
Der Tunnel würde bei jedem Hochwasser volllaufen und jedes mal wieder Sanierungskosten verursachen. Ein solches Bauwerk muss zudem laufend gewartet und instandgehalten werden, auch ohne Hochwasser. Was die laufenden Kosten angeht, ist eine ebenerdige Querung allemal „nachhaltiger“.