Nicht jede kleine Straße in der Neustadt trägt einen bedeutungsschwangeren Namen. Beispiel für pragmatische und recht fantasielose Taufen sind die Baumstraße und ja – die Frühlingstraße, mit nur einem „s“. In Hantzschs Buch der Straßen und Plätze steht schlicht: „Benannt nach der Jahreszeit“. Das war 1859.
Im Laufe der Jahrzehnte hätte es durchaus Grund zu einem geschichtsträchtigeren Namen gegeben. Vor 115 Jahren wurde der Schauspieler und bekennende Kommunist Hans Otto hier geboren, der 1933 von Nationalsozialisten in Berlin ermordet wurde. Er spielte an der Seite von Gustaf Gründgens in Faust II im Berliner Schauspielhaus und wurde am 24. November 1933 verschleppt und während eines Verhörs aus dem Fenster gestürzt. An ihn erinnert eine Gedenktafel an der Wand der Hausnummer 12.
Besonders blümerant sieht die Straße noch nicht aus – eher nach einem Wintermärchen. Was nicht heißen soll, dass eine frostige Atmosphäre herrscht, im Gegenteil. Abgesehen von einigen Modernitätseinbrüchen ist das Klima in der Frühlingstraße lau, die Fassaden ein wenig abgegriffen, die Ecken vom Vorübergehen abgerundet, mit der richtigen Prise Verwahrlosung geschmückt.
Die vertraute Umgebung des Urigen erhielt vor zwei Jahren empfindliche Risse, als die 60 Jahre alte Eiche am Anfang der Straße zugunsten von Luxusappartements fallen sollte. Zwar bäumten sich die Anwohner mit Transparenten und Demonstrationen dagegen auf – gegen 400 000 Euro-Wohnungen hat Grünzeug in der Neustadt allerdings keine Chance mehr. (Neustadt-Geflüster vom 19. Februar 2014). Ebenso wenig wie alte Mäuerchen und gestandene Hinterhöfe, siehe Scheune-Vorplatz und Lustgarten-Areal. Alles neu macht der Mai!
So tragisch derlei Verluste sind, lässt sich aufgrund des Engagements auf eine gute Nachbarschaft schließen. Diese ist auf der Frühlingstraße sogar institutionalisiert. Das Lebensmittelgeschäft „Ecke Nord“ nennt sich „Institut für Nachbarschaft“ und versucht die mitmenschlichen Bande mit kleinen Konzerten, Whisky-Verkostungen und Themenwochen zu stärken. Die Ecke weitet ihre familienfreundlichen Zusammenkünfte auch gern mal auf das Pflaster vor dem Laden aus und bringt es zum Glühen. Holzofenbrot und Heißgetränke gegen Heißhunger! Und im Frühling gibt’s Eis.
Just heute ist er auch, der große Tag: Frühlingsanfang. Flatternde Absperrbände verwandeln sich in blaue Bänder und wenn ihr ein Vibrieren unter den Füßen spürt, sind es die stürmischen letzten Frühblüher, die den Boden aufplatzen lassen. Kästner schrieb in den 13 Monaten: „In Baum und Krume regt sich’s allenthalben / Radio meldet schon Störche und Schwalben / Schneeglöckchen ahnen nun, was sie bedeuten / Wenn du die Augen schließt, hörst du sie läuten.“ Kästner war ein Klassenkamerad von Hans Otto – und hat in der innerstädtischen Präsenz die Nase vorn.
Die Frühlingstraße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
danke für den schönen Text über eine meist wenig beachtete Strasse und Dank auch für das Erinnern an H.Otto!
Gü
wir sind auch sehr stolz auf unseren bestimmt schon 100 Jahre alten Straßenbelag— so ungefähr:
Großstei-Granitnatursteinpflaster-
und er hält und hält
und hat keine Schlag-Löcher,
hält im Sommer den Boden relativ kühl
und stinkt nicht…
-auf weitere 100 Jahre Bestand!
auf unserer Straße gibt es auch das Atelier Frühlingstraße.
Es ist eine Bürogemeinschaft aus dem Bereich Ausstellungsgestaltung und Interior Design.
In den letzten Jahren hatten sie auch beim Advenster mit eine ,,Tür“ gestaltet.
Wie auch unser schicker und gemütlicher Eckladen: die Ecke Nord.
der Kater – welcher auf einem der obigen Fotos zu sehen ist:
ist unser oberster Kater unter den Frühlingstraßenkatern und Katzen.
Ein echter Kämpfer und ,,Platzhirsch“
Der „Platzhiersch“ hat schon Mitarbeiter der EckeNord mit seinem Urin auf Schuhen und an Hose erfreut…
Ansonsten ist er schon ne kuhle Miez.