Neulich kurz vor einem Konzert irgendwo in der sächsischen Pampa. Gleich soll die legendäre Jindrich Staidel Combo auftreten. Der Veranstalter checkt nochmal die Bühne, das Licht und nickt zufrieden, als ihn plötzlich ein Besucher anstuppst: „Du sind das wirklich Tschechen?“ – Er zieht die Brauen hoch, senkt die Stimme und tuschelt dem Besucher etwas in die Ohren. Der nickt, murmelt „hab ich mir doch gedacht“, und schleicht sich.
Diese Episode erzählt mir Herr Pro Haska, er ist der Einzige der Combo, der ein halbwegs verständliches Deutsch spricht. Seine Rede wird ständig von merkwürdigen Einstreuseln wie Becherovka oder Hurvínek unterbrochen. Ich sitze mit ihm und dem Kopf der Band, Herrn Jindrich Staidel, an einem Hintertisch in einem zwielichtigen Neustädter Café. Staidel hatte mich mit einem müden dobré ráno, begrüßt und schweigt seitdem beredet.
Haska umreißt das Anliegen, die bekannte und überaus beliebte Combo sei zu neuen Aufgaben berufen worden. Am kommenden Donnerstag sollen sie einen Abend in der Scheune moderieren. Dort wird die Migranten-Scheune gefeiert. Dort sollen drei herausragenden Ergebnisse perfekter Migrationspolitik auftreten: Özcan Cosar, Fasial Kawusi und Abelkarim.
Abdelkarim – selbsternannter Vertrauens-Marokkaner, ist geboren und aufgewachsen in der Bielefelder Bronx. Er führt die Besucher in die vielgerühmte Parallelwelt und zeigt, was passiert, wenn man als Marokkaner mit Vollbart einen NPD-Stand besucht oder Polizisten anspricht.
Faisal Kawusi kommt aus Frankfurt am Main, will seine Wurzeln aber nicht verleugnen und stellt fest: „Als Afghane hast du es nicht leicht!“
Özcan Cosar nimmt deutschen und türkische Befindlichkeiten unter die Lupe. Der Stuttgarter berichtet von seinem unterkulturell geprägten Leben. Er bringt auf die Bühne, was er zwischen Kehrwoche und Beschneidung erlebt hat.
Moderiert wird der Abend von der begnadeten Jazz-Polka-Truppe rund um Jindrich Staidel, und man kann sicher sein, er wird auch an diesem Abend kein Wort sagen. Die Migranten-Scheune ist der krönende Abschluss des ersten Abends des dreitägigen Comedy-Festivals Humorzone, das dann noch bis zum Sonntag auch in diversen Neustädter Locations zu erleben sein wird.
- Weitere Infos unter humorzone.de und ganz wenige Restkarten gibt es unter anderem im Sax-Ticket an der Schauburg.
P. S.: Was hatte nun der Veranstalter aus der sächsischen Pampa zu dem Konzertbesucher gesagt? Pro Haska: „Nee, das sind keine Tschechen – das sind Polen, die sich als Tschechen ausgeben, weil sie denken, dass die hierzulande beliebter sind.“
zwielichtiges Cafe ? Wo ist das denn ?
na immer da, wo nur zwee Lichter an sind!
…und wo es Zwieback gibt…
Die Musik finde ich toll, könnte mich zer-eiern (blödes sächsisches Wort, aber für mich zutreffend)