Morgen feiert der Verein „Stoffwechsel“ auf dem Martin-Luther-Platz seinen 22. Geburtstag. Ich treffe mich mit dem Leiter und Mitgründer des Vereins, Ralf Knauthe, in seiner Wohnung an der Martin-Luther-Straße. Der „Stoffi“ wie er auch genannt wird, setzt sich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein, besonders für die, denen das Schicksal nicht so gut mitgespielt hat.
Schnell wird klar, für Knauthe spielt der Glauben zu Gott eine große Rolle. Auf dem Tisch macht sich Jesus am Kreuze breit und aus den Boxen klingt Johann Sebastian Bach. „In unserer Gesellschaft werden die Menschen meist danach beurteilt, was sie leisten – Gott liebt aber jeden Menschen“, erklärt Knauthe den Ansatz der Arbeit des Vereins, betont aber auch, dass sie die Jugendlichen und Kinder, die zu ihnen kommen nicht bekehren oder missionieren wollen.
In die Treffs kommen Jugendliche mit kleinen und großen Problemen, die von ihrem Umfeld nicht mehr geachtet werden – Looser würde man sagen. „Wir wollen für die Menschen Familie sein“, sagt Knauthe. Und das gelingt dem Verein nun schon seit 22 Jahren. Anfangs gab es staatliche Unterstützung, auch das Haus in der Martin-Luther-Straße wurde von der Stadt nach Erbpachtrecht günstig zur Verfügung gestellt, für den Ausbau gab es Fördermittel. Doch seit einigen Jahren finanziert sich der gemeinnützige Verein ausschließlich durch Spenden. „Unsere Arbeit lässt sich nicht in Förderprogramme packen“, meint Knauthe.
18 Festangestellte arbeiten im Verein, etwa ein Dutzend Praktikanten und rund 50 Ehrenamtliche. Die meisten sind Sozial-Pädagogen oder Erzieher, auch Knauthe, der eigentlich gelernter Feinmechaniker ist, hat im zweiten Bildungsweg pädagogische Fähigkeiten angeeignet. Seinen Job im Verein bezeichnet er als ein Mittelding zwischen Zivi* und Geschäftsführer.
Wegen der starken christlichen Prägung wird der Verein immer mal wieder angegriffen, Kritiker bezeichneten den Stoffwechsel auch schon als Sekte. „Dem Graffiti-Spruch an unserem Treff am Martin-Luther-Platz habe ich dann in Insekten umgewandelt“, schmunzelt Knauthe, den diese Vorwürfe nicht anfechten. „Wir wären nicht Mitglied im diakonischen Werk und in der evangelischen Allianz, wenn wir im Verdacht stünden eine Sekte zu sein.“
Neben offenenen Treffs in der Neustadt, in Pieschen, Gorbitz, Cotta und Prohlis gibt es ein mobiles Kinderprogramm, dass an unterschiedlichen Stellen in der Stadt unterwegs ist, ein Schulprojekt und eine Familienbegleitung. Morgen lädt der Verein zum Stoffwechsel-Familienfest auf den Martin-Luther-Platz mit Seifenkistenrennen, Kinderschminken und einem Benefizlauf um die Kirche.
- Stoffwechsel e.V., Martin-Luther-Straße 29, 01099 Dresden, Familienfest: 25. April 13 bis 18 Uhr, Martin-Luther-Platz, Benefizlauf ab 15 Uhr.
*Zivi: Kurzform für Zivildienstleistender – zu Zeiten der Wehrpflicht waren die oft die Stütze von sozialen Vereinen
Höre ich Stoffwechsel, denke ich auch an jemanden:
http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Sabine_Ball
Hätte man bei einem Geburtstagsglückwunsch auch erwähnen können … ;-)
Vor zwanzig Jahren gab es ( damals noch am MLP) dort Sonntag Frühstück gg ne kleine Spende. Allerdings auch gg nicht zu knappe Gespräche über Gott. Seinerzeit noch von Frau Bahl persönlich geführt. Der mobile Kinderbespassungswagen hat ebenfalls viel göttliches auf Lager, bspw biblisches Theater. Da lässt die Aussage, nicht missionieren zu wollen, doch zumindest zweifeln, Sekte hin oder her…Wenn es nur darum ginge, Kinder zu retten, könnte man deren Seelen auch erstmal außen vor lassen. Sie mit dem ganzen Bibelkram zu konfrontieren, in einer Situation, in welcher sie wahrscheinlich alles andere als gefestigt sind , ist in meinen Augen nichts anderes als der Versuch , sie auf die Seite von Jesus zu ziehen. Wenn man nur helfen wollte, ginge das auch ohne Gottesbezug. Was der Helfer in seiner Freizeit anbetet hat hier imho nichts zu suchen.
Die Aussage dass im Stoffwechsel NICHT missioniert wird halte ich für lächerlich!
Ich finde es äußerst unangenehm dass hier die Hilfe nicht nur an die missionierung geknüpft ist sondern dass dies auch noch geleugnet wird!
Als Familienhelfer lernte ich in den letzten Jahren einige Kinder und Jugendliche kennen, die im Stoffi ein- und ausgingen. Und davon war keiner, die/der „missioniert“ wurde. Ich habe grossen Respekt vor den Stoffileuten, die für viele Kinder und Jugendliche in der Tat eine Familie sind. Und die das alles ehrenamtlich tun Christlich eben- von Respekt und Liebe zum Nächsten geprägt. Glückwunsch Stoffi!
Glaube ist mehr als Religion. Das ist doch nicht wie die Mitgliedschaft in einem Verein, wo man sich ab und zu trifft. Somit lebt man für seinen Glauben bzw. betrifft der Glaube das ganze Leben und nicht nur die Freizeit o.ä. Man versteckt doch auch nicht seine Überzeugungen. Für mich ist gelebter Glaube noch keine Missionierung und wenn Menschen, die das sehen, Fragen stellen und der Glaubende darauf Antworten aus seinem Leben gibt, dann ist das auch noch nicht unbedingt Missionierung. Soweit ich weiß, muss keiner sich beim Stoffi einen Vortrag über den Glauben anhören um Hilfe zu bekommen.
„Glaube ist mehr als Religion“ Ja, ne is klar!
18 Festangestellte? 12 Praktikanten? Nur für Kinder/Jugendliche/junge Erwachsene? Was machen die da den ganzen Tag? Außer missionieren jetzt. Vormittags kommen wohl die Jungen Erwachsenen zum Brunch und nach der Schule kommen die Jugendlichen zum Kaffetrinken oder wie? Und wo kommen die Mengen an Klienten überhaupt her? Nur aus der Neustadt? Ist das jetzt ein Ghetto?
DEr Verein scheint sowas wie die „Arche“ zu sein. Steuergelder abzocken mit behaupteter Verelendung. Und die Kirchen sind wieder ganz vorne mit dabei. Schöner kann man die Auswüchse der deutschen Helferindustrie nicht illustrieren. Halleluja!
was vergessen: Wer Mitglied im diakonischen Werk ist, hat Zugriff auf Steuergelder! Von wegen „wir leben nur von Spenden“. Wer sollten die Spender sein, die die Monatsgehälter der Festangestellten usw. spenden, wenn nicht wir Steuerzahler.
Vielleicht gibt es einen Stammverein Stoffwechsel e.V., der nur von Spenden „lebt“. Aber die Sozialarbeit wird garantiert nicht von Spenden und für „Gottes Lohn“ geleistet.
Das ist die klassische Caritslegende, die hier verbreitet wird. In diesem Fall als Diakonielegende.
@Kurt: nur auf einen Aspekt sei hier geantwortet: „Und wo kommen die Mengen an Klienten überhaupt her? Nur aus der Neustadt?“
Schauen Sie sich einmal um. Es gibt in der Stadt so viele Vereine und Anlaufstellen für (junge) Menschen in schwierigen Lebenslagen – und alle (!) arbeiten personell und finanziell an ihren Grenzen. Solche Vereine versuchen die Angebotslücke, die die Stadt hinterlässt, zu schließen. Machen Sie einfach mal ein Praktikum bei einem solchen Verein, es muss ja kein kirchennaher sein. Es gibt einen hohen Beratungs- und Begleitungsbedarf. Besser kann man den Verfall der Gesellschaft nicht illustrieren.
@Kurt:
auch wenn Du es nicht glauben magst oder vielleicht besser gesagt, Dir nicht vorstellen kannst, aber der Stoffwechsel arbeitet tatsächlich nur von Spendengeldern. Spender sind viele Firmen und private Personen aus dem ganzen Bundesgebiet. Wer Behauptungen aufstellt sollte sich im Thema auskennen. Ansonsten ist’s nur verschossenes Pulver und macht einen als Aussagender selber nur unglaubwürdig. Schon die Vermutung, nur weil man zur Diakonie gehört, bekommt man auch von ihr Steuergelder, zeigt, dass Deine Erfahrungen noch ausbaufähig sind. Die Diakonie fungiert als Dachverband und nicht als Mutter (im rechtlichen Sinne). Ansonsten hat natürlich soziale Arbeit viel mit Zeit und zuhören zu tun und da macht sich das eine oder andere Glas Saft oder der Kaffee ganz gut dazu.