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Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Weil wir kein Westfernsehen hatten

Stefan Vogel im Gespräch mit Jan Frintert und Winfried Schenk - Foto: Dehli-News
Stefan Vogel im Gespräch mit Jan Frintert und Winfried Schenk – Foto: Dehli-News
Gemeinsam mit dem Online-Journal menschen-in-dresden.de haben wir alle OB-Kandidaten zum Interview eingeladen. Im Café Sperling treffen wir zur besten Frühstückszeit Stefan Vogel von der Alternative für Deutschland (AfD). Seit nun gut neun Monaten mischt die AfD in der Stadtpolitik mit, der Finanzberater Vogel ist Fraktionsvorsitzender im Dresdner Stadtrat. Anlässlich der Kommunalwahl hatte sein Parteifreund Jörg Urban in jedem zweiten Neustädter Haus einen Drogendealer vermutet, da lag die Einstiegsfrage gewissermaßen auf der Hand.
Stefan Vogel ohne Angst mitten in der Neustadt - Foto: dehli-news.de
Stefan Vogel ohne Angst mitten in der Neustadt – Foto: dehli-news.de
Ob er denn hier mitten in der Neustadt auf der Alaunstraße keine Angst vor solchen Dealern habe. Er setzt sich gerade, guckt tapfer: „Ich habe absolut keine Angst.“ Und, der Kollege Urban habe seine Meinung mittlerweile relativiert. Insgesamt gäbe es in Dresden aber schon ein Drogenproblem, auch die Kriminalität habe zugenommen. Dies zeige ein Blick in die Dresdner Polizeistatistik. Das im vergangenen Jahr die Zahl der Rauschgiftdelikte im Stadtgebiet leicht zurück gegangen ist, erwähnt er lieber nicht.

Von der Arbeit im Stadtrat zeigt er sich ziemlich enttäuscht. „Da ist zuviel Ideologie drin, ich würde mir mehr Sachthemen wünschen und dass die Interessen der Bürger berücksichtigt werden.“ Damit ist er bei einem Thema, dass er deutlich unterstreichen will: Bürgernähe. „Wir leben Bürgernähe“, sagt er und berichtet von Bürgersprechstunden rund um die Uhr und dem Engagement bei den Standortüberlegungen zu Übergangswohnheimen. „Wir diskutieren auf Augenhöhe mit den Bürgern.“

Arroganz der Macht
Die AfD sei wichtig, um ein Durchregieren von rot-rot-grün zu verhindern, Vogel spricht von der „Arroganz der Macht“, die zeige sich zum Beispiel beim aktuell beschlossenen Integrationskonzept. Da drin fehlen die Verpflichtungen für diejenigen, die integriert werden sollen. „Integration ist Nehmen und Geben zugleich und bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe.“ Mit seinen Ansichten ist Vogel gar nicht so weit weg von Pegida. Eine Distanzierung schließt er kategorisch aus, auch wenn er nur mitspaziert sei, um mit den Demonstranten zu sprechen. Einen Imageschaden für Dresden durch die islamkritische Bewegung kann er nicht erkennen: „Der Schaden ist geringer als durch die Russlandsanktionen.“ Warum es Pegida denn nur in Dresden gibt? „Die Dresdner wurden in DDR-Zeiten besonders bevormundet und benachteiligt. Die anderen hatten Westfernsehen. Wir mussten uns im ‚Tal der Ahnungslosen‘ unsere Meinungsbildung über die Welt härter erarbeiten. Das prägt doch. Da wird man widerstandsfähiger und, ja auch manchmal auf Krawall gebürstet.“

Stefan Vogel im Café Sperling - Foto: Dehli-News
Stefan Vogel im Café Sperling – Foto: Dehli-News

Brauchen keine neue Woba
Wir verlassen das Rechtsaußen-Thema und schwenken zur Wirtschaft, die will Vogel zur Chefsache machen: „Als erstes müsste die Stelle des Amtsleiters für Wirtschaftsförderung nach zwei Jahren Vakanz besetzt werden.“ Er hat gleich Eckdaten parat: aus 71 Anfragen zur Neuansiedlung, sind nur sieben Ergebnisse geworden. Hingegen habe es mehr als 540 Abmeldungen von Firmen im vergangenen Jahr gegeben. Er bringt das Beispiel des Gewerbeparkes Dresden/Heidenau in Sporbitz. Während Heidenau prosperiert, sei es in Dresden ziemlich dünne. Gelassener sieht er den Wohnungsmarkt. Pro Jahr würden zwischen 2000 und 2500 Wohnungen gebraucht, im vergangenen Jahr wurden aber mehr als 4200 Wohnungen gebaut. Da brauche man keine zusätzliche Wohnungsgesellschaft, die würde ohnehin erst in etlichen Jahren Marktrelevanz entwickeln. Einer Wohnungsbauinvestorin und amtierenden Baggerkönigin ruft er jedoch zu, sie solle am Werkstattverfahren teilnehmen.
freundliches Altherrenlächeln
freundliches Älterer-Herr-Lächeln
Sie solle sich den Ideen nicht verschließen. Eine Verweigerungshaltung sei grundsätzlich nie zielführend. Ansonsten sieht er in Dresden eigentlich einen recht intakten Wohnungsmarkt: „Knappheit herrscht nur in bevorzugten Stadtteilen.“

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Wenn man Vogel über Wirtschaft und Wohnungen dozieren hört, klingt er wie ein Wirtschaftsliberaler, etliche Argumente hören sich genauso wie bei Hilbert an. Wenn er dann noch sein freundliches Älterer-Herr-Lächeln aufsetzt, kann man schon mal vergessen, dass der 58-Jährige in einer Partei aktiv ist, die am rechten Rand des demokratischen Spektrums um Stimmen fischt. Er stehe aber auch zu den konservativen Ansichten der Partei. Wenn er in Berlin durchs Brandenburger Tor laufe, wolle er auch sagen dürfen: „Ich bin stolz, Deutscher zu sein.“ Er verweist auf die Schweiz, dort sei das einfacher mit dem Nationalbewusstsein.

Stefan Vogel im Gespräch mit Jan Frintert und Winfried Schenk - Foto: Dehli-News
Stefan Vogel im Gespräch mit Jan Frintert und Winfried Schenk – Foto: Dehli-News
Zurück zur Lokalpolitik. Mit einer spektakulären Bagger-Aktion hat er neulich den Baubeginn der Königsbrücker angemahnt. Seiner Meinung solle man jetzt einfach die Variante 7 bauen. Zur BRN war er noch nie, hält das Fest aber für ein Aushängeschild für die Stadt. Bezüglich der Erweiterung müsse man die Sicherheitslage prüfen.

  • Nächste Kandidatin: Eva-Maria Stange (Bündnis „Gemeinsam für Dresden“). Das Interview entstand in Kooperation mit menschen-in-dresden.de, dort gibt es das Interview im Wortlaut. Für die Fotos verantwortlich: Dehli-News.de/Frank Dehlis

35 Kommentare

  1. <>

    Jaja, mit Westfernsehen war’s echt leicht, ein objektives BILD der Welt zu bekommen. Rambo, der Mann von der Hamburg Mannheimer, Blauer Bock und Rappelkiste…Wer mit Spielhaus und Wunschbriefkasten aufwuchs, kann ja nicht anders als fremdenfeindliche Gülle zu labern. Schon gar nach 25 Jahren Kabelfernsehen…
    Das überzeugt, das macht Freude auf mehr! Herr Voǵel schießt den argumentativen Vogel ab! Angry bird 4 Bürgermeister!

  2. „… und berichtet von Bürgersprechstunden rund um die Uhr“ – sogenannte Bürgersprechtage.

    “Wir diskutieren auf Augenhöhe mit den Bürgern.” – Was liegt da näher als die ständige Rede im Pluralis Majestatis (15 „Wir“ vs. sieben „Ich“).

    Die AfD sei wichtig, um ein Durchregieren von rot-rot-grün zu verhindern – Im Gegensatz zu Rot-Rot-Grün will die AfD nämlich das Drumherumregieren, das Hinaufregieren und auch das Voranregieren praktizieren.

  3. aha … deswegen ist Prohlis ein Hort der Dresdner Intelligenz… nu isses raus

    kommt hier eigentlich auch noch ein mit gutem Gewissen wählbarer Mensch? …oder nur solche Knaller?

  4. christoph: Das hängt sehr stark vom jeweiligen Gewissen ab… Letztlich kann man den wählbaren Kandidaten auch über das Ausschlussprinzip ermitteln – erstmal die ausschließen, die gar nicht in Frage kommen, und dann schauen, was übrig bleibt.

  5. @ein anderer Stefan: Gute Idee, aber nachdem ich das gemacht habe, blieb keiner mehr übrig :(
    Dann bleibt nur noch die Variante: Das kleinere Übel zu wählen – wobei das auch schon schwierig einzuschätzen ist.

  6. Vergesst nicht, dass er das positiv meint: ohne Westfernsehen (außer Anton in Prohlis): mehr selbst denken und kritisch sein (gegen die da oben). Das ist auch nicht weit entfernt ‚Lügenpresse‘-Vorwürfen.

  7. @ Radler, Klahra: Tja… Dann bleibt nur, entweder das geringste verbleibende Übel zu wählen, oder es ganz zu lassen. Und beim nächsten Mal selber antreten :-)

  8. @loi; ich bin ich aber ganz verwirrt: waren denn das keine Männer, die sich wegen der Kippe angegangen haben? Wenn Du meinst, daß nicht ausdrücklich dabeistand, ob es sich um In- oder Ausländer gehandelt hat, dann hat das mit West (Lügen) Fernsehen nüsch zu tun. Das ist einfach neutrale Berichterstattung. Die Nennung von Ausländern oder Katholiken etc. wäre hingegen inakzeptabel, da tendenziös und hetzerisch.
    Apropos: ist es eigentlich political correct das Geschlecht zu erwähnen? :-)

  9. ….hier bleibt ja wirklich nur noch die Lara L. übrig…;) das is doch alles gruselig..

  10. :-D
    Oach, da schreit Linksaußen schon wieder lauter als Pippi Langstrumpf.

    Der Passus des Pressekodex war mal zu einer gewissen Zeit, so vor ungefähr 2 Jahrzehnten, nachvollziehbar. Es gehört aber auf den Prüfstand, ob das überhaupt noch zeitgemäß ist. Wer will es verhindern? Unsere Linksradikalen, die Ewiggestrigen.

    Festzuhalten ist, dass nicht vom Kinderfasching die Rede ist, sondern von handfesten Straftaten. Die gezielte und konsequente Unterschlagung von Fakten führt zur machtmissbrauchenden und manipulativen Wahrheitsmodifikation. (Dies bewies nicht nur der liebe Erich mit der Brille, sondern auch der in der Tat sehr böse Adolf mit dem Bärtchen.) Es steht damit einer objektiven Berichterstattung im Wege. Punkt.
    :-D

  11. @Loi
    Was deinem „Verständnis“ entgangen ist, aber mich sicherlich kaum verwundert, es gibt Gründe für die Sperrung der Kommentarfunktion unter diesen Beiträgen. Typen, die sich dazu äußern wollen, in der Tendenz hetzerische bis rassistische Kommentare beisteuern möchten, also Beiträge wie der von dir, gehören sicher zu diesen Gründen. Komme klar, Du bist hier nicht bei der „Jungen Freiheit“!

    Wie @spacke schon sagte: Troll Dich!

  12. Der Pressecodex ist schon eine tolle Sache für die Linken: Der Journalist braucht nicht wahrheitsgemäß über Dinge berichten, die ihm ideologisch gegen den Strich gehen. Der gutmenschliche Rest darf sich ganz offiziell dumm stellen, denn es wurde in „seriösen Medien“ ja nichts berichtet, was die heile Welt ins Wanken bringen könnte.

    Wenn unsere Linksfraktion jetzt noch wüßte, daß dieser ominöse Vorurteilsparagraph aus den Siebzigern stammt und lustigerweise auf Betreiben der Amerikaner eingeführt wurde, weil verhindert werden sollte, daß jemand von besoffenen und schlägernden US-Soldaten auf „den Amerikaner an sich“ schließt, wären sie die Ersten, die die Abschaffung dieses Paragraphen forderten.

  13. @Lenbach
    „Wahrheit“ liegt im Auge des Betrachters. Welchen Blickwinkel du hast, das der einen gewaltigen Rechtsdrall hat, steht fest.
    Dass das aber auch EU-Recht ist, sollte dir klar werden! Siehe auch:
    http://dejure.org/gesetze/AEU/18.html
    Du behauptest, dass die Amis damit Kritik an ihnen abwürgen wollten, wo bitte, gibt es dafür Belege? Und warum hätten die damit bis in die siebziger Jahre warten sollen? Findest du das nicht unlogisch?
    Wenn du vom „gutmenschlichen Rest“ faselst, darf ich davon ausgehen, dass du dich eher zum bösartigen unsozialen Rest zählst? Merkst du eigentlich noch selbst, wie hohl deine Worthülsen sind, und andere Leute deshalb ganz sicher ihre berechtigten Rückschlüsse ziehen, was dich in deren Augen mehr und mehr in Richtung des Bodensatzes drückt? Nein? Tja …

  14. @H&K

    Das Verschweigen von Verbrechernationalitäten ist also EU-Recht? Und wo steht das? In Deinem Link jedenfalls steht nichts davon. Aber da liest der Linke halt „Vorurteil“ in einem Artikel, dann „Diskriminierung“ im einem anderen und schon ist der Fisch geputzt, gell?

    Und was irgendwelche Linksradikalen mit Hang zu Gewaltfantasien (hier vorsichtshalber genannt: „andere Leute“) für Rückschlüsse ziehen, wenn sie andere Meinungen hören, ist mir bekannt.

  15. Lenbach: „Verbrechernationalitäten“? Wow, sind wir also wieder dabei, bestimmte Menschen aufgrund ihrer Ethnie automatisch als Verbrecher abzustempeln? Das hatten wir doch schon mal…
    Aber ich verstehe natürlich, dass man hier Vorbildern aus der großen Politik folgt, die schon mal Bulgaren und Rumänen pauschal als Sozialbetrüger abstempeln. Wie der Herr, so´s Gescherr…

  16. Hinsichtlich des sogenannten „Pressekodex“ ist doch zu sagen:
    Das, was hier zum Teil als Wahrheit definiert wird, ist doch nichts anderes als reine Ideologie. Eine Pressebericht bildet doch nie eine völlständige Gegebenheit ab. Es sind doch immer nur selektive „Wahrheiten“, oder nicht? Wer ist denn dazu überhaupt in der Lage, festzulegen, welche Ahnenstammbäume nun relevant sind und welche nicht?
    Es sind oft die Leute, die diesen Kodex bemängeln, die selbst Zensur verlangen, wenn es ihnen nutze. Beispiel: Parteizugehörigkeit, Vereinszugehörigkeit, Hobbies etc.

  17. Zur Ergänzung:
    Was ich kritisiere, ist nicht die Kritik am Pressekodex, denn die political correctness, die teilweise in diesem steckt, lehne ich ja auch ab, sondern die Scheinheiligkeit. Es wird für das, was denn nun geschrieben wird, immer Regeln oder einen „Kodex“ geben und zwar unabhängig vor der politischen Ausrichtung einer Gesellschaft bzw. eines Staates. Wenn nicht explizit dann implizit.

  18. @ein anderer Stefan: zunächst mal stimme ich Dir vollkommen zu, der Begriff „Verbrechernationalitäten“ ist mehr als nur grenzwertig.

    Für eine umfassende Betrachtung sollte aber auch berücksichtigt werden, dass es bei einigen Bevölkerungsgruppen ähnlich gelagerte Beißreflexe gibt, sobald sie nur „deutsch“ hören. Abseits der Tatsache, dass hier wohl einige Probleme aus dem Reich der Psychologie zugrunde liegen muss man sich fragen, was das eigentlich ist. Rassistisch? Nationalistisch? Menschenverachtend?

    In diesem Zusammenhang: Kürzlich las ich, dass der Prozess gegen den Mörder von Khaled läuft. Ich vermisse vollends die lautstarken und voll empörten Demos in der Stadt. Wie gern hätte ich von den Protagonisten Statements bezüglich ihrer eigenen Schlagwort-Keulen gehört: Vorverurteilung. Vorurteile.. ähm sorry… Ressentiments. Populistische Stimmungsmache. Hetze. Spaltung der Gesellschaft. Irrationale Ängste. Mangelnde Bildung und Verstand. Usw. Gut, sei’s drum. :-)

    Zurück zum Thema. Beim bewussten und selektiven Unterschlagen von Fakten im Interesse der Meinungsmanipulation und der eigenen Macht sind die „Linken“ keineswegs immer nur die Opfer.

  19. @Anton

    Ich habe nicht „auf Druck“, also sondern „auf Betreiben der Amerikaner“ geschrieben, was ja wohl ein Unterschied ist. Es ist nicht blauäugig zu glauben, ein Deutsch-Amerikanischer Verein setze sich für amerikanische Interessen ein:

    Die Richtlinie 12.1 geht zurück auf eine Anregung des Verbands der Deutsch-Amerikanischen Clubs von 1971. Den Jahrbüchern des Presserats aus dieser Zeit ist zu entnehmen, dass es Ziel der Regelung war, „bei der Berichterstattung über Zwischenfälle mit US-Soldaten darauf zu verzichten, die Rassenzugehörigkeit der Beteiligten ohne zwingend sachbezogenen Anlass zu erwähnen.“

    http://www.zeit.de/2013/41/pressekodex-straftaeter-herkunft

    Auch ansonsten ein sehr guter Artikel zu dem Thema.

    @e.a.S.

    Die Nationalitäten der Verbrecher = ?

  20. Nicht jeder Mord an einem Flüchtling/Migranten muss rassistisch motiviert sein.
    Aber natürlich sollte immer erörtert werden, welches religiöse oder politische Motiv vorliegt. WENN ein solches dieser Art vorliegt.
    Zum Thema „Meinungsmanipulation“:
    Politische Korrektheit kann natürlich auch Grund von Selbstzensur sein.
    Dagegen würde ich immer ankämpfen. Die sehr plumpen judenfeindlich Ausfälle seitens Demonstranten auf Pro-Palästina-Demos, sollte man nie verschweigen, auch wenn man sich Antiimperialist nennen mag. Wenn jedoch auf der anderen Seite Menschen für das „Abendland“ demonstrieren und nicht auf antisemitische Verschwörungstheorien (Stichwort: Rothschild, Juden der Eastcoast, Bilderberger,Freimaurer)
    verzichten können, sehe ich das auch kritisch.
    Dann gibt es aber noch die andere Seite der Medaille:
    Ich wage die These, dass für ein Linken die Abstammung eines Menschen nicht so wichtig erscheint als für einen eher völkisch denkenden Konservativen. Somit gibt es auch Leute, die keinen Sinn darin sehen die Herkunft von Menschen zu verlautbaren, weil sie ihnen nicht relevant ist.

  21. @Karsten: Ich gebe Dir wiederum recht. Die Reaktionen auf den Mord waren seinerzeit überzogen. Ich habe mich damals auch anstecken lassen von den allgemeinen Stimmung. Ich sags mal so: wäre das nicht gerade zu der Zeit passiert, als die Pegida ihr Hoch hatte, wäre die Reaktion wahrscheinlich auch weniger heftig ausgefallen. Ich hielt es damals auch für möglich, dass der Mord aus fremdenfeindlichen Motiven geschah.

    Was die seltsamen und heftigen Reaktionen mancher Menschen angeht, sobald sie das Wort deutsch hören, bin ich auch einigermaßen ratlos. Weder kann ich übertriebenen Patriotismus nachvollziehen, noch die vehemente Ablehnung dessen bis hin zur Idee, „Deutschland“ zu zerstören. Da stellt sich mir automatisch die Frage, was eigentlich „deutsch“ ist (sinngemäß zu jeder anderen Nationalität). Wohnort? Geburtsort? Abstammung? Der Eintrag im Ausweis? Sobald man das definieren will, kommt man ganz schnell ins Schwimmen. Sind die polnischen Zuwanderer im Ruhrgebiet im 19. Jh. mittlerweile „deutsch“? Die Nachfahren der Hugenotten, die es zum Spitzenpolitiker geschafft haben? Oder die Nachkommen der türkischen „Gastarbeiter“, die mittlerweile auch längst hier verwurzelt sind und mit schwäbischem Akzent sprechen? Die Wechselfälle der Geschichte machen eine eindeutige Definition ziemlich unmöglich.

    Jede politische Gruppierung versucht, ihre Interessen auch mit verdeckten Methoden durchzusetzen, so will ich das mal nennen. Da ist keiner besser als der andere. Richtig schlimm ist es, wenn es um Ideologien geht, die dann von fanatisierten Anhängern getragen werden. Da ist es egal, ob das politische, religiöse oder weltanschauliche Ideologien sind, Fanatiker überschreiten oft Grenzen, die gefährlich sind.

  22. „Die vollkommene Anpassung des Bewusstseins und seine objektive Unfähigkeit, sich Alternativen zum Bestehenden auch nur vorzustellen, ist die Ideologie der Gegenwart.“ – Herbert Schnädelbach

  23. @ein anderer Stefan: Nun, Du streust ja bereits etwas Asche auf Dein Haupt, das ist löblich. Trotzdem will ich hierzu noch anmerken: Es gab bereits damals genug Leute mit genug Verstand, unterstützt von warnenden Stimmen, dass man doch wenigstens erst mal die Ermittlungsergebnisse abwarten sollte. Darüber hinaus war sehr vielen Leuten -auch mir- klar, dass die seiner Zeiten bekannten Fakten gerade nicht nach einem typischen fremdenfeindlichen Übergriff aussahen. Und wir sollten Recht behalten.
    Nun, damit ist das nur ein klassisches Lehrbeispiel dafür, wie schnell man politisch radikalen „populistischen Rattenfängern“ auf den Leim geht, wenn man nicht ein bisschen aufpasst. Und dabei darf man eben nicht immer nur nach einer Seite schielen. Aber gut, jeder macht Fehler. Wichtig ist, eigene Fehler einzugestehen, um daraus lernen zu können.
    Daher sollte man auch der Versuchung widerstehen, irgendeiner Pegida die Schuld in die Schuhe zu schieben. Völlig egal, was man nun von der damaligen und jetzigen Pegida hält. Tatsache ist, dass 80 Mio Menschen 80 Mio Meinungen und 80 Mio Forderungen haben. Und dass das Grundgesetz inklusive aller Rechte für alle Menschen dieses Landes gilt, wurde bereits vor langer Zeit beschlossen. Das wird nicht von Einzelmeinungen neu verhandelt.

    In Deinem zweiten Absatz stehen interessante Fragen. Die zu erörtern wäre aber sehr umfangreich, dazu hab ich grad nicht die Lust dazu. Man sollte es aber auch nicht zu sehr verkomplizieren. Es genügt, einfach mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und ein bisschen denkend zu beobachten. Hilfreich sind auch Aufenthalte in anderen Ländern, aber abseits irgendwelcher Urlaubsressorts, in denen man bestenfalls ein bisschen Folklore mitbekommt.
    Oberste Regel ist aber, sich dort gemäß der dortigen Gepflogenheiten zu benehmen. So fällt es zum Beispiel einfach nur aus, dass sich irgendwelche politisch links orientierten Kindchen direkt vor einer Moschee die Shirts von den Möpsen reißen. Weil sie sich in ihrer völligen geistigen Umnachtung für die geistig überlegenen Weltdiktatoren halten.
    Und dies schadet dem Ruf Deutschlands m.M.n. deutlich mehr als eine Demo, von der -entgegen stets wiederholter Behauptungen- in der restlichen Welt kaum jemand Notiz nimmt. (Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass auch die anderen Länder keineswegs sooo linksradikal sind, wie das einige Neustadt-„Aktivisten“ gerne hätten.)

  24. @abrazzo: Ja, da haste Recht. Das ist regelmäßig meine Reaktion auf die Selbstgerechtigkeit irgendwelcher Klugsch***, die aber offensichtlich nicht mal von der Tapete bis zur Wand denken können.
    (Damit meine ich aber NICHT „ein anderer Stefan“. Ich habe lediglich die allgemeine Wetterlage kommentiert.)

  25. @Karsten
    „Oberste Regel ist aber, sich dort gemäß der dortigen Gepflogenheiten zu benehmen. So fällt es zum Beispiel einfach nur aus, dass sich irgendwelche politisch links orientierten Kindchen direkt vor einer Moschee die Shirts von den Möpsen reißen.“
    Ist dies nicht aber der Werterelativismus, den Islamkritiker kritisieren?

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