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St.-Pauli-Friedhof schließt – in 40 Jahren

St.-Pauli-Friedhof an der Hechtstraße
St.-Pauli-Friedhof an der Hechtstraße
Der
Superintendent Albrecht Nollau
Superintendent Albrecht Nollau
St.-Pauli-Friedhof am Rande des Hechtviertels soll in rund 40 Jahren keine Begräbnisstätte mehr sein. Die Weichen dafür hat jetzt der Neustädter Friedhofsverband gestellt, zu dem auch der Innere Neustädter Friedhof und der Markusfriedhof gehören. „Wir haben eine beschränkte Schließung beschlossen“, erklärte gestern der Superintendent des Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirks, Albrecht Nollau.

Der Grund seien ökonomische Zwänge. Mit den Gebühren aus den ständig zurückgehenden Zahlen bei den Bestattungen sei der große Friedhof nicht mehr kostendeckend zu bewirtschaften, erläutert der Superintendent. „Der St.-Pauli-Friedhof ist ein guter Ort für Abschied und Trauer. Die Veränderungen in der Trauerkultur zwingen uns jedoch zum Handeln. Uns ist schmerzlich bewusst, dass dies Menschen in ihrem indiviuellen Trauerprozes trifft“, fügte er hinzu.

Pfarrer Eckehard Möller
Pfarrer Eckehard Möller
Die beschränkte Schließung bedeutet, dass ab 1. Januar 2016 keine neuen Nutzungsrechte mehr verliehen werden. Der Erwerb einer Grabstätte auf dem Friedhof ist damit nicht mehr möglich. Bei bestehenden Nutzungsrechten können Ehepartner und Lebenspartner weiterhin in der Grabstätte ihres Angehörigen bestattet werden. „Das wird in jedem einzelnen Fall mit den Betroffenen beraten“, sagte Eckehard Möller, Pfarrer im Kirchspiel Dresden Neustadt. „Wir lassen die Betroffenen nicht allein. Wir wollen mit den Menschen reden und gemeinsam nach Wegen und Alternativen suchen“, betonte er. Stirbt ein Partner jetzt und sein Lebensgefährte in 20 Jahren, dann ergibt sich eine gesamte Ruhezeit von 40 Jahren. Dies sei noch eine lange Zeit, meinte Nollau. Dennoch müsse die Entscheidung jetzt getroffen werden.

Holger Enke, Landeskirchenamt
Holger Enke, Landeskirchenamt

Das Gelände zwischen Hechtstraße, Hammerweg und Stauffenbergallee bietet Platz für etwa 30.000 Gräber. Für 1.400 Gräber gibt es derzeit noch ein Nutzungsrecht. Die Friedhöfe seien für Erdbestattungen konzipiert, erläutert Holger Enke, Referent für Friedhofsangelegenheiten im Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsen. Dresden habe historisch gewachsen zu viel Friedhofsfläche. Die meisten Bestattungen finden auf dem Heidefriedhof statt, der in Kommunalbesitz ist.

Mit den zur Verfügung stehenden und in den nächsten Jahren zu erwartenden Gebühreneinnahmen könnten die jährlichen Unterhaltskosten von rund 150.000 Euro für den St.-Pauli-Friedhof nicht refinanziert werden. „Wären wir ein Betrieb, müssten wir Insolvenz anmelden“, schildert Nollau die für die Kirchenverantwortlichen verzwickte Lage. Die Zahl der Bestattungen sei in den letzten zehn Jahren um ein Viertel zurückgegangen, auf dem St.-Pauli-Friedhof sogar um mehr als 30 Prozent. In den letzten drei Jahren habe sich die Situation weiter verschärft. 60 seien es im vergangenen Jahr gewesen. Der Friedhof werden in der Bevölkerung nicht mehr angenommen. Auch die Veränderungen in der Bestattungskultur wirken sich nachteilig aus. Weniger als 20 Prozent der Verstorbenen wollen im Sarg beerdigt werden. Dagegen ist der Anteil der Urnenbestattungen in Gemeinschaftsanlagen in den letzten zehn Jahren stark angestiegen, erläutert Enke.

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    Weitere Informationen:

  • Außer dem St.-Pauli-Friedhof gibt es in der Neustadt noch den Inneren Neustädter Friedhof an der Conradstraße, den Nordfriedhof und den Sojetischen Garnisonfriedhof in der Heide und den jüdischen Friedhof an der Pulsnitzer Straße. Die letzteren beiden sind schon geschlossen.
  • Führungen über den St.-Pauli-Friedhof bietet der Journalist Jürgen Naumann an. Wikipedia-Eintrag zum St.-Pauli-Friedhof.

Ein Gastbeitrag von Winfried Schenk – www.menschen-in-dresden.de

St.-Pauli-Friedhof
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8 Kommentare

  1. 40 Jahre – eine ziemlich mutige Schätzung, angesichts dessen, dass es noch 1400 Gräber mit Nutzungsrechten gibt.

    „Bei bestehenden Nutzungsrechten können Ehepartner und Lebenspartner weiterhin in der Grabstätte ihres Angehörigen bestattet werden. „Das wird in jedem einzelnen Fall mit den Betroffenen beraten“, sagte Eckehard Möller, Pfarrer im Kirchspiel Dresden Neustadt.“

    Wird da etwa schon ein paar Lebenspartnern nahegelegt, sich woanders bestatten zu lassen? Wirtschaftsbetrieb Kirche eben…bitter.

  2. „Mit den zur Verfügung stehenden und in den nächsten Jahren zu erwartenden Gebühreneinnahmen könnten die jährlichen Unterhaltskosten von rund 150.000 Euro für den St.-Pauli-Friedhof nicht refinanziert werden. „Wären wir ein Betrieb, müssten wir Insolvenz anmelden““

    – Oh Gott, jetzt machen schon die Friedhöre pleite – that’s life, oder?

    Aber vielleicht kann man ja dann dort endlich mal einen Parkplatz hinmachen. Ist ja für die Anwohner schwer ein freies Lückchen für ihr KFZ zu finden.

  3. schöner Beitrag—> Danke !!!

    und wenn er dann in 40 Jahren entweiht wird,bin ich schon jetzt gespannt was dort der Komerz hinbaut….

    grussi….

  4. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz. Da wird kein Parkplatz draus oder irgendwas anderes hingebaut.

    Möglicherweise passiert mit dem das selbe wie mit dem Alten Matthäusfriedhof, für den ein Kultur- und Bildungskonzept entwickelt wurde.

  5. großes Grundstück mitten in der Neustadt… ich vermute, eine Investorin ist megascharf darauf!

  6. schlimmer als unverkäuflich: Der Friedhof muss all die Jahre, die er noch zugänglich zu sein hat (also ca. 40), gepflegt werden: Wege instand gehalten, Bäume auf Sicherheit geprüft, Mauern standsicher erhalten, Rasen gemäht usw.
    Hohe Ausgaben bei keinen Einnahmen. Wer sich dort ehrenamtlich engagieren will: Eurem Tatendrang sollen keine Grenzen gesetzt sein. Sprecht Euch einfach mit der Friedhofsverwaltung ab…

  7. Einigen Kommentatoren kann ich aus eigener Erfahrung nur dringendst davon abraten, es mit Bildung und täglicher, geistig anspruchsvoller Beschäftigung zu versuchen.
    Früher war mein Leben einfach. Ich hatte Recht. Meine Welt bestand aus mir. Und sowieso hing ich der richtigen Ideologie nach. Alle anderen waren dumm, das sah ich schon 10 km gegen den Wind.
    Nun ist mein Leben unfassbar schwer. Jetzt muss ich nachdenken. Dümmlich-populistische Plattitüden helfen mir nicht mehr weiter. Schon allein, weil ich mir selbst extrem blöde vorkommen würde.

    Warten wir erstmal den Ablauf der 40 Jahre ab. Oh Schock!!! Selbst wenn ich dann überhaupt noch leben sollte, dann gewiss nicht mehr in der Neustadt. Und selbst wenn nicht im Altenheim, dann doch dort, wo alles zu meinen Präferenzen und Prioritäten passt. Denn ich bin ja nicht dumm. :-)

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