Die Stadtverwaltung prüft, ob in der Alten Feuerwache an der Katharinenstraße ein Wohnheim für Flüchtlinge eingerichtet werden kann. Eigentlich sollte dort ein Haus für die Kreativwirtschaft entstehen.
Wie die Sächsische Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, hat Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) am Montag die Vorlage für das Kreativzentrum von der Tagesordnung genommen. Das Blatt zitiert Stadtsprecher Kai Schulz, der berichtet, dass in der Dienstberatung der Bürgermeister beschlossen wurde, zu prüfen, ob das Objekt als Unterkunft für Asylbewerber geeignet ist. Den ganzen Artikel der Sächsischen Zeitung gibt es auch online hinter der Bezahlschranke.
Der Artikel hat heute früh die Neustädter Aktiven aufgerüttelt. Mirko Sennewald, der sich mit dem Kultur Aktiv e.V. seit Jahren für das Kreativzentrum stark gemacht hat, sagt: „Ich traue dem Braten nicht. Vielleicht ist das nur eine Finte, um das Projekt hinauszuzögern.“ Er hält das Gebäude baulich für nicht geeignet für ein Wohnheim. „Eher ist es geeignet, um dort mit Flüchtlingen zu arbeiten, einen Treff einzurichten, sie in künstlerische oder kulturelle Arbeit zu integrieren“, so Sennewald weiter.
Stefan Schulz, Chef des benachbarten Downtown und ebenfalls seit Jahren in das Projekt involviert, zeigte sich heute irritiert. „Jahrelang haben wir für dieses Projekt gekämpft und nun wird wieder alles in Frage gestellt.“ Dann hat er eine Idee. „Wenn an der Stelle eine Flüchtlingsunterkunft entstehen soll, dann eine mit Potenzial“, sagt er und erläutert. Es könne ein integriertes Wohnheim für Flüchtlinge und Studenten werden. Außerdem mit Angeboten für die Kreativwirtschaft, die wiederum die Flüchtlinge integrieren könne, mit Kinderbetreuung, Werkstatt und Kultur. Schulz will in den nächsten Tagen mit den Verantwortlichen aus der Stadt Gespräche aufnehmen. „Ich warne vor einer Hals-über-Kopf-Entscheidung“, erklärt er. Dresden habe hier die Chance zu zeigen, wie Integration funktioniert, gerade in der Neustadt.
Zuletzt hatte der Grünen-Stadtrat Torsten Schulze das Projekt Feuerwache vorangetrieben. Auch er wurde von der neuen Entwicklung überrascht. „Eigentlich ist die Stadtverwaltung verpflichtet, Stadtratsbeschlüsse umzusetzen“, sagt er heute. Die Bürgermeisterrunde könne so etwas nicht allein entscheiden. Generell begrüßen die Grünen jedoch die Pläne für eine Prüfung der Feuerwache als Flüchtlingsunterkunft.
Ähnlich wie der Downtown-Chef regen sie eine Verknüpfung mit Nutzung durch Kultur- und Kreativwirtschaft an. Torsten Schulze: „Die zwei Gebäude der ehemaligen Feuerwache Katharinenstraße 9 umfassen insgesamt 1.200 Quadratmeter Nutzfläche, Platz genug, um beide Anforderungen zu berücksichtigen.“ Er mahnt Dringlichkeit an: „Wenn jetzt eine Prüfung der Feuerwache als Unterkunft für Asylbewerber erfolgt, sollte diese zusammen mit der beschlossenen Nutzung durch die Kultur- und Kreativwirtschaft erfolgen. Die Ergebnisse müssen zügig dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden.“
Bereits am im Frühjahr 2014 hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Feuerwache durch die Kultur- und Kreativwirtschaft genutzt werden soll. Ein Jahr ließ die Verwaltung und insbesondere das Liegenschaftsamt diesen Beschluss liegen. Zuletzt sollte die Stesad das Gebäude herrichten.
Hm. Warum war nochmal die alte Arbeitsanstalt, abgesehen vom Zustand, ungeeignet? Auch die Feuerwache (bzw. eigentlich Feuerwehrschule) muss für diesen Zweck ja sicher noch umgebaut werden, da könnte man ja auch drüber nachdenken, die Arbeitsanstalt entsprechend zu sanieren.
Die eigentliche Wache an der Louisenstraße ist ja noch belegt, die könnte ja ansonsten auch geeignet sein, aber das dauert ja noch.
Das passt super! – Die kalifornische Ideologie entwurzelt seit Jahrzehnten Menschen und macht sie zu Kreativen und Flüchtlingen. Ich find’s spannend, wenn sich jetzt beide Gruppen in der Feuerwehr auf der Katharinenstraße treffen können.
Es fände eine Flüchtlingsunterkunft dort gut. Wenn die Kreative schon ein Jahr lang gewartet haben, dann macht es denen in Anbetracht der Lage doch sicherlich nichts aus, noch etwas länger auszuharren.
beide Gruppen zusammen? kann ich mir nicht so recht vorstellen. Das schmeckt ein bißchen so, als ob die Flüchtlingsfamilien, die ja eigentlich Ruhe haben wollen, als Zusatzartikel in irgendwelche Kunstprojekte eingebaut werden sollen, um so den ach so wichtigen „Gegenwartsbezug“ zu versinnbildlichen (Tolles Wort, newa?).
finde ich gar keine schlechte idee…warum nicht die gebäude soweit instandsetzen um dort flüchtende unterzubringen? aber bitte keine mit „potential“… ich glaube menschen, welche aus krieg und zerstörung und/oder armut geflohen sind brauchen in erster linie ruhe und das gefühl der sicherheit. sie jetzt vor einen karren zu spannen um die neustadt als ach so kreativ und tolerant erscheinen zu lassen empfinde ich als falsch. ich denke wenn man die menschen hier leben lässt als das was sie sind, nämlich menschen und sie somit als nachbarn toleriert(wie jeden anderen nachbarn auch)ist ihnen mehr geholfen. und uns in dd, speziell in der neustadt auch…damit meine ich, es muss nicht immer etwas ganz besonderes sein, nein, wir sollten zeigen das es selbstverständlich ist flüchtende aufzunehmen und als gleiche(welche sie ja speziell in sachsen nicht zu sein scheinen) zu behandeln. des weiteren wird es wohl eine übergangslösung sein und die kreativwirtschaft wird angesichts der derzeitigen situation sicher verständnis haben… ich weiß selbst wie es ist einen bezahlbaren proberaum oder ein atelier zu finden.
Bin mal gespannt ob sich der braune Mob in die Neustadt traut und vor dem Flüchtlingsheim dann auch seine hohlen Parolen skandiert.
Tja, mit Flüchtlingsunterkünften verhält es sich eben doch wie mit Windrädern: Tolle Sache, wenns nicht gerade vor der eignen Haustür steht… Nur dass sich Grüne etwas geschickter als „das Pack“ heraus reden können. Schade!
… wenn unsere Kommune auf die Integrationshilfe und Unterstützung der Anwohner/Innen baut sollte Sie diese jetzt schon miteinbeziehen, nicht nur den betroffenen Kultur Aktiv e.V.. Gibt es dazu schon Gesprächsrunden, kann jemand dazu etwas sagen? Eine geeignete Unterkunft zu finden ist die eine Seite, die Integration von Flüchtlingen transparent zu gestalten, so dass Anwohner/Innen die Möglichkeit haben aktiv Integrationshilfe zu geben eine andere. In der Praxis erlebe ich selbst als Integrationshelfer oft nur Aktion und Reaktion, Überrumpelt zu werden verursacht Selbstschutz und erschwert meine Arbeit als Integrationshelfer. Da sehe ich auf politischer, kommunaler und auch gesellschaftlicher Ebene noch viel Rede- und Handlungsbedarf. In der Praxis bewährt sich die Theorie und jeder Bürger und jede Bürgerin sollte sich selbst fragen wie viel Integrationshilfe er/sie aktiv zu geben bereit ist, auch wenn die Flüchtlingsunterkunft nicht das Nachbarhaus ist.
@I.Helper: Im Moment wird erst einmal die Möglichkeit geprüft. Das heißt, es ist noch überhaupt gar nicht sicher, ob das Gebäude geeignet ist.
Aber es wäre schon Toll wenn es klappen würde!