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Nasenflötenschule im Narrenhäusel

Die Gesellschaft Hostorischer Neumarkt will das Narrenhäusel wieder aufbauen. Visualisierung: Rekonstruktion Narrenhäusel, Andreas Hummel, arte4d
Die Gesellschaft Hostorischer Neumarkt will das Narrenhäusel wieder aufbauen. Visualisierung: Rekonstruktion Narrenhäusel, Andreas Hummel, arte4d

Eine Nasenflötenschule möchte Hofnarr Fröhlich im Narrenhäusel anbieten – wenn dieses wieder aufgebaut sein wird. Eigentlich könnte es damit sofort losgehen. Das wünscht sich zumindest die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden. Frank Wießner, geschäftsführender Gesellschafter des Dresdner Bauunternehmens Max Wiessner, der das Vorhaben stemmen möchte, stimmt zu. Realistischer sei jedoch ein Baubeginn 2017. Ab dann müsse man etwa anderthalb Jahre Bauzeit rechnen.

Das Vorhaben soll zusätzlich mit einer Petition unterstützt werden. Dafür wollen die Mitglieder der Gesellschaft Historischer Neumarkt nächste Woche Unterschriften in der Altmarktgalerie sammeln und die Passanten vor Ort über den geplanten Wiederaufbau informieren. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Dresdner in solche Entscheidungen gern mit einbezogen werden“, sagt der Vorsitzende Torsten Kulke und verweist auf die Diskussionen, die es bisher um etliche Bauvorhaben gab.

Gegen das Narrenhäusel dürfte es kaum Widerstand geben. Schließlich ist ein Investor bereits gefunden. Das Unternehmen Max Wiessner hat zudem den originalgetreuen Wiederaufbau im Plan. „Natürlich wird es Anpassungen geben, etwa an den Brandschutz und die Wärmedämmung“, räumt er ein. Aber das sei von außen kaum sichtbar. Auch dass im Erdgeschoss statt Sandstein ein hochwassersicherer Beton verwendet wird, schmälert das Erscheinungsbild kaum. Er rechnet mit Kosten von 2,5 bis drei Millionen Euro.

Büro, Bibliothek und Wohnungen

Hofnarr Fröhlich, mit bürgerlichem Namen Matthias Schanzenbach, will auch ins Narrenhäusel. Foto: Thessa Wolf
Hofnarr Fröhlich, mit bürgerlichem Namen Matthias Schanzenbach, will auch ins Narrenhäusel. Foto: Thessa Wolf
Für die Stadt könnte das Narrenhäusel in zweifacher Hinsicht ein Gewinn werden. Erstens wird das äußere Erscheinungsbild mit dem markanten Gebäude an der Augustusbrücke deutlich aufgewertet. Zweitens bekommt das Rathaus das Narrenhäusel nach 60 Jahren geschenkt. Wie das? „In dem eine Rückfallklausel im Vertrag eingebaut wird. Und diese lautet: Nach 60 Jahren geht das Haus an die Stadt“, erklärt Frank Wießner. Bis dahin werde sich das Ganze jedoch rechnen, schätzt der Unternehmer. So könnte im Erdgeschoss Gastronomie einziehen, die erste Etage ist für Büro oder Wohnung vorgesehen, die zweite Etage und das Dachgeschoss ebenso für Wohnungen. Reichliche 100 Quadratmeter Fläche hat eine Etage, insgesamt sind es etwa 400 Quadratmeter. „Man kann das sicher gut mit Leben füllen“, glaubt Hofnarr Fröhlich, der mit bürgerlichem Namen Matthias Schanzenbach heißt. Er denkt an eine Bibliothek mit dem Schwerpunkt Geschichte und an eine Nasenflötenschule. „Nasenflöte lernt man schnell, es kostet nicht viel und man muss nichts können“, fasst er zusammen. „Das passt also super in die heutige Zeit.“

Das Narrenhäusel auf einer Postkarte aus dem Jahre 1900 - Foto: wikipedia/gemeinfrei
Das Narrenhäusel auf einer Postkarte aus dem Jahre 1900 – Foto: wikipedia/gemeinfrei

Ruine trotz Bedenken abgerissen
1755 hatte sich der Hofnarr Augusts III., Joseph Fröhlich, das Haus errichten lassen. Später wurde dieses „Narrenhäusel“ um ein Stockwerk erhöht und mit einem flachen Walmdach versehen. In den 1930er Jahren erhielt es zeitgleich mit der Umgestaltung des Neustädter Elbufers Fensterläden und eine neue Nutzung als Ausflugslokal – damals eines der beliebtesten der Stadt. Im Zweiten Weltkrieg wurde es stark beschädigt und die Ruine trotz starker Bedenken der Denkmalpfleger 1950 abgerissen. „Weil es sich hier um ein kulturhistorisch bedeutendes Zeugnis Sachsens und ein für die Stadt Dresden an dieser Stelle städtebaulich wichtiges Gebäude handelt, plädiert die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden zusammen mit mehreren Traditionsvereinen für einen Wiederaufbau“, macht Torsten Kulke noch einmal deutlich.

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Weitere Informationen unter www.neumarkt-dresden.de oder auf Facebook, zurzeit läuft eine Petition zum Wiederaufbau unter openpetion.de

Ein Gastbeitrag von Thessa Wolf
zuerst erschienen auf menschen-in-dresden.de

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22 Kommentare

  1. Die „Nasenflötenschule“ wird für die ganzen Pegida-Wutbürger dringend benötigt! Dann lernen sie endlich mal, ihre Freizeit SINNVOLL zu nutzen!!
    :-) Hihihi!

  2. „Wiederaufbau…blabla…Wiederaufbau…blabla…Wiederaufbau“

    – Okay, es gruselt mich. Könnt aufhören!

    „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Dresdner in solche Entscheidungen gern mit einbezogen werden … Gegen das Narrenhäusel dürfte es kaum Widerstand geben….“

    – Seriously? Da steht wirklich, dass die Dresdner in die Entscheidung einbezogen werden und alle für den Wiederaufbau des Narrenhäusels sein werden?

    Seriously: ich will nicht in einem großen Open Air Disney Museum leben. Ich möchte in einer Stadt leben, in der sich eine lebendige Kultur entfalten kann. Eine Stadt in der es Wagenplätze, Freiräume, Stadtweites WLAN, Parks, günstigen Wohnraum und so(TM) gibt. Eine Stadt in der ich mich bewegen kann ohne eine Sandsteinallergie zu bekommen.

    P.S. Kann sich eigentlich jeder Mensch, der Andere depressiv macht, Nofnarr nennen?

  3. @ Torsten

    Sehr schön ausgedrückt!

    Ich schließe mich Deinem Statement ohne „Wenn“ und „Aber“ an!!!

  4. und ich schliesse mich Lhotse an.
    (kleine sache: lieber sandstein statt spritzputz, aber die frage is eh obsolet :) )

  5. Und Torsten glaubt, dass auf dem Gelände sonst ein Wagenplatz, Park oder günstiger Wohnblock errichtet werden würde? Bitte…
    Wenn ich die Wahl zwischen entmenschlichter Würfelarchitektur und Disney-Reko habe, nehme ich immer noch lieber die Reko. Sonst hätte ich ja auch nach Chemnitz ziehen können.

  6. Man sollte an dieser Stelle ruhig mal Erwähnen, dass der ehrenwerte Herr Wießner seine vorangegangene Firma die SIVIA GmbH in die Insolvenz geführt hat. Und das passt dann doch nicht so recht in sein allseits gepflegtes Saubermann-Image.

  7. Die Postkarte ist gewiß nicht von 1900, eher aus den späten 30ern. Die Gaststätte wurde ja erst bei der Gestaltung zum Königsufer eröffnet – an Autos und Kleidung kann man es aber auch schon ganz gut sehen.

    Klugsch… ende.

  8. Lieber Sandstein und Spritzputz als hochwasserfester Beton und WDVS…

    Die Wohnungen, die da angedacht sind, werden dann vermutlich preislich die am Neumarkt weit in den Schatten stellen. Und die Bude nach 60 Jahren „großzügig“ der Stadt übereignen – da ist das Ding eh abbruchreif. Bei 7500 Euro Baukosten je m² – sollen das dann Mietflächen werden? Für Wohnungen? Wenn die verkauft würden, würde dafür wohl so ca. 1. Mio für 100 m² aufgerufen, bei den Baukosten. Wenn man das auf eine Miete umlegt, bewegt man sich in Größenordnungen weit jenseits der 20 Euro, wenn sich das auch nur ansatzweise rechnen soll. Ich finds immer prima, wenn Unternehmer sich derart als Wohltäter gerieren, aber spätestens wenn man mal nachrechnet, wird schnell klar, dass es hier vor allem um eine Wohltat (und quasi garantierte Einnahmen) für das Unternehmen geht.

    Die Einschätzung, dass es kaum Widerstand geben dürfte, halte ich zudem für reichlich optimistisch. Normalerweise gilt für Überschwemmungsgebiete ein Bauverbot. Und die Ecke säuft ja gerne mal ab, dazu braucht es vermutlich keine 8+ Meter Pegelstand.

  9. Ich find’s gut. Das Haus dahinter darf auch gerne wieder aufgebaut werden, dann werden wenigstens die hässlichen Plattenbauten an der Hauptstraße verdeckt. Das Haus sieht auch zig mal besser aus als diese ganzen modernen plattenbauähnlichen weißen Würfelhäuser mit glatter Fassade und Gittern vor großen Fenstern die überall neu enstehen. Oder diese grässliche Wohncontainersiedlung überm Alaunpark (Tannenstraße). Von Innen mag es ja schön und modern sein, aber von außen einfach trostlos und deprimierend.

    Pro Narrenhäusel.

    Das es aber nach 60 Jahren der Stadt einfach so gehören wird halte ich für sehr zweifelhaft, siehe Hotel Terassenufer. Die Besitzer in 60 Jahren werden alle juristischen Hebel in Bewegung setzen um diesen Vertrag für ungültig erklären zu lassen.

  10. Wie schaut es eigentlich mit den Gerüchten für die Pläne von den Mitglieden der Gesellschaft Historischer Neumarkt aus, die zwar mittlerweile sanierte Platte auf der Hauptstraße abzureißen, um dort den Kulturhysterischen Wiederaufbau auch dort endlich zu realisieren? Ist darüber mittlerweile mehr bekannt? Ist das wirklich notwendig und wer bezahlt das alles? Auch der Herr Wiessner?

  11. @Shiva: Solche Pläne gab es nie. Den Vorschlag hatte man auch bereits vor Jahren mit Sanierung der Platten verworfen. Dein Versuch, hier die Gesellschaft historischer Neumarkt als „kulturhysterischen“ Treiber historischen Wiederaufbaus zu diffamieren schlägt also leider fehl!

    PS: Was glaubst Du? Kommen mehr Touristen wegen der wunderschönen Plattenbauten nach Dresden oder wegen der wiederaufgebauten Frauenkirchen-Umgebung?

  12. @ Bernd
    1. Sanierte Platte kann richtig schick wie auf der Hauptstraße oder Kräutersiedlung sein und es gibt genug Touristen, die sich das anschauen.
    2.Barockengel und solche, die sich dafür halten, gibts hier unzählige und
    3. Torsten und der Klaus-Peter haben das Richtige dazu schon geschrieben!
    N’abend!

  13. Genau, „Shiva“, wegen solch Kulturbanausen, die kommen, um sich Plattenbauten anzuschauen, sollte das Häusel (bestenfalls samt Nachbarn) wieder aufgebaut werden. Ansonsten wäre eine anfängliche Erstinformation zur Sache anzuraten, da haperts ja noch gewaltig. Plattenfans werden auch in Zukunft auf ihre Kosten kommen – besonders in Dresdens Innenstadtbereich. Alles Gute fürs Narrenhäusel und die tolle Arbeit der Gesellschaft Historischer Neumarkt.

  14. Naja, nen hysterischen Eindruck bekommt man hier eher von Shiva@Co. Nix für ungut. Auf dem Platz des Häusls steht nüscht, nicht mal ne Platte. Und ganz ehrlich, ich als Einheimischer hätte das Häuschen gerne wieder. Wenn’s den Touris gefällt und sie anlockt, umso besser. Dieses Peggydings geht auch wieder vorbei, trotz Spaziergangsjubiläum. Wir reden hier schließlich auch über vorausschauende Stadtentwicklung für die nächsten Jahrzehnte, oder?

  15. . . . und wie das ganze finanzieren, wenn jeder Tourist durch die
    zunehmende Radikalisierung befürchten muß, von dem braunen Mob
    gelyncht zu werden?
    Und das kann hier bedauerlicherweise tatsächlich nicht mehr ausgeschlossen werden.
    Da werden auch potentielle Investoren sehr, sehr schnell wieder abspringen.

    @ Shiva

    Selbstverständlich gibt es viele Barockengel hier, das Problem ist mehr,
    das zu viele einen häßlichen, braunen Farbton haben.

  16. @ Darki:

    „Wir reden hier schließlich auch über vorausschauende Stadtentwicklung für die nächsten Jahrzehnte, oder?“

    Obiges Objekt wurde im 18 Jh. gebaut. Nun soll es nach alten Plänen am alten Standort wieder aufgebaut werden. Wir reden hier also offensichtlich über zurückblickende bzw. zurückgebliebene Stadtplanung.

  17. Unsere Stadt ist ob ihrer Kriegsverluste gut beraten, die schonmal lange existierenden Qualitäten des einstigen Alten zu berücksichtigen – hier anhand einer dafür prädestinierten Mikrolage. Insofern ist zurückblickende gleichsam zukunftsweisende Stadtplanung, denn das heute „modern“ Gebaute, führt zumeist zu erbärmlichen Resultaten. Das gilt im Dresden heute mehr als andernorts. Gott bless Narrenhäusel.

  18. Vielleicht sollte „Wagenburg-Torsti“ sich erst mal mit dem Begriff „Städtebau“ vertraut machen, bevor er hier über „zurückgebliebene Stadtplanung“ schwadroniert. Selbst eine Wagenburg folgt traditionellen städtebaulichen Prinzipien, es sei denn, ihr stellt die Dinger wahllos in die Landschaft.

  19. @Lhotse: Den Investor gibt es schon. Der muss nicht mehr gefunden werden. Er wird das Häusel finanzieren. Ansonsten stimme ich Nepomuk zu.

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