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Mit dem Polizei-Chef durchs Viertel

Revierleiter Dresden-Nord Polizeirat Matthias Imhof
Revierleiter Dresden-Nord Polizeirat Matthias Imhof
Die Neustädter Polizei hat einen neuen Chef. Matthias Imhof ist 35 Jahre alt. Der goldene Stern auf der Schulterklappe signalisiert Eingeweihten, er ist Polizeirat. Ich gehe mit Imhof eine Runde durch das Viertel.

Als Leiter des Polizeireviers Dresden Nord ist er verantwortlich für ein riesiges Gebiet. Das reicht vom Goldenen Reiter bis zum Blauen Wunder und von Weixdorf bis Schönfeld-Weißig. Das Revier ist vor zwei Jahren von der Böhmischen Straße auf die Stauffenbergallee umgezogen. Um die Ortschaften in Dresdens Randlagen zu erreichen, ist das besser, aber die Präsenz in der Neustadt wurde so etwas geringer. Denn früher begann jede Streifenfahrt im Viertel und sie endete auch wieder hier.

Auf die Schnelligkeit kommt es an
Wir beginnen unseren Rundgang am Alaunplatz. Ein paar Tage zuvor war hier ein Mann mit vorgehaltenem Messer um seine Geldbörse beraubt worden. Imhof erklärt mir, wie die Abläufe sind und wann eine Fahndung erfolgversprechend ist: „Um so eher wir gerufen werden, um so größer sind die Chancen, den Täter zu schnappen.“ Wenn also ein Zeuge den Vorfall sieht und gleich die 110 wählt, können die Beamten ruck zuck vor Ort sein und eine sogenannte Nahbereichsfahndung einleiten, dann hat der Ganove schlechte Karten. „Wenn wir allerdings erst eine Stunde später angerufen werden, ist die Chance den Täter zu fassen, sehr gering“, beschreibt Imhof das Dilemma, mit dem seine Kollegen täglich konfrontiert werden.

Wir spazieren die Alaunstraße hinunter, gen Albertplatz. Imhof war schon mal Revierleiter, in Dippoldiswalde, nun hat er nochmal die Schulbank gedrückt, sich für den Höheren Dienst qualifiziert. Die Neustadt kennt er noch nicht so gut. „Als Partygast hat man mich hier selten gesehen“, lacht er. Aber die Feier zur BRN hat er schon mal besucht. Wir sind an der neuen Turnhalle angelangt. Ich zeige ihm die Löcher in der Wand. Hier hing einst eine Video-Kamera. Ob die jemals wieder kommt, weiß er nicht, will sich aber erkundigen.

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Polizei nimmt Befürchtungen ernst
Am Albertplatz angekommen, erzähle ich von einem Überfall. Kürzlich wurde hier ein junger Mann niedergestochen. Ich berichte ihm von Leserzuschriften, von Berichten von Kneipen- und Club-Betreibern, von einem gefühlten Anstieg der Kriminalität. Statistisch belegen könne er das nicht. Aber das Gefühl vermitteln ihm auch seine Kollegen.

Das Kneipenviertel mit angetrunkenen Gästen, die zu fortgeschrittener Stunde nach Hause wollen, locke natürlich auch Kriminelle an, erklärt er. Die Polizei nehme die Befürchtungen ernst, man ist im Gespräch mit den Gastronomen. Seine Kollegen hat er angewiesen, die Fälle zu analysieren. „Wenn das Gefühl mit Zahlen bestätigt wird, werden wir reagieren“, erklärt er energisch. Die Möglichkeiten reichen von häufigeren Streifenfahrten, über Fußstreifen, bis hin zum Einsatz von Polizisten in Zivil.

Wir schlendern weiter, durch die Böhmische Straße. „Es ist schon etwas anders hier“, sagt er, die Bewohner seien lockerer als anderswo. Ein paar Meter weiter, an der sozialen Ecke, latscht ein Mann mittleren Alters bei Rot über die Ampel und straft mich Lügen. Ich hatte gerade erklärt, dass die Ampel nur akzeptiert werde, wenn Kinder oder Polizisten in der Nähe sind. Imhof in Uniform reagiert, spricht den Mann an, der quält sich ein „Entschuldigung“ raus – Neustadt eben.

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23 Kommentare

  1. Kein Wunder, wenn die Kneiper und Gastronomen langsam Alarm schlagen und wahrscheinlich ist dies die einzige Möglichkeit, dass etwas gegen die wöchentlichen Überfälle etc. getan wird. Offizielles Ergebnis des letzten Wochenendes in der Neustadt – drei Überfälle! Wobei ich bei dem Mehrfachtäter (siehe Neustadtgeflüster) erst gar nicht verstand, wie der dreimal in einer Nacht solchen Mist machen kann, wenn er doch von der Polizei nach Tat eins schon gestellt wurde. Aber außer das Aufschreiben der Personalien passierte da nix. Also Leute, wenn das so ist, braucht man sich nicht wundern. Und jede Wette darauf, dass sich die Täter das merken und sich das schön rumspricht. Na dann, herzlichen Glückwunsch!

  2. Ich frage mich, ob in solchen Fällen wie von Ratscha geschildert, der Täter überhaupt versteht was vor sich geht? Ich meine, ist ihm bewusst dass da noch ein Verfahren auf ihn zukommt oder denkt er, die Polizei lässt ihn einfach frei laufen?

  3. > Ich frage mich, ob in solchen Fällen wie von Ratscha geschildert, der Täter überhaupt versteht was vor sich geht?

    Selbst wenn, verglichen mit den sonstigen Lebensumständen lassen sich ein paar Monate deutscher Knast schon aushalten. Ist ja auch eine gute Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen. Ob vorbestraft oder nicht dürfte der Klientel auch eher egal sein.

  4. Fußstreifen… vor ständigen Sparwellen war das mal normal.. und gerade in der Neustadt wurde sich oft beschwert… Jetzt sind se weg, auch wieder falsch..

  5. Danke, Anton, für deine „Willkommens-Kultur“ und die Bekanntmachung des neuen Revierleiters mit unserem Spezialviertel. Kostet ja auch Zeit, das will ich hier mal würdigen!

  6. Hab ich schon mal geschrieben: Als wir mit einigen Kollegen aus Prag durch die Neustadt gelaufen sind, kam als eine der ersten Fragen am Biertisch: „Habt Iht in Deutschland keine Polizei mehr?“

  7. Mensch Anton, wie hast Du Dich in den letzten Jahren gewandelt, vom Revoluzzer zu einem der freiwillig mit der Ordnungsmacht duch das Quatier wandert….

  8. Dieses leicht schelmische Schmunzeln auf dem Bild, als würde er dir jeden Moment die Chinakladde über den Kopf ziehen wollen *g*

  9. @Aquii: Deine Aussage erinnert mich sofort an das Leitbild des Ku-Klux-Klans „Wir kennen die N****r nicht, wir reden nicht mit ihnen, aber wisst ihr was, wir hassen sie!“

    …hat jetzt nicht so arg viel mit meinem Verständnis von Gesellschaft zu tun.

  10. Ratscha,

    du stellst seine Personalien fest und durchsuchst ihn ggf., wenn du ihn dann zur Verhinderung weiterer Straftaten ins Gewahrsam nehmen willst oder einen Haftprüfungstermin ins Auge fasst, rufst du den richterlichen Bereitschaftsdienst an, da die Polizei dies nicht mehr entscheiden darf. Dazu hast du vier Telefonnummern, bei denen nach 21:00 Uhr zu 99% niemand rangehen wird. Im Anschluss der Bereitschaftsstaatsanwalt, der entscheidet dann. Und wenn der z. B. feststellt, dass eine Wohnanschrift, ggf. auch im Heim, für ihn ausreicht, lässt du den Deliquenten gehen. Und wenn dieser dann diese Art der Strafverfolgung mit der in seiner Heimat vergleicht, dann kann es schon passieren, dass du ihn dreimal in einer nacht als Täter hast.

    Und Franzl…glaub‘ mir, sie verstehen sehr gut, was vor sich geht…

  11. @Stollker
    Ich wollte eigentlich nichts dazu sagen, aber … :)

    KKK? Soso! Nun, dass die knappen Sätze von @Aquii Dich sofort an diese Leute erinnern, zeigt viel eher bei Dir ein Problem von gesellschaftlichem Verständnis. Ich sehe da, und auch sofort, 3 Möglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre, Du möchtest mit solchen Sätzen diese Verbrecher verharmlosen. Die zweite Möglichkeit, Du hast wirklich nicht einen Moment darüber nachgedacht, was Du gerade schreibst und wie unverschämt dreist die eigentlich dahinter mitschwingende Unterstellung bzw. der völlig ungerechtfertigte „Diskriminierungsvorwurf“ ist.
    Hahaha … klar, wenn deren Polizeisprecher und die Polizeigewerkschaften ihrer Lobbyarbeit nachgehen, dann tun die auch oft so, als wenn sie außerhalb der realen Welt stehen und sich die Reaktionen(!) der Bürger oft nicht erklären könnten.
    Misstrauen ist aber gerechtfertigt, denn es gibt nur eine Polizei.
    Der Sprung von der „Propaganda der Polizeilobby“ zum „Hobby“ einiger Polizisten; und da schließt sich der Kreis; zu Deinem Spruch, ist nur ein kleinerer Hüpfer!

    Noch stellen die Cops keine eigene Rasse, denn darum ging es doch wohl in dem Zitat, oder etwa nicht? „Planet der Affen“ lässt Grüßen!

    Aber gerade Zitate, erst recht wenn sie Diskriminierung, Rassismus und Faschismus thematisieren aus dem geschichtlichen so wie aus dem gesellschaftlichen Kontext zu nehmen, macht so etwas viel eher zu einer lächerlichen Nummer. ;)

  12. Immer wenn ich die Essays von Hinz und Kunz sehe, muss ich an Seldon denken. Was macht der eigentlich, lang nix mehr gesehen.

  13. Mehr Zivilstreifen fände ich sehr gut!

    Leider liest man hier sehr häufig von brutalen Überfällen. Diebe die gleich zuschlagen und dann erst nach Wertsachen „fragen“ oder wenn man sich wehrt kommen auf einmal zwei Komplizen dazu und treten zu oder man wird gleich mit einem Messern attackiert. Wenn die Polizei nicht bald >mehr< unternimmt wird sich die Gewaltspirale weiterdrehen. Leute die sich mit Messern bewaffnen um sich gegen Räuber zu wehren, usw, usw

  14. @Aquii
    „es gibt Dinge, die sind einfach Tabu, wie z. B. sich mit der Exikutive einlassen….“
    Die Exekutive ist ein Teil unserer Demokratie und die Gewaltenteilung macht Sinn. Was wäre denn die Alternative? Selbstjustiz, Bürgerwehr, jeden Bullen der ins Viertel kommt anspucken und beleidigen? Was soll an einem guten Verhältnis schlecht sein? Ich persönlich fand die Polizei in der Neustadt bisher immer sehr fair und freundlich.
    Wen rufst du zu Hilfe, wenn du nachts von paar Typen überfallen würdest?

  15. Ich wünsche Herrn Imhof viel Erfolg. Genug zu tun hat er ja in der Neustadt, auch das Foto wurde an einem Brennpunkt aufgenommen. Hoffen wir mal das ist kein Zufall. Zur Zeit ist sicher das Hauptthema, schwerer Raubüberfall mit oder ohne Messer und sexuelle Belästigung. Vandalismus aller Art ist ja schon Alltag….

  16. @ Hinzundkunz:

    mein Verständnis von Gesellschaft besagt beispielsweise, dass sachlicher Diskurs ein wichtiger Pfeiler ist. Leute mit abweichenden Ansichten als lächerlich darzustellen und ihnen ein „Problem“ zu unterstellen gehört für mich nicht dazu.

    Mich erinnert Aquiis Post an den KKK (und ich habe durchaus darüber nachgedacht), weil beide nur eine einzige Unterscheidung zulassen, nämlich schwarz und weiß. Bei den einen sind die Schwarzen das Schlimmste der Welt, für die anderen die Polizisten. Beide sind der Meinung, dass die jeweilige Gruppe eine Kontaktaufnahme nicht wert ist.
    Dass viel grau zwischen den beiden Extremen liegt, wird meiner Meinung nach dabei missachtet.

    Misstrauen – da stimme ich Dir zu – ist in jeder Beziehung richtig und wichtig.

    Dass die Polizei Propaganda betreibt ist mir bisher nicht aufgefallen. Warum Du die Polizeigewerkschaft kritisch siehst, erschließt sich mir nicht. Was Du mit dem Hobby von Polizisten zu sagen versuchst, verstehe ich nicht.

    Dass man bei der Verwendung von Zitaten vorsichtig sein muss, ist klar. Zu oft werden Äpfel mit Birnen verglichen. Hier erschien es mir aus benannten Gründen passend.

  17. @Stollker
    Siehste, und ich denke, Du hast genau das getan, nämlich Äpfel mit Birnen verglichen. Hätte ich gerade etwas mehr Zeit, dann würde ich Dir das auch noch näher erläutern. Naja, vielleicht hole ich das noch nach.

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