Eine deutsche Theatermacherin und ein schwedischer Gitarrist sind den großen Fragen des Lebens nachgegangen. Das Ergebnis: Sieben „Lieder von Liebe und Krieg“. Der Sound von Kinbom & Kessner ist zurückhaltend, ihre Botschaft jedoch genau das Gegenteil. Am kommenden Sonnabend in der Veränderbar.
„Horch sie kommen, horch sie brechen durch das Unterholz. Männer, Frauen, Kinder.“ Diese Worte widmen die beiden Berliner Künstler Fredrik Kinbom und Sonja Kessner den Flüchtlingen, die Krieg und Elend entkommen wollen, und denen, die Angst vor ihnen haben.
Ihr Song „Wie früher (als Erna schön war)“ handelt vom deutschen Ehepaar Fritz und Erna. Während Erna Angst hat, die Migrantinnen könnten die deutschen Männer stehlen, arbeitet Fritz bei der Ausländerbehörde und verliebt sich dort in die fremde Aisha. Zum Ende des Liedes ertönt Goebbels Stimme. Seine legendäre Rede von 1943 aus dem Berliner Sportpalast wird von verspielten Gitarrenklängen begleitet.
Dieser Kontrast, der manchmal schon zur Absurdität wird, zieht sich wie ein roter Faden durch das Album von Kinbom & Kessner. Mit „Lieder von Liebe und Krieg“ haben die beiden einen Soundtrack geschaffen für Tage, an denen einen die Melancholie einholt. Schön und bedrückend zugleich. Die zarte Stimme von Sonja erinnert an Norah Jones und Agnes Obel. Ihr unbeschwerter Gesang erzählt jedoch Geschichten, die schwer wiegen.
Sonja, die die Texte geschrieben hat, ging es um die große Frage „In was für einer Welt wollen wir leben?“ Sie fragt den Zuhörer manchmal deutlich, manchmal unterschwellig. „Die momentane Wiederkehr des Faschismus in Deutschland macht uns große Sorgen“, sagt sie. Deshalb sieht die Texterin sich in der Pflicht, die aktuellen Geschehnisse in ihrer Musik zu thematisieren.
„Lieder von Liebe und Krieg“ ist das erste gemeinsame Werk von Kinbom & Kessner. Sonja war bis dato am Theater tätig und Fredrik als Lap Steel Gitarrist unterwegs. Als die Theatermacherin den Musiker für eines ihrer Projekte engagierte, war die Idee für ein gemeinsames Album schnell geboren. Während Sonja die Texte schrieb, komponierte Fredrik die Musik. Die beiden holten aber auch internationale Stars ans Mikro. So schickte unter anderem James Williamson von Iggy & the Stooges seine Aufnahmen dem Duo zu.
Wer hören will, wie Lieder von Liebe und Krieg klingen, der muss am 14. November in die Veränderbar zum Release-Konzert von Kinbom & Kessner kommen. Außerdem geben die beiden am 19. Dezember in der St. Pauli Ruine ein Konzert zusammen mit Cordula Hanns vom Schauspielensemble der Landesbühnen Sachsens.
Weitere Informationen
- 14. November, Veränderbar, Görlitzer Straße 42, Beginn 21 Uhr
- 19. Dezember, St. Pauli Ruine, Beginn 20 Uhr
- mehr Infos auf kinbomkessner.com und facebook.com/kinbomkessner