„Vorhang auf und Film ab“ heißt es normalerweise im Thalia Kino. Vergangene Woche am Donnerstag blieb der Vorhang allerdings geschlossen. Stattdessen verwandelte sich der Kinosaal in einen Literatursalon. Seit November lädt der Verlag Voland & Quist Autoren in das Neustadt-Kino ein, die Kostproben aus ihren Büchern geben.
Sebastian Lehmann machte es sich im Kinosaal bequem. Ganz altmodisch mit Schreibtisch und Leselampe. Der Berliner Autor erzählte von seinen „100 liebsten Jugendkulturen“ und las aus seinem Buch „Kein Elch. Nirgends.“ Dabei hatte das Publikum in regelmäßigen Abständen mittelschwere Lachanfälle. In seinen Texten schildert Lehmann die kleinen Katastrophen des alltäglichen Lebens und nimmt sich selber und seine Mitmenschen dabei nicht ganz so ernst.
Er beginnt die Lesung mit dem Weihnachtsfest in seiner schwäbischen Heimat Freiburg. Lehmanns Mutter steckt im üblichen „Was soll ich bloß kochen, wenn mein Kind Vegetarier ist?“- Dilemma. „Mach doch Kürbissuppe“, entgegnet ihr Sohn. Am Ende gibt es auch Kürbissuppe, allerdings mit Bockwurst-Scheibchen. „Sonst schmeckt’s ja nach nichts“, sagt Mutter Lehmann. Das nächste Dilemma wartet unter’m Weihnachtsbaum. Anstatt hübsch verpackter Geschenke, tauschen Sohn und Eltern Briefumschläge aus. Na dann, frohe Weihnachten.
Lehmanns Kunst ist es, Geschichten zu schreiben, die jeder aus dem eigenen Leben kennt. Auch ich durchlebe mit meiner Mutter jedes Jahr das „Was sollen wir nur zu Heiligabend kochen?“-Drama und frage mich, welchen Sinn es hat, sich unter’m Weihnachtsbaum Geld zuzustecken.
Seit mehreren Jahren nun lesen Autoren im Voland & Quist-Literatursalon vor. Nicht nur in Dresden, auch in Jena, Leipzig und Potsdam. So will der Verlag deutschen Autoren mehr Gehör verschaffen. Der nächste Literatursalon im Thalia findet am 21. Januar statt, wenn Nora Gomringer und Philipp Scholz aus ihren Werken lesen.
Weitere Informationen zum Literatursalon
- Infos zum Autor Sebastian Lehmann auf sebastianlehmann.net
- nächster Literatursalon im Thalia-Kino am 21. Januar, Beginn 20:30 Uhr, weitere Informationen auf Facebook
Der Beitrag macht Appetit.
Und Freiburg kann – mit oder ohne Fleisch – bestimmt eine schöne Heimat sein. Aber keine schwäbische.
Frohe Restweihnachten!