Nachmittage in der äußeren Neustadt sind immer voll von Begegnungen. Und wenn einer einen Umzug tut, gibt es viel zu tragen. Der Geist ist willig, ein Freundschaftsdienst, doch der Körper schwach und durstig. Flüssigkeit in Dosenform verkauft der Dönermann auf der Louisenstraße. Vor der Pinta sitzt das Personal und amüsiert sich. Bemerkungen fallen: „Kannst du doch gleich alles wegschmeißen“ und „Wo haste denn den Plunder her?“
Nachdem der Kleinwagen mit Bücherkisten und Teppichen voll gestopft ist, bleibt noch ein Sessel mit mindestens einer Million Milben stehen. Dazu eine Kirchenbank aus dem vergangenen Jahrhundert. Obenauf steht eine schöne Kommode, die ist noch gut in Schuss.
Am neuen Ort wird ausgeladen. Die Mülltonnen, die den Parkplatz sichern sollten sind längst von anderen weggeräumt, so parkt der Kleinwagen in der zweiten Reihe, hoffentlich zeigen sich die Politessen gnädig an diesem Nachmittag. Schnell, schnell wird ausgeräumt.
Zurück zum Ausgangsort. Der Sessel, der mit den Milben, hat sich auf die Socken gemacht und ist verschwunden, die alte Kirchenbank hat sich Pinta-Chef Max angeeignet und die Kommode ist gerade dabei, in einem Kombi zu verschwinden.
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„Halt, die brauchen wir noch!“
Der Mensch der eben noch hektisch die Kofferklappe seines Wagens zudrückte, erstarrt. Er fühlt sich wohl ertappt.
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„Aber was“, stammelt er und dreht sich um.
Jetzt, schon etwas sicherer: „Na ja, wenn ihr das hier einfach so stehen lasst.“
Und dann richtig dreist: „Überhaupt, wozu braucht ihr das denn eigentlich?“
Jürgen, der Eigentümer des begehrten Stückes, er wird gleich platzen ob solcher Dreistigkeit, gibt sich äußerlich den Anschein von Gelassenheit und sagt: „Jetzt stell sie einfach wieder raus.“
Der Kombi-Fahrer gibt nach und sagt nun fast entschuldigend: „So ist das nun mal in der Neustadt.“ Dann verschwindet er, ich sehe noch das Nummernschild – er kommt aus Wiesbaden.
Anmerkung 2004
Die Pinta hat inzwischen einen neuen Chef bekommen.
Der Klassiker. Mietwagen…