Das Gebirge aus fein geschnittenem Fleisch, Salat und Zwiebeln wird immer größer, mein Mund auch: Flatsch. Jetzt ist es doch wieder passiert. Jedes Mal, wenn ich mich durchringe, einen Döner zu verspeisen, verteile ich fein säuberlich weiße Kleckse auf dem Asphalt – die Knoblauchsoße.
Ab knallhart kalkulierten vier Mark gibt es die dreieckigen, gefüllten Fladenbrote, Serviette und fettige Hände sind gratis. Wie auch die legendäre Zubereitung. Mit einem riesigen Messer säbelt der Döner-Mann an einem ebenso riesigen Fleischspieß herum. Dieser dreht sich vor einem Grill, die feinen Scheiben fallen herunter, werden eingesammelt, in Knoblauch- und Chili-Soße getunkt, mit Salat, Zwiebel und Tomaten dekoriert und in angewärmtes Fladenbrot gepresst. Herstellungsdauer zwischen 30 Sekunden und fünf Minuten. Manchmal muss noch das Messer gewetzt werden oder das Fleisch ist noch nicht richtig durch.
Die türkischen Imbiss-Stände breiten sich kontinuierlich aus in der Neustadt. Keine Woche ohne Neueröffnung. Selbst der Szene-Frisör auf der Louisenstraße musste dem trendigen Fast-Food weichen. Essen ist eben wichtiger. Einige Lokale bieten gar keine Speisen mehr an. So ist im Blue Note auf die Frage nach der Speisekarte deutlich zu hören: „Futter gibt´s im Istanbul.“ Der Laden zwischen Pinta und Kontinental ist inzwischen fast schon legendär. Mit Einsetzen der Dunkelheit stehen permanent Autos mit Warnblinkanlage in der zweiten Reihe davor. Döner als Verkehrsblockade.
Inzwischen habe ich weitere weiße Flecken verteilt, und schon erste Fleischstückchen verloren. Das hat zur Folge, dass mich ein Paar Hundeaugen treudoof anblinzeln. „Ich will mehr und habe schon seit Wochen nichts zu essen bekommen.“ Hundeaugen; sie lügen fast immer. Glücklich habe ich meine Portion in mich hineingestopft und versuche nun, Gesicht und Hände zu reinigen. Aber ach, die schöne Serviette ist auch total voll überall nur weiße Soße. Der Döner-Mann grinst, sieht meine Hilflosigkeit und reicht mir noch eine Serviette. Ich beseitige das Malheur und suche auf einmal ganz dringend ein kleines Kneipchen mit einem WC.
Nachtrag 2004
Der klassische von mir bevorzugte Lamm-Döner ist inzwischen etwas teurer geworden, er kostet jetzt 2,90 Euro
Nachtrag 2018
Die Preise für einen Döner im Fladenbrot in der Neustadt schwanken inzwischen zwischen 3,50 und 4 Euro.
Nachtrag 2020
Aus dem Istanbul ist inzwischen das Byblos geworden, Döner gibt es dort nicht mehr. Andernorts kostet der normale Döner inzwischen 4,50 Euro.
Und nicht vergessen die Deutsche Mark ist als Zahlungsmittel nicht mehr im Umlauf..
Datum…..