In Anbetracht der Radeberger Straße stellen sich viele Fragen. Ist das Bier nach der Straße benannt oder die Straße nach dem Bier? Wo wohnt eigentlich die FDP und sind wir sicher? Und natürlich: wo kommt der Würschtelmann gesaust?
Mit Bier hat die Radeberger Straße natürlich zu erst einmal nichts zu tun. Sie heißt lediglich nach der Stadt, die das mehr oder weniger edle Hopfengetränk hervorgebracht hat und deren ansässige Bierfirma mit ihrem Werbespot Tausende Dresden-Touristen glauben macht, Pegida demonstriere auf dem Theaterplatz vor einer Brauerei, in der gelegentlich beleibte Menschen Arien schmettern. Das ist natürlich Quatsch. Denn die Brauerei steht in Radeberg, die Dresdner Straße führt nach Radeberg, Pegida schreitet vor der Semperoper aus und mit Max Rademann hat das Ganze gar nichts zu tun.
Die Straße ist schon mächtig alt, früher führte sie vom Schwarzen Tor, dem heutigen Albertplatz bis nach Radeberg. Heute reicht sie nur von der Bautzner bis zum Jägerpark um dann als Landstraße mit ganzer Kraft bis zum Brauerei-Städtchen zu führen. Erste Erwähnungen, so schreibt das Dresden-Wiki, gab es schon 1519.
Die Radeberger sieht im ungnädigen Frühjahrslicht noch etwas karg aus. Ein verwahrloster Weihnachtsbaum hat zu Knut seinen Container verpasst und liegt hilflos neben der rege befahrenen Straße. Der Garten des Kinderhauses RABE ist noch kahl, aber die Vorzüge des riesigen Gartens im Sommer sind zu erahnen. Vor dem FDP-Landesverband flattern sächsische Fähnchen. Ein mürrisch dreinblickender Mann steht am Fenster und möchte nicht zurückwinken – die FDP zeigt sich heute bürgerfern und legt mit Handbwegungen das Weitergehen nahe. Hier gibt es nichts zu gucken. Der Katastrophenschutz steht schon vor der Tür, um Übergriffe zu verhindern. Das erleichtert!
Offenherziger geht es im Kunstkeller Dresden zu, obwohl die Türen noch verschlossen sind. Das Studio für Aktfotografie liegt um diese Uhrzeit noch im Dornröschenschlaf – wahrscheinlich nackt. Die Galerie bietet sogar eine Mini-Bühne, auf der ästhetisch-erotische Stücke und Performances gezeigt werden … Wenn es doch schon dunkelte!
Verträumt wirken die bezaubernden Villen an diesem blassen Tag. Schmiedeeiserne Zäune, verwuschelte Efeulocken. Hinter den Türen Anwälte, Wirtschaftsräte, Vermögensberater. Vor dem Honorarkonsulat von Panama sieht es nach Auszug aus, da steht ein wuchtiger roter Container und das Internet bestätigt: Herr Flössner konsult jetzt auf der Prager Straße.
Weiter unten zeigt sich dann doch ab und zu ein Pfui. Eine verlotterte Garage, die traut sich was! Zeigt dem Betrachter ihr beschmiertes Hinterteil. Dann lieber schnell die Augen auf die weiße Pracht dahinter geheftet. Jetzt noch die große Preisfrage: wo kommt der Würschtelmann gesaust? Laut meiner Oma auf der Blasewitzer Straße, weil er Würschtel hat gemaust. Nun beansprucht plötzlich die Radeberger Straße den flotten Schlager für sich! Dabei gibt es dort noch nicht einmal eine Fleischerei – auf der Blasewitzer dafür zwei. Rätselhaft.
Verwirrend für den Nichtdresdner übrigens: Die Radeberger Straße gibt’s gleich dreimal. Eingemeindungen machen es möglich. Die anderen beiden befinden sich in Weißig und Langebrück.
Radeberger Straße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Katastrophenschutz an dieser Stelle – genial!
noch zu erwähnen wäre der DDR-Neubaublock und der Kindergarten am oberen Ende der Straße^^
Meinst Du das Viertel am Jägerpark? Ich denke, dazu machen wir extra mal was.
ja, da gehört auch noch etwas zur Radeberger Straße