Gestern Abend hat der Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain im Ortsbeirat die überarbeiteten Pläne zur Sanierung der Bautzner Straße vorgestellt. Gebaut werden soll im Sommer 2017. Die gefährliche Ecke an der Rothenburger Straße soll aber schon im Herbst entschärft werden.
Zustimmung zu den neuen Plänen von CDU bis Linke. Das gibt es selten. Nur die FDP und der ADFC waren dagegen. Den einen stießen die wegfallenden Stellplätze sauer auf, den anderen ist der geplante Radweg mit 1,75 Metern zu schmal. Aber der Reihe nach.
Der Abschnitt zwischen Rothenburger und Alaunstraße soll saniert werden. Die Straßenbreite ist begrenzt. Niemand will mehr die Bäume fällen. Die Verkehrsbetriebe möchten die Gelegenheit nutzen und ihre Schienen auf drei Meter Abstand bringen. Daneben sollen noch Fahrspuren und wenigstens ein Radstreifen. In der ursprünglichen Planung war nur ein sogenannter Schutzstreifen vorgesehen. Nun gibt es stadteinwärts einen Bordstein-Radweg, der etwas erhöht zur Auto-Fahrbahn liegt. Mit sogenannten Wurzelbrücken kann der dichter an die Bäume heranrücken. Damit das möglich wird, werden die derzeitigen Schrägparkplätze in der „Kleinen Bautzner“ in Längsparkplätze umgewandelt. Damit entfallen zwölf Stellplätze auf dieser Straße.
Der Radweg soll von der Rothenburger bis zur Alaunstraße führen. Dafür beginnt die Zweispurigkeit der Bautzner Straße ein paar Meter später, erst ab der Alaunstraße. An der Ecke zur Rothenburger soll der Fahrleitungsmast zurück gesetzt werden und auch dort wird es eine Radspur geben. Diese Maßnahme soll schon im kommenden September oder Oktober durchgeführt werden und ist eine Reaktion auf den tödlichen Unfall an dieser Stelle im Februar.
Nicht zufrieden mit der Lösung ist der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), dessen Vertreter, Rolf Leonhardt, der gleichzeitig an der Bautzner Straße eine Apotheke führt, sprach sich dafür aus, lieber die kleine Bautzner für Radfahrer attraktiver zu machen, in dem dort auf der Nordseite das Parken ganz verboten wird. Die Vertreterin der FDP, Benita Horst, bemängelte, dass durch die neue Regelung noch mehr Stellplätze entfallen würden.
Die Südseite der Bautzner Straße wurde gestern Abend nicht besprochen, da es dort keine Planänderung gibt. Dort sollen sich künftig Radfahrer und Fußgänger den Streifen zwischen Bäumen und Park teilen. Nur am Rande erwähnt wurde die geplante zusätzliche Ampelquerung der Bautzner Straße zwischen Alaun- und Glacisstraße. Die ist weiterhin geplant, wird aber vermutlich nicht gleich mit dieser Bauphase errichtet. Am 12. Mai soll der Stadtrat entscheiden.
Desdner Stückwerk: nichts Neues.
Wer opfert sich als nächstes für welche Stelle?
UND
An dieser Stelle darf doch mal wieder auf das fast leer stehende Parkhaus beim REWE hingewiesen werden, oder? (Das Parken dort würde aber einer anderen Apotheke nützen)
Und wieder ein Schritt in die falsche Richtung. Auf dass die Stadt immer fahrradfeindlicher wird. Ein Hochbordradweg – wer kommt auf diese bescheuerte Idee? Jahrelang konnte man ohne Probleme auf der Bautzner mit dem Fahrrad fahren. Dann wird ein Abschnitt saniert und es entsteht eine Gefahrenstelle für Radfahrer. Und als Entschärfung dieser Gefahrenstelle fällt denen nichts besseres ein, als die Radfahrer komplett von der Fahrbahn zu verbannen. Wie krank ist das.
Die gestrige Sitzung hat mir einmal mehr vor Augen geführt, was für Dilettanten im OBR Neustadt sitzen. Keine tiefergehende Ahnung von Verkehrsplanung, aber eine Riesenklappe, wenn es um’s Verteidigen von Bäumen, Parkplätzen und „geschundenen“ Radfahrern geht.
Auf meine Nachfrage hin, hat Baubürgermeister Schmidt-Lamontain eingeräumt, dass der Stadt die Analyse zum tödlichen Unfall der Radfahrerin noch nicht vorliegt und dementsprechend nicht bei den nun gemachten Änderungen berücksichtigt wurde.
Und wieder kam die Forderung aus den Reihen des OBR, die Bautzner doch zur 30er-Zone zu machen, worauf der Baubürgermeister zum gefühlt 1000sten Mal erklärt hat, dass nicht die Politik, sondern die Verkehrsbehörden nach Recht und Gesetz prüfen. 90% des Dresdner Nebenstraßennetzes sind bereits als 30er-Zonen ausgewiesen.
Ein Ortsbeirat hat seinen Dilettantismus dann so weit offen gelegt, als dass er die genannten Wurzelbrücken farblich im Radweg hervorgehoben sehen will, obgleich die „unsichtbar“ unter dem eigens dafür anzuhebenden Radweg verborgen bleiben. Die Grüninnen haben es offensichtlich nicht hinbekommen, ihren radfahrenden Claqueren zu verklickern, dass Baumschutz für den angehobenen Radweg verantwortlich ist. Stattdessen wird auf einer (vermeintlich) fahrradfeindlichen Stadtverwaltung tumgehackt, die „nur“ politische Beschlüsse umsetzt. So entsteht die Politikverdrossenheit, an der angeblich allein Pegida schuld ist. So einfach ist das. O_o
Und last but not least:
Ortsbeiräte werden seit der Änderung der Hauptsatzung durch die selbsternannte Gestaltungsmehrheit nicht mehr vom #staDDrat gewählt, sondern „nur“ noch von den Fraktionen benannt und dann abgenickt.
Eine demokratische Legitimation findet insoweit „nur“ noch durch die jeweiligen Mehrheiten im #staDDrat statt. Die Ablehnung eines Kandidaten ist somit ausgeschlossen. Nicht Qualität, sondern allein Parteizugehörigkeit entscheidet.
Und diese – aus meiner Sicht – weniger gut legitimierten Hobby-Politiker versuchen immer wieder, es mit Verkehrsfachleuten aufzunehmen, die sich nach langer Ausbildung und teilweise jahrelanger Erfahrung tatsächlich mit der Verkehrsplanung auskennen.
Wir dürfen uns also schon darauf freuen, dass sich – wenn es nach #RGRO geht – zukünftig direkt gewählte Ortsbei- bzw. Ortschaftsräte mit noch mehr demokratischer Legitimation ihrem Dilettantismus widmen können.
Klingt doch unter den gegebenen Umständen (Bäume auf beiden Seiten und der angrenzende Park dürfen aus Denkmalschutzgründen nicht angetastet werden) ganz vernünftig.
Ich empfinde den Dilettantismus sehr angenehm. Dieser Begriff ist meiner Meinung nach zu Unrecht negativ konnotiert. Denn tatsächlich sind die Ortsbeiräte bei den meisten Themen Laien und bewerten die Vorgaben aus der Stadtverwaltung eben aus persönlicher Sicht. In diesem Fall zum Beispiel als Radfahrer. In Zeiten, in denen Politikern dauernd Abgehobenheit und Realitätsferne vorgeworfen wird, ist das doch ein guter Gegenpunkt.
Naja, man ist es ja in der Neustadt eh schon gewohnt, dass alles schlechter gebaut wird als vorher, da kommt es jetzt darauf auch nicht mehr an.
…und ich werde dort auch weiterhin die Nebenfahrbahn benutzen. Ist immer noch das sicherste.
Als begeisterter und sehr interessierter Radfahrer möchte ich den angehobenen Radweg verteidigen. Dies ist die von vielen Menschen „gefühlt“ sicherste Wegart (mal von eigenen separaten Radwegen abgesehen). Und wenn man mehr Menschen jenseits des Mannes zwischen 20-35 zum Radfahren bringen will, dann reicht es eben nicht einen schmalen Streifen zwischen parkenden Autos und mit 50 km/h vorbeirasuchenden LKW zu malen.
Interessant ist dabei zum Beispiel die Meinung von Mikael Colville-Andersen, dem Kopf hinter der Copenhagenize-Bewegung. Der sagt, man solle bei der Gestaltung von Radwegen einfach mal überlegen, ob man (s)ein Kind berphigt darauf fahren lassen würde. Da würden viel der neu gebauten Radstreifen in Dresden jämmerlich abschneiden.
Und das sicherste für Radfahrer ist eine erhöhte „Awareness“ durch die anderen Verkehrsteilnehmer. Dies errreicht man vor allem durch mehr Radfahrer. Die bekommt man durch mehr und bessere Radinfrastruktur wie es Amsterdam und Kopenhagen vormachen.
Haha… Und auf der Südseite darf man immer noch die Abbiegerspur in die Glacisstraße kreuzen, um danach über Wurzeln und Löcher auf dem 0,5 m breiten Gehweg zu poltern -ähh- radeln… Planen wir das doch auch einfach erst um, wenn an dieser Stelle (hoffentlich nie) jemand schwer verletzt wird -.-
Angehobene Radwege sind keinesfalls sicher – ich halte sie eher für gefährlich. Und wenn die hypothetische Frage gestellt wird, ob ich mein Kind da fahren lassen würde, müsste man erst einmal klären, welches Alter von Kind gemeint ist. So allgemein kann man die Frage nicht beantworten und meine Tendenz ist eindeutig: Nein.
Es geht mir auch nicht um „schmalen Streifen zwischen parkenden Autos und mit 50 km/h vorbeirasuchenden LKW zu malen“. Ich halte eine Separierung nur in den seltensten Fällen für sinnvoll. Und ich schrieb ja schon, dass man jahrelang ohne Probleme auf der Fahrbahn radeln konnte. Probleme traten erst nach der Teilsanierung auf und vor allem auch, weil man die Straßenbahngleise mit eine Markierung gekennzeichnet hat und somit das Überfahren verboten wurde. Mein Vorschlag: Einfach Markierung wieder entfernen und schon gibt es keine Probleme mehr. Und wenn man die Separierung unbedingt will, dann bitte nur als Radfahrstreifen auf der Fahrbahn – alles andere ist Schwachsinn. Und für eine komplett getrennte gute Radinfrastruktur (wo Autos und Radfahrer sich nirgends mehr ins Gehege kommen) fehlt einfach der Platz. Und da man irgendwann irgendwo immer miteinander auskommen muss, sollte man dieses Miteinander gleich von Anfang an auch lernen, üben und eingewöhnen. Dazu kommt, dass wohl die Mehrzahl der Radfahrer das Rad verwendet, um von A nach B zu kommen. Und das ist ein komplett anderer Anspruch als die Freizeitgestaltung. In meiner Freizeit zur Erholung würde ich auch mal abseits vom Verkehr durch die Natur gemütlich radeln. Da gibt es aber dann auch Radwege genau für diesen Zweck. Ansonsten immer Fahrbahn (schnellster, bester und sicherster Weg).
Nein, muss man nicht. Wer so fährt, bringt sich nur in Gefahr (und in diesem Fall ist es auch nicht so vorgesehen, so zu fahren – es wäre also 100%ig selbst verschuldet).
Vorgesehen ist es, auf der Fahrbahn zu fahren – und dabei kreuzt man in keinem Fall die Abbiegespur.
Statt immer neue Radwege zu bauen, weil die Radfahrer nicht mehr Radfahren können, sollte man lieber die Ursache bekämpfen und eine ordenliche Verkehrserziehung durchführen und beibringen, wie man sich richtig und sicher im Straßenverkehr verhält.
Stimmt es denn, dass der Bordradweg in beiden Richtungen befahrbahr sein soll (lagel, meine ich…)?
Nee.
Sollte „legal“ heißen. Ok, dann schreibt die SZ also Blödsinn. Bzw. heißt es ja „könnte“: http://www.sz-online.de/nachrichten/neuer-radweg-entschaerft-gefaehrliche-kreuzung-3377462.html
@Radler: natürlich kreuzt man die Abbiegespur der Glacisstraße, fährt man vom Albertplatz kommend geradeaus, denn dort ist ein Radweg. Der ist verpflichtend zu nutzen und endet im Nichts auf der Abbiegespur. Damit ist es keineswegs vorgesehen, vor der Abbiegung Glacisstraße auf der geradeausführenden Fahrspur der Autos zu fahren. Auf dieser befindet man sich erst nach der Abbiegung, wenn regelgerecht gefahren wird, muss also die Abbiegespur kreuzen. Ich, ebenfalls dort regelmäßig mit dem Rad unterwegs, empfinde diese Stelle auch als recht gefährlich. Es ist wahrlich nicht mehr lustig, als oft einsamer Radler mit den Autos auf einer Spur im Verkehr mitsschwimmen zu müssen, speziell auf der Bautzner.
@Karschti: Jetzt sind wir bei der Definition von „Kreuzen“ und bei der Klärung, welche Stelle gemeint ist. Kreuzen ist für mich etwas anderes – der Radweg führt schließlich auf die Abbiegespur und nicht daneben (mal abgesehen davon, dass das meines Wissens (müsste ich mir live noch einmal ansehen) kein benutzungspflichtiger Radweg in diesem Bereich ist – man muss auch generell keine Radwege benutzen, die nicht in die Richtung führen, in die man möchte). Und dann war als Stelle auch wirklich die Abbiegung in die Glacistraße von Radlerin gemeint, denn sie schreibt ja weiter, dass sie dann illegal auf dem Fußweg weiterfährt. Ich bleibe dabei: Man muss die Abbiegespur nicht kreuzen und wer das tut, bringt sich nur unnötig in Gefahr (und ist am Ende selbst dran schuld). Ich fahre da übrigens oft mit dem Fahrrad lang und ordne mich schon ziemlich zeitig in die Geradeausspur ein bzw. fahre ziemlich schnell mittig auf der Abbiegespur mit der gezeigten Absicht, mich auf der Geradeausspur einordnen zu wollen. Ich habe das noch nie als gefährlich gesehen und noch nie Probleme da gehabt.