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Von engen Stoßstangen und einer Fahrradstraße

Seit mehr als 20 Jahren fast unverändert, die Königsbrücker Straße. Foto: Archiv - Lothar Lange
Seit Jahren fast unverändert, die Königsbrücker Straße. Foto: Archiv – Lothar Lange
Da steht sie nun, die Blechlawine. Stoßstange an Stoßstange. Die ganze Kreuzung ist voll. Nachmittag, 16 Uhr, Königsbrücker Straße. Die Sonne bescheint das Desaster. Alle vier Spuren sind voll ausgelastet. Mittendrin wartet ungeduldig die Bahn.

Ich stehe an der Schauburg, an mein Fahrrad gelehnt. Das soll heute ein Experiment werden. Denn überall in der Neustadt kleben kleine Zettel an Wänden, Laternen und Schaufenstern. Ein Aufruf der Radfahrer. Hintergrund: Der Ausbau der Königsbrücker Straße ist beschlossene Sache. Vier Spuren für die Autos, nur leider kommen die Radler unter die Räder, kein Platz mehr für die umweltfreundlichen Vehikel. Doch jetzt wollen sie sich wehren und jeden Freitag im Berufsverkehr die Straße befahren.

Das probier ich jetzt auch mal. Von der Schauburg geht es zügig voran – auf dem Fußweg. Den wenigen Spaziergängern kann ich mit großen Kurven ausweichen. Doch dann muss ich stoppen, eine lange Schlange Autos wartet an der Eschenstraße geduldig, um dann einer nach dem anderen in die Königsbrücker einzubiegen. Dabei ignorieren alle ganz gekonnt das Einfahrt-verboten-Schild.

Da sehe ich den kleinen Schreibwarenladen auf der anderen Seite und kreuze problemlos die Straße. Mit dem schmalen Fahrrad kein Problem, die Autos stehen sowieso nur. Von dort geht es weiter Richtung Albertplatz, jetzt nur noch im Schritt-Tempo, da hier viel mehr Fußgänger unterwegs sind. Böse Blicke nehme ich gelassen in Kauf, das hier ist ja nur ein Test. Nach insgesamt etwa fünf Minuten bin ich schon an der Bautzner Straße angelangt. Den Einkaufsstopp im Schreibwarengeschäft nicht mitgerechnet. Mit Auto oder Bahn hätte ich reichlich 20 gebraucht.

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Doch zurück zum Problem der protestierenden Radler. Eine Freude wird die Königsbrücker auch nach dem Ausbau nicht. Abgase und noch schmalere Fußwege gestalten die Tour zur Qual. Aber glücklicherweise gibt es doch Alternativen. Da ist die Alaunstraße, vor einigen Jahren in Anwesenheit des Oberbürgermeisters, als erste Fahrradstraße Dresdens eingeweiht. Die nehme ich für den Rückweg. Viel weniger Autos sind hier unterwegs, kaum ein qualmender Auspuff. Einzig die kreuzenden Hunde stören. Doch das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.


Nachträge

Anmerkung 2004: Den Status der Fahrradstraße auf der Alaunstraße hat die Stadtverwaltung inzwischen wieder aufgehoben, der geplante vierspurige Ausbau wurde verworfen, ein aktueller Ausbau der Königsbrücker Straße ist nicht in Sicht.

Anmerkung 2011: In der Zwischenzeit gab es mal wieder Fahrraddemonstrationen und die Königsbrücker Straße ist noch immer nicht ausgebaut.

Anmerkung 2019: Geplanter Baustart ist 2021.

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Anmerkung 2021: Ein Baustart ist nicht in Sicht.