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Die Sache mit dem Dreifach-Quietsch

Mittwoch Nachmittag – Berufsverkehr ist schon fast vorbei – ein dringender Termin drängt mich auf die andere Elbseite. Natürlich fahre ich zu spät los. Also Eile. Dann ein Ruck, Reifen-Quietsch und Motor aus. Beim Abbiegen von der Schönfelder in die Kamenzer habe ich doch fast die Radfahrerin übersehen, die von links kam. Stirnrunzelnd schüttelt sie ihr Haar und pedaliert mit erhobener Nase und wehendem Rock an mir vorbei.

Motor wieder an, die Kamenzer runter, vorm Mondpalast blockiert ein parkendes Auto die halbe Louisenstraße. Gibt’s hier eigentlich nie Knöllchen? Dann Schlenker rechts, Schlenker links und Stopp, erneuter Reifen-Quietsch, aber noch rechtzeitig die Kupplung durchgelatscht. Ein kecker Bursche kommt mir auf seinem horn-alten Drahtesel entgegen, freundlich lächelnd hüpft er mitsamt dem Rad auf den Bürgersteig und ich kann weiter zischen.

Martin-Luther-Straße
Martin-Luther-Straße
Das untere Ende der Martin-Luther-Straße ist mal wieder verstopft. Irgendwie passt die Schräge der Schrägparker nicht zur Straßenbreite, der Platz reicht für entgegenkommende Fahrzeuge nicht aus. Am breiteren Ende stehen immer noch zwei vor mir. Ich überhole dreist und biege in zweiter Reihe auf die Bautzner ab, will ich doch gleich anschließend in die Weintraubenstraße links. Der Schleichweg zur Carolabrücke.

Doch was ist das? Reifen-Quietsch Nummer drei. Vor mir liegt und schreit ein junger Mann auf der Straße, über ihm kniet ein Polizist mit grimmiger Miene und Handschellen. Am Straßenrand, halb auf dem Gehweg, steht mit offenen Türen eine Luxus-Limousine und ein Polizeiwagen schräg davor, ein zweiter Polizist telefoniert gewichtig. Ein zweiter junger Mann steht mit gesenktem Kopf daneben, die Hände auf dem Rücken. Habe ich hier das Ende einer Verfolgungsjagd erlebt? Der Polizeibericht am nächsten Tag schweigt sich zu dem Thema aus.

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Weiter geht’s über die Tieckstraße dem Abendrot entgegen. Am Ende der Straße steht ein Knirps mit Oma. Er streckt mir die Hand entgegen und ruft „Halt“. Ich halte diesmal ohne Quietsch. Oma erkennt die Situation: „Der hält, wir können gehen.“ Ich schicke dem Knirps noch ein Lächeln hinterher, biege links ab und verlasse die Neustädter Gassen.

17 Kommentare

  1. Falls die Neustadt eines Tages doch Autofrei werden sollte (*träum) hast du solche Probleme sicher nicht mehr :) … einfach zu Fuß zu einem der (aktuell leerstehenden) Autohäuser auf Bautzner oder Albertplatz schlendern und dann kannst du dich direkt mit deinem Blechkasten in den Stau auf der Carolabrücke stürzen. Wunderbar!

  2. Mit dem Fahrrad bist du in 20 Minuten „drüben“ (konservativ berechnet; City-Rad mit Dreigangschaltung). Das hat hier in der Neustadt den Vorteil, dass man manche Hindernisse leichter umfahren kann als mit dem Auto. Und man kann auch einen Teil an der Elbe entlangfahren, ist für manche Termine auch vorteilhaft – man kommt mental ruhiger an.

  3. Okay, nachvollziehbar, jeder Mensch ist eben anders. Diese Buntheit ist ja immer noch ein Vorteil der Neustadt.

  4. Genau so ist es, als Radler kannst du täglich noch krassere Sachen erleben, und zwar direkt im Eigenknautschzonenbereich, aber es kommt deinem Spießruten“lauf“ doch ganz nahe. Im Personenkraftwagen ist man doch weltentrückter, abgeschirmt und anteilnahmsloser, jedoch ist die Gefahr zu Schlimmerem höher. Für Teile der geschilderten Route ist ja etwas Besserung in Aussicht (Ausbau Lutherstraße und Wiederöffnung Ponte d‘ Alberto). Letztlich kann ich nur für mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr plädieren, da haperts erschreckend, als sei den Meisten ihr Wohlbefinden egal. Weitere Verkehrsberuhigung ist nötig, denn alle guten Aufruf verpuffen mit kaum meßbaren Halbwertszeiten.

  5. @nepumuk: Schon mal auf der Rothenburger erlebt, wie die Straßenbahn nicht an einem parkenden Auto vorbeikam? Wenn man da mit dem Pkw dahinter steht, ist Hopfen und Malz verloren; wenden geht da auch nicht.

  6. @Andreas: Mit Verlaub, aber ich halte „Bunt“ und „Buntheit“ in solchen Zusammenhängen (ich weiß, es ist Mainstream und Du kannst nichts dafür) für völlig verblödet. Weil komplett undefinierte und inhaltsfreie Begriffe. Kurz: gaga.

    Warum? „Bunt“ taugt bestenfalls als vergleichende Beschreibung und Klassifizierung für irgendwas, was man schon mal beobachten konnte. Isoliert in den Raum gestellt weiß absolut niemand, was „bunt“ bedeuten und beinhalten soll. Frag tausend Leute, was bunt ist. Zweitausend Leute werden nicht wissen, was sie antworten sollen. Dreitausend Leute werden unterschiedliche Antworten geben. Viertausend Leute könnten Dich fragen, obde schlechtes Zeug genommen hast.
    Schlussendlich kann „bunt“ sogar in die Klappse führen. Na ja, lassen wir’s, das wird mir zu bunt.
    Fakt ist: Nach dem Genuss von Spinat und Heidelbeeren sind sogar die Exkremente politisch korrekt „herrlich bunt“. Und bei billigem Klopapier kommt sogar noch ein Schuss Rot dazu. Das wird zwar die Linksaußen freuen, ändert aber nichts daran, dass es immer noch Scheiße ist.

    Also, fall nicht auf jeden Quark rein, nur weil es irgendwelche Populisten von links, rechts, oben, unten, vorn oder hinten labern. Gib Dir mehr Mühe, das wird Dir Respekt einbringen. ;-)

    Zurück zum Thema. Antons Artikel fand ich recht schön und gefällig. Hab ich gern gelesen. Plötzlich fühlte ich mich als Leidensgenosse von Dir. :-)

  7. Ich würde hier ganz profan die Straßenbahn empfehlen, bequem, einfach und pünktlich!!! Ganz ohne Streß, und wenn es quietscht, dann nur wenn die StraBa über die Weichen fährt.. Ich liebe StraBa fahren!!!

  8. Haha….ein sehr schöner Artikel und sehr treffend. Meist habe ich von der Prießnitzstraße bis zur Bautzner (über Louisenstrasse und Rothenburger) schon vier „Quitzsch“ erlebt. Ich fahr zwar meist mit der Bahn aber doch ab und an mit dem Auto, fahre in der Neustadt höchstens 30. Ursache des „Ouitzsch“ sind zu 99% Radfahrer, welche Ampeln ignorieren, Vorfahrten für überflüssig halten, auf dem Fußweg fahren und plötzlich auf die Straße wechseln, rechts überholen, glauben, dass ihnen die Straße allein gehört…….ist halt so. Und bitte verlangt doch nicht immer nur Rücksicht von den Autofahrern…das geht alle an.

  9. @Chris Mors, für den Weg von der Prießnitzstraße bis zur „Bautzner“ ist die Straßenbahn denkbar ungeeignet. Und seitdem sie nicht mehr durch die Kamenzer Straße fährt, ist es noch komplizierter geworden.

  10. So ein Schwachsinn julia, Wer am Straßenverkehr teilnimmt, egal ob Auto, Fahrrad oder Fußgänger..hat sich an die Regeln zu halten, und MUSS auch REGULIERT werden…………Sonst haben wir bald Chaos pur auf unseren Straßen!!!!!!!!!!!!!!

  11. Ich bin von Beruf Taxifahrer, allerdings im Allgäu, habe aber 2011 für 9 Monate in Dresden gelebt, und..ja..ich kann Schleichverkehr auch ÜBERHAUPT NICHT AB!! Allerdings haben auch Radfahrer und Fußgänger im Straßenverkehr ihre Daseinsberechtigung!

  12. Ich meinte damit durchaus die originäre Bedeutung des Begriffes. Strassen wie z.B. die Tieckstrasse (eng, Kopfsteinpflaster) sollten reine Anliegerstrassen sein.

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