Der Journalist und Autor Jens-Uwe Sommerschuh hat seinen dritten Roman fertig gestellt. Der heißt kurz und knackig „Mimi“ und ist ab sofort im Handel zu haben. Am Donnerstag Abend wird in der Schauburg gelesen.
Als ich noch jung war und kaum die Pubertät überstanden hatte, als man noch in gedruckten Zeitungen las, da war er mein großer Held: Jens-Uwe Sommerschuh. Er schrieb damals in den Wendejahren eine Kolumne in der Sächsischen Zeitung: „Mit halbwegs offenen Augen durch Dresden“ – und irgendwie traf er genau meinen Ton.
Ein Vierteljahrhundert später treffe ich Sommerschuh im Tiki, vielleicht als Reminiszenz, weil wir uns früher öfter mal in der Eisgrotte trafen, vielleicht aber auch wegen des guten Kaffees. Ein Wolkenguss treibt uns ins Innere und er erzählt. Sein Leben könnte eigentlich auch einen Roman füllen. Doch das, wie auch Themen aus der Neustadt sind ihm noch zu nah. Vielleicht irgendwann, wenn er sich ganz auf seine Insel im Mittelmeer zurückgezogen hat.
Angefangen hat alles mit einem unechten Kunststudium in Leipzig in den 80ern. „Eine Zulassung hätte ich nicht bekommen, also bin ich einfach so in die Vorlesungen gegangen“, erzählt er. Dann kam die Wende und die Chance, das wohl wichtigste Kunstmagazin Deutschlands „Art“ suchte einen Korrespondenten für den Osten. Sommerschuh war engagiert. Vorher hatte er schon begonnen über Kunst und Kultur für die Sächsische Zeitung zu schreiben. „Erstaunlich, was da alles ging“, staunt er rückblickend.
Eine Episode aus dieser Zeit gibt er gern wider. Zum Aufbessern des schmalen Journalisten-Salärs und auch um der guten Stimmung willen kellnerte er damals im Raskolnikoff. Damals als es noch Sand auf dem Boden und Raucher drinnen gab. Jedenfalls hatte er an einem dieser Tage ein Gespräch mit einem potentiellen Kunsthallen-Investor, hatte sich extra schick gemacht und als Art-Korrespondent auch eine wichtige Miene aufgesetzt. Und dann trappelt genau dieser Investor am Abend ins Raskolnikoff und Sommerschuh steht hinterm Tresen in Feinripp-Unterhemd und Kippe in der Hand.
Die Neustadt hatte er da schon lange in sein Herz geschlossen, Mitte der 80er hatte er, wie so viele, sich einfach eine Wohnung besetzt und später von der KWV* einen Mietvertrag bekommen. Dem Viertel ist er bis heute treu geblieben, wenn er auch gerne mal abhaut, auf die Insel oder nach Südfrankreich. In dieser Gegend spielte dann auch sein erster Roman „Carcassonne“, der Mitte der 90er erschien. Mit „Coyote“ schrieb er 2000 ein rasantes Road-Movie durch Mexiko. Mit „Mimi“ landet er nun wieder, zumindest überwiegend, in Südfrankreich.
„Es geht um Menschen mit Schulden, die als Boten für eine obskure Inkassofirma in ganz Europa unterwegs sind“, deutet er an. Für die Recherche ist er extra mal wieder nach Südfrankreich gefahren, hat sich die Orte für seine Handlung angesehen und geschrieben, geschrieben, geschrieben. „Acht Monate lang habe ich jede Nacht geschrieben, dann standen da rund 800 Seiten“, erzählt er.
Herausgekommen sind nun 432 Seiten, erschienen bei Editia – einem Ableger des Dresdner Buchverlages. Gibt es im gut sortierten Buchhandel und natürlich heute Abend zur Lesung in der Schauburg, dort wird es dazu eine kleine musikalische Überraschung mit Akkordeon geben und anschließend den Film „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“ von Jean-Jacques Beineix.
Mimi – Lesung mit Jens-Uwe Sommerschuh
- Mimi, Taschenbuch von Jens-Uwe Sommerschuh, ISBN: 3943450449, Lesung in der Schauburg, Donnerstag, 9. Juni, 20 Uhr
*KWV: kommunale Wohnungsverwaltung – daraus wurde später die Woba, bis die Stadt das Tafelsilber an einen Konzern verscherbelte, der heute Vonovia heißt.
Zum Artikel: „Rad-Abenteuer mit der S-Bahn“. Hää..???? was???? verstehe ich nicht…?!?
@ Rolf: Zur Erläuterung – das ist eine bezahlte Werbung für den S-Bahn-Haltepunkt Bischofsplatz bzw. die Nutzung der S-Bahn generell und soll dich animieren, das Abenteuer nachzuspielen. (Unter „Markt“ bzw. „Marktplatz“ platziert Anton diese Sachen, die dann üblicherweise auch nicht kommentiert werden können).
@E-Haller: Vielen Dank für die Erläuterung.