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Societaetstheater

Von einer Kirchenruine und jeder Menge Theater

Theater? Aber gern. Zumindest wenn es in der Neustadt ist. Nun bin ich eigentlich kein großer Fan des gesprochenen oder ins Publikum gebrüllten Wortes. Aber man soll ja auch mal über seinen Schatten springen. Hüpf, und ich bin drin. In der Ruine der St. Pauli Kirche im Hechtviertel.

St.-Pauli-Theater-Ruine
St.-Pauli-Theater-Ruine

Keine Angst, das wird keine Rezension, die schauspielerische Leistung wage ich nicht zu beurteilen. Die Truppe, zwei Jungs, ein Mädchen aus Halle haben sich aber ganz ordentlich aufgeführt. Das Publikum klatschte brav. Ein Herr mit vollem Bart und dynamischen Blicken applaudierte sogar stehend. Doch Theater hin, Schauspieler her, fasziniert hat mich vor allem die Spielstätte. Die Außenmauern der Kirche stehen noch und drinnen kann man die einstige Größe gut abschätzen, die Pracht nur ahnen.

Genial die Idee, hier Unterhaltung zu bieten. Die Zuschauer sitzen im einstigen Kirchenschiff und schauen nach vorn. Dort wo sonst der Altar steht, mühen sich hier die Schauspieler, schreien, gestikulieren, singen, morden und weinen. Immer mal wieder unterbrochen von gurrenden Tauben, die dem Drama ein wenig den Ernst rauben. Doch das Stück passt eigentlich perfekt hierher. Denn das Stück dreht sich um eine Straßen-Theater-Gruppe, wie man sie unlängst zum Schaubuden-Sommer hinter der Scheune sehen konnte.

Als mir mittendrin, ich Kulturbanause, etwas langweilig wurde, fand ich Abwechslung, konnte in den Abendhimmel blinzeln und die Anzahl der fehlenden Klinkersteine abschätzen. Normalerweise komme ich mir in Kirchen immer sehr klein vor, doch hier, so ohne Dach, fehlt dieses Gefühl.

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Mit zunehmender Dauer der Vorstellung fröstelt es mich etwas, beim nächsten Mal ist ein dicker Pullover angesagt.


Anmerkung 2004

Die Ruine der St. Pauli Kirche gibt es noch immer, das aktuelle Theaterprogramm findet sich unter www.theaterruine.de

Anmerkung 2006

Nach der Einsturzgefahr im Jahr 2005 wurde die Kirche umfangreich saniert und gesichert. Seit Juni 2006 wird sie wieder bespielt.

Anmerkung 2012

Die Ruine hat inzwischen ein Glasdach bekommen, Theater findet weiterhin statt.

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