Der „Goldene Pfeil“ ist nicht mehr. Die Kultkneipe auf der Lößnitzstraße hatte vor etwas mehr als zwei Jahren geschlossen. Und Wiebke Ulbricht, Spitzname Wulbert, hat das Kneipchen übernommen, umgekrempelt und im April diesen Jahres eröffnet.
Es wurde Zeit für einen Besuch. Mittwochabend. Die Sonne versinkt in der Ferne hinter dem Porsche-Zentrum, in der Lößnitzstraße dämmert es langsam und vorm „Wulbert’s“ ist noch ein Platz an einem Tisch frei. Meine abendliche Begleitung war schon vorher da und hat den frei gehalten. Rundrum sind alle Tische besetzt. Zügig erscheint mein Bier, Pilsner Urquell vom Faß.
Wir schwätzen und staunen. Busse rauschen vorbei, einige, dank Hybrid-Technik ziemlich leise, andere, die aus der Ferne kommen, ziemlich laut. Die Lößnitzstraße ist offenbar eine Buseinflugschneise. Nach einer Weile hat man sich aber daran gewöhnt. Der Schwatz wird nun mehr vom Staunen unterbrochen. Tätowierte und Hipsterinnen wechseln sich im Vorbeigehen ab. Plötzlich stoppt neben mir ein Mountainbiker, schnappt das Rad und trägt es wegen fehlendem Schlosses in das Kneipchen hinein. Aha.
Ich nutze den Weg zum Örtchen, um mich drinnen umzuschauen. Schmuck grün ist es hier. Schick, das Lädchen könnte so auch auf der Louisenstraße funktionieren. Doch statt der dortigen Szene-Touristen sitzen hier die Anwohner beim Bier. Merkwürdiger Widerspruch, oder doch nicht? Zumindest voll ist der Laden. Vorm Klo zweifle ich. Soll ich nun in die Tür mit dem hübschen Mädel oder die mit dem knackigen Buben reingehen?
Der Koch redet nicht mit uns
Wieder draußen überkommt mich ein kleiner Hunger, die Biere sind schon längst wieder aufgefüllt. Das wäre im Pfeil auch nicht schneller gegangen. Die Entscheidung fällt auf einen Hot-Dog, ich hätte aber auch nen Soft-Dog nehmen können, mit Saitan statt Schweinswurst. Das zweite Bier geht zur Neige, der Magen knurrt und mein kleines Würstchen im Brötchen ist immer noch nicht da. Ah, eine Kellnerin, ob meine Bestellung angekommen ist?
Ein unschuldiger Blick, ein schüchternes Lächeln: „Wir haben es dem Koch zweimal gesagt, aber er redet nicht mehr mit uns…“
Aber sie will es nochmal versuchen. Wir möchten uns ausschütten vor Lachen. Hat sie das wirklich so gesagt? Schon allein diese Bemerkung war den Ausflug in den tiefen Westen wert. Wenig später kommt das Hot-Dog. Sieht schmuck aus, schmeckt lecker. Keine Einwände. Wir ziehen immer noch lachend von dannen. Wulbert’s, wir kommen wieder.
Wulbert’s
- Rudolfstraße 2 (Ecke Lößnitzstraße), 01097 Dresden, Telefon: 0351 27569442, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag ab 11 Uhr, Sonnabend und Sonntag ab 10 Uhr, weitere Infos auf Facebook.
und so geht das langsam los. Erste Lärmbeschwerden, dann kommt das Gewerbeamt und schon war´s das wieder..
Vieleicht wäre es einfacher ab 22.00 uhr die Tische aussen wegzuräumen, so kann man schon viel zum Frieden in der Nachbarschaft beitragen..
da kann man nur viel Glück wünschen, aber wenn das schon nach 2-3 Monaten solche Probleme gibt, sollte man das ernst nehmen……
Lärmbeschwerden?
Wie war’s denn zu Zeiten des Goldenen Pfeils da?
Ich wohne zwar in der Äußeren Neustadt, aber gerade dort können die Anwohner doch froh sein, wenn ne nette Kneipe innerhalb von 5 min zu Fuß erreichbar ist.
Schön, dass es euch gefallen hat und danke für den witzigen Artikel ;)
@Rolf: Ich finde die Idee mit dem Anwohnergespräch auf jeden Fall sehr charmant.
Ich wohne wirklich DIREKT neben dem Wulberts und kann etwaige Lärmbeschwerden echt nicht verstehen. Aber so ist das wohl mittlerweile sogar in der Neudtadt: Wenn Leute nix zu tun haben, suchen sie sich was zu meckern!
Ich find den Laden super und freu mich, dass es jetzt mal direkt was in der Nachbarschaft gibt! Weiter so!‘
@Richi: wir wohnen direkt gegenüber und können Unmut über den Lärm sogar sehr gut verstehen. Der Weg über Anzeigen ist schlecht und liegt zumindest uns fern – zumal ich vermute, dass die entsprechenden Leute vorher nicht mal persönlich hingegangen sind.
Aber das damit gleichzusetzen, dass „die Leute nix zu tun haben und sich deswegen was zu meckern suchen“, greift eindeutig zu kurz. Wir drei hier schlafen eigentlich wie Steine, seitdem ist aber das Fenster nachts zu.
Und @Hanneth: Innerhalb von 5min zu Fuß ne nette Kneipe zu haben, fände ich auch gut. Aber die Beschwerden kommen aber sicherlich nicht von diesen Leuten, auf die das zutrifft. Eher wohl von denen, die unmittelbar herum wohnen.
Außerdem bin ich persönlich immer vorsichtig mit Formulierungen wie „…gerade dort sollen die Leute doch froh sein….“. Kann man schon wertend lesen und jeder soll doch selbst entscheiden, über was sie/er froh ist.
Mein Fazit: Schöne Idee, dass die Einladung zum Gespräch im Briefkasten lag. Aber wie es Rolf schon sinngemäß sagte: man sollte es ernst nehmen. Für mich persönlich wiegen sich Vor- und Nachteile vom Wulberts auf. Für manch andere allerdings nicht.
Ich sehe es ein, dass der Kommentar arg polemisch war! Sorry dafür. Allerdings kann ich es echt nicht verstehen und finde, dass man wenn man in der Neustadt wohnt oder dort hinzieht damit rechnen kann, nicht die völlige Ruhe zu haben. Gerade das Pulsierende ist doch das tolle an diesem Stadtteil.
Wer das nicht will oder mag… es gibt wunderschöne Gegenden in Dresden. Ich ziehe auch nicht aufs Land und beschwere mich, dass nix los ist…
Richi: so sieht’aus!
Trotzdem kann man gegenseitige Rücksichtnahme UND Feiern miteinander verbinden! Es liegt wohl eher daran das die Menschen einfach zu egoistisch und „ist mir doch egal ob hier jemand schläft“.. geworden sind, oder es schon immer waren?! Für mich fängt so ein Verhalten beim Liegen lassen vom Müll im Park an und hört eben dort an der Kneipe auf… „Nach mir die Sintflut“. Und dieses Argument immer, das es in einer Stadt immer laut sein muss? NEIN das muss es eben NICHT! Außerdem isses nunmal so das man sich in Dresden eben die Wohnungen nicht mehr aussuchen kann… und wer vor der Kneipe da war…. ;)
Ich finde eben das es auch ein Unterschied ist ob es einmal im Monat mal laut ist, oder man eben jeden Abend um den Schlaf gebracht wird, die Diskussion hatte ich vor kurzem erst mit dem Typen über mir, der jeden Abend erst halb 12 nach Hause kommt und seine Freunde noch auf eine Zigarette und Bier mit auf den Balkon nimmt und bis um 1 Morgens da sitzt und redet und redet und redet, er war beim Gespräch der Meinung das es doch normal sein wenn man „Mal bissel lauter sei“ ich sagte ihm dann aber das es eben jeden Gottverdammten Abend sei! Wir habens geklärt und nun ist zumindest um 12 Ruhe :-D Es interessiert ihn eben einfach nicht! Er will JETZT seinen Spass und nur das Zählt, und solche Leute ko**en mich maßlos an.
Der Text für die Nachbarschaftsversammlung ist in der Hinsicht anmaßend, dass die Betreiberin als Ziel setzt, einen Kompromiss zu finden. Der Kompromiss ist bereits das Gaststättenlärmschutzgesetz, das zwischen den Interessen der Gaststättenbesizer*innen und der Anwohner*innen vermittelt.
@Andreas: Vielleicht will sie aber auch einen Kompromiss finden, der über die Forderungen des Gaststättenlärmschutzgesetz hinausgeht und damit noch weiter auf die Anwohner zugehen.
Ja, stimmt, das kann sein. Ich habe es leider persönlich schon anders erlebt, da sollte der Kompromiss über das Gesetz hinausgehen (aus Perspektive des Geststättenbesitzers; als ich das Gesetz erwähnte, sagte er nur verächtlich, ach die Gesetze, behindern nur uns Unternehmer); wohl deshalb meine Reaktion.
Tja, es ist überall dasselbe.
Der Winter kommt und wird auf natürliche Weise für eine Ruhephase sorgen.
Wem es in der Neustadt zu laut ist, soll aufs Land oder nach Striesen ziehen.
Ich fühle mich auch häufig bzw. im Sommer regelmäßig gestört, nehme es aber in Kauf, weil ich gerne in einem lebendigen Stadteil wohne.
Mein Tip für Ruhegestörte – wirklich über einen Umzug nachdenken.
Die Bedürftnisse ändern sich im Lauf des Lebens…
Ja genau, alle die Ruhe haben wollen müssen wegziehen weil ein Gastronom sich die Umsätze durch Sitzplätze im Freien nicht entgehen lassen will… Ich glaub es gibt auch Leute die bewusst in diesen Teil der Neustadt gezogen sind um nicht den Trubel der Louise oder Alaun haben wollen.
Rücksicht ist wirklich ein Fremdwort geworden, sei es dass jeder seinen Müll liegenlässt oder überall hinpinkelt. Hauptsache ich hab Spass!
Gut finde ich dass eine Versammlung stattfindet, ich glaube wenn beide Seiten einen Schritt zurückgehen bewegen sie sich aufeinander zu und beide Seiten haben was davon.
Also Meier_Meier, da muss ich doch Protest anmelden. Ich wohne in Striesen und von ruhigem Stadtteil kann schon lange keine Rede mehr sein. Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei wird ein neuer Stadtteil hochgezogen und das nennt sich Gartenstadt Striesen. Dort wurde jeder Zentimeter Boden bebaut. Wir wohnen an einer Durchgangsstraße mit Busverkehr. Im Innenhof, wo wir wohnen, haben Anwohner mit kleinen Kindern in Eigenregie Spielgeräte (Schaukeln, Rutschen, Trampolin, Sandkasten etc.) aufgebaut. Der Krach von den lieben Kleinen ist manchmal kaum auszuhalten, aber Kinder dürfen krakeelen ohne Ende. Bei meinen Kindern habe ich noch darauf geachtet, dass sie anderen Menschen nicht pausenlos auf den Wecker gehen.
Wenn ich das Geld hätte und nicht schon so alt wäre, würde ich gern wegziehen. Übrigens, ich mag die Neustadt, dort besuche ich regelmäßig meinen Lieblingsfriseur.
@Klahra: Kennst Du eigentlich schon den Striesen-Oiger?
Anton,
na klar kenne ich den Striesen-Oiger, sehr informativ und nett recherchiert. Ich habe ihm auch schon einmal auf einen Kommentar geantwortet
Hallo Anton,
weil es hier angesichts Deines letzten Beitrages passt. „Pieschen aktuell“ nennt, wie ich gerade sehe, bei Kriminalitätsbeichten die Nationalität der Beschuldigten. Soll man dafür noch werben?
Positiv übrigens, dass Du hier nicht so verfährst.
Hallo Andreas, soll jeder machen, wie er es für richtig hält. Im Zweifel kann man es ohnehin im Polizeibericht nachlesen. Ist zwar ganz schön offtopic, aber die Begründung der Sächsischen Zeitung, die Nationalität immer zu nennen, klingt auch nicht ganz verkehrt.
Ich für meinen Teil halte es so, wenn die Herkunft keine Rolle für die Tat spielt, nenne ich sie nicht.
Die Nennung der Nationalität ist ein langweiliges Kunsttück im Affenzirkus der Satten. Weitere Tricks sind die Nennung des Migrationshintergrundes, der Herkunftsregion, des Bildungsstandes und der Augenfarbe. – Auf dass mehr Unfriede unter sie komme.
Torsten (deutsch, thüringischer Migrationshintergrund, HSA, blauäugig)
Im Goldenen Pfeil war zuletzt der Hund begraben, und Draußen gab’s zu meiner Zeit dort keine Tische.