Zugereisten und eingefleischten Altstädtern gegenüber lobe ich gern die Vorzüge der Äußeren Neustadt. Einer dieser Vorzüge ist sicherlich die hohe Dichte an kleinen Läden und Dienstleistern. So kann ich zu Fuß hervorragend wichtige Einrichtungen erreichen. Schlüsseldienst und Messerschleifer sind in der Nähe, eine Wäscherei nicht weit, diverse Autowerkstätten, die Liste könnte endlos fortgeführt werden.
Doch nun wurde meinem persönlichen Wohlbefinden ein tiefer Stich versetzt. Der Reifenhändler Geneuß verkauft nicht mehr. Keine hübschen Reifenstapel dekorieren die Kreuzung zwischen Louisen- und Alaunstraße. Die Bohr- und Schraubgeräusche sind verschwunden. Stille, eisige Stille und ein kleiner Zettel: Reifen können Sie ab sofort in unserer Filiale am Ende der Welt kaufen.
Gut, ich will fair bleiben, vom Ende der Welt stand da nix. Aber auf jeden Fall ein Straßenname, der deutlich signalisierte: ganz weit weg. Jetzt ist es ruhig an der einst so belebten Ecke. Solange ich denken kann, war hier der Reifenhändler. Hier gab es aber nicht nur die für Autos so wichtigen Gummi-Überzieher, sondern auch heiße Partys zu diversen Neustadt-Festen.
Mit einem bisschen Wehmut denke ich an meinen letzten Reifenkauf. Das Reserverad brauchte dringend einen neuen Mantel. Beim Ausladen geschah das Unvermeidliche, eine dicke schwarze Schicht überzog meine Hände.
Kein Problem, extra für diese Gelegenheit gab es dort ein kleines Waschbecken. Also fix abgeschrubbt und mit dem nagelneuen Reserverad in den Urlaub gedüst. Dann, weit entfernt von der Heimat, fiel mir auf, dass meine Uhr fehlt. Liegengelassen am Waschbecken. Ich bin mir sicher, in jeder anderen Werkstatt wäre das gute Stück einfach verschollen. Nicht so beim Neustädter Reifenhändler. Eine Freundin konnte die Uhr am nächsten Tag problemlos abholen.
Es sind solche kleinen Geschichten, die mir die Neustädter Betriebe so ans Herz wachsen lassen. Umso trauriger, dass die Werkstatt jetzt schließen musste. Einziger Trost, der Auto-Klempner um die Ecke bietet auch Reifen an.
Anmerkung 2002
An der Ecke ist inzwischen eine recht beliebte Feierstelle entstanden: Katy´s Garage
was ne friedliche strasse da auf dem Foto…
so kenn ich das noch…und rechts, nicht mehr auf dem bild war eine kleine Parkbank…auf der saß mein Opa immer des Vormittags und wartete die Zeit ab…bis es Mittagessen in der Louise 8 gab…
Wow, krass, ich bin erst Anfang 2000er nach Dresden gekommen, von dem Bild hätte ich die Alaunstraße nicht wiedererkannt
Der Straßenbelag ist aber immer noch der gleiche wie damals ;)
ich kenne die alte Ecke in dem Park gegenüber habe ich oft mit Tochter im Kinderwage auf der Bank halt gemacht .Später ist dort eine Fliegerbombe gefunden worden das war ein Schock
@ Dominik: nur auf der Louisenstraße. Die Alaunstraße wurde erneuert.
war schön viel Luft damals… :D