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Von kurzen Begegnungen und einem Suchauftrag

Manchmal können Zettel richtig laut schreien. So geschehen neulich in der Scheune. An der schwarzen Wand, an der schon mal eine tolerante Mitbewohnerin für eine Wohngemeinschaft mit Hund und Katz gesucht wird, kreischte ein Zettel richtig auf. „Ich suche Dich!“, stand da in fetten Lettern und hübsch geschwungen. Meine Neugier war geweckt. Mich, wer sucht mich? Und woher konnte der Schreiber des Zettels ahnen, dass ich dort vorbeischauen würde?

Nach den ersten Zeilen dann schon die große Enttäuschung. Ich war gar nicht gemeint, sondern irgendwer anders. Eine Person, die sich angeblich an einem Januar-Abend im Weinkeller der 100 auf der Alaunstraße rumgetrieben haben soll.

Das wollte ich schon immer mal wissen, wie sehen Leute aus, die am Freitag abends im Weinkeller sitzen? Der schreiende Zettel verrät noch mehr: „Du, ca. 1.75 m groß, kurze, dunkelblonde Haare, zwei Ringe im linken Ohr…“ Typisches Merkmal für Neustadt-Besucher, mindestens zwei Ringe in einem Ohr, na klar, einen hat ja jeder. Auffallen um jeden Preis, die Ohrlochstecher freut es. Was verrät der Zettel weiter: „Ich, kurze, knallrote Haare,…“ Schwups schon wieder ein Klischee, die Autorin verrät, dass auch sie der trendigen Szene der Neustadt nicht abgeneigt ist.

Doch Aussehen ist nicht alles, an seinen Handlungen will der Mensch erkannt sein. Auch darüber gibt der Zettel bereitwillig Auskunft: „Ihr habt zu viert eine Flasche Rotwein getrunken und (darüber) philosophiert.“ Eine Flasche für vier Personen, das ist nicht mal ein Schoppen pro Nase. Und dann schon philosophische Gespräche, die kenne ich von anderen Leuten aus anderen Kneipen erst nach drei doppelten Wodka und etlichen Bieren. In der 100 geht es also geistreich zu am Freitagabend.

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Nur, warum der Zettel? Ganz offensichtlich soll sich die beschriebene Person melden, denn es gab an jenem Abend einen kleinen Flirt: „Wir beide hatten sehr oft Blick- (und manchmal auch) Fußkontakt …“ Der letzte Satz ein einziger Hilferuf: „… ich würde Dich sehr gern wiedersehen!“

Die Neustadt als Kontakt-Börse, das gefällt mir gut. Dafür nehme ich schreiende Zettel gern in Kauf.

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