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Zufällig Geburtstag – Das Old Abraham

Regina und Andreas Däbritz. "Bei uns gibt es die besten Datteln!"
Regina und Andreas Däbritz. „Bei uns gibt es die besten Datteln!“

Wer schon einmal Israel bereist hat, wird sich beim beim Stöbern im Old Abraham dahin zurück versetzt fühlen. Goldstar-Bier, Judaica, Datteln, Totes Meer-Badesalz, Silberschmuck mit Jericho-Rosen, blau-weiße Fahnen, gewebte drusische Taschen und dank der handgefertigten Ledersandalen eine leichte Kamel-Note bieten einen repräsentativen Querschnitt des kontroversen Landes. Beim Blick auf das Datum schaut Andreas Däbritz, der den Laden gemeinsam mit seiner Frau Regina betreibt, verdutzt auf und stellt fest: heute auf den Tag genau feiert Old Abraham 8-jähriges Jubiläum. Acht Jahre ist es also her, dass das Ehepaar sein Leben komplett umkrempelte.

Sandalen aus Kamelleder, gefertigt in Hebron
Sandalen aus Kamelleder, gefertigt in Hebron

Die Eröffnung des Old Abraham war für Regina und Andreas Däbritz ein gewichtiger Schritt, den sie nach einem Jahr der Selbstfindung und vielen Reisen beschlossen hatten zu wagen. Beide arbeiteten vorher in der Kreuzkirche. Sie als Ticketverkäuferin, er als Verwaltungsleiter. Doch beide hatten ihre ideellen Schwierigkeiten mit dem religiösen System.  Im Judentum fanden sie eine Diversität und Toleranz, die sie anzog und sie im Christentum vermissten. Natürlich gäbe es auch hier problematische Sichtweisen, räumt Andreas ein. „Juden sind nicht die besseren Menschen.“ Trotzdem fanden sie in den Werten des Judentums für sich eine nachhaltige Glaubens-Alternative.

Im Jahr 1990 besuchten sie Israel das erste Mal. „Bekloppt ist für dieses Land noch der geringste Ausdruck“, sagt Däbritz und ich verstehe, was er meint. Das Nebeneinander so vieler Glaubens-Splittergruppen, Ethnien und Kulturen auf engem Raum lässt schnell das Bild eines auf wundersame Weise funktionierenden Chaos entstehen. Seine Frau ergänzt: „Ich habe mich deshalb in Israel freier gefühlt.“ Bei ihrerm ersten Besuch knüpften sie den Kontakt zu einem Sandalen-Hersteller aus Hebron, von dem sie das Schuhwerk heute noch beziehen. „In der Neustadt haben wir den Beinamen Latschen-Laden“, sagt Regina Däbritz lachend.

Der Ausstieg aus der Kirchgemeinde sei nicht leicht gewesen.Sie stießen auf Unverständnis und auch finanzielle Nachteile. Andreas Däbritz als Beamter „hatte es schwer da rauszukommen“, wie seine Frau es formuliert. „Zuspruch erhielten wir von unseren Kindern“, sagt sie. „Die helfen auch ab und an mit.“ Die Entscheidung zum Israel-Laden haben beide nie bereut und besetzen damit eine Nische in Deutschland. „Außer uns gibt es nur noch vier weitere Läden“, sagt Andreas. Über den Onlineshop versendet er die Produkte bis in die Schweiz und Österreich. Die Dresdner Synagoge, die beide regelmäßig besuchen, bezieht von ihnen koscheren Wein, berichtet Regina. Schulklassen besuchen im Religionsunterricht das Geschäft, betrachten die zu verkaufenden Stücke wie Exponate und kaufen Mezze zum Probieren. So erfüllt das Old Abraham mit seinen landestypischen Spezialitäten seinen ganz persönlichen Bildungsauftrag.

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Sakrale Gegenstände des Judentums, Judaica genannt
Sakrale Gegenstände des Judentums, Judaica genannt

Konvertiert ist das Ehepaar nicht. „Wir müssen noch sehr viel lernen.“ Die koschere Ernährung erachten sie jedoch nicht nur aus religiösen, sondern aus gesundheitlichen Gründen  als sinnvoll. „Schweinefleisch essen wir nicht mehr.“ Sehr oft fällt das Wort Toleranz. Ein jeder, sagt Andreas, habe nur eine kleine Teilsicht auf die Welt, nämlich seine. Und die dürfe er nicht zum universellen Maßstab machen. „Der Mensch muss tun, was er als richtig erkannt hat.“

Old Abraham – Informationen und Öffnungszeiten

  • Kamenzer Straße 11, 01099 Dresden
  • Montag bis Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Freitag 10 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 15 Uhr
  • Online-Shop und Website: www.old-abraham.de

Nachtrag

Das Old Abraham ist umgezogen. Jetzt im Bauernweg 23, 01109 Dresden.

5 Kommentare

  1. Wo man jeden Tag so vorbei läuft und nicht weiß…hast Du ein Kamel, hast Du alles was Du brauchst, habe ich mal jemanden reden hören. Das wäre hier unvorstellbar…

    In einer Teilsicht bin ich mit dem Pärchen wohl einer Meinung. Kein Schweinefleisch zu essen. Am besten ist natürlich gar kein Fleisch und kein Getreide … jedoch gehen mir da ein bissel die Ideen aus, was man sich sonst noch so zubereiten könnte, was lecker schmeckt? Zumal im Winter nur von Nüssen, getrocknetem Obst, Steckrüben und andern Wurzelgemüse zu leben…da muss man schon sehr diszipliniert sein…

    Und die Teilsicht zum universellen Maßstab machen … da haben ja nun die westlichen Industrien ganze Arbeit geleistet. So wird schnell mal eine Teilsicht zum universellen Maßstab für eine breite Masse. Und keiner will es bemerkt haben, weil es ja schön bequem ist. Da brauch ich auch nicht weit zu gucken …

    Na nun werd ich wohl beim nächsten Gang an der Hausnummer 11 halt machen.

    Danke für den netten Bericht.

  2. Sobald die Hotels wieder geöffnet sind, werde ich eine Reise von Mannheim nach Dresden unternehmen und mir das Old-Abraham Lädchen genauer betrachten – weil mir die Reisen nach Israel so sehr fehlen!

  3. Nichts gegen Kamel-Latschen, auch nichts gegen jüdisches Leben und Kultur, schon gar nicht gegen Menschen jüdischen Glaubens, aber in Hebron kann man mehr als Schuhmacher entdecken: In Hebron im Westjordanland leben 800 orthodoxe Juden inmitten von 180.000 Palästinensern. Sie werden von israelischen Soldaten geschützt. Schikanen und Gewalt gegen Palästinenser sind an der Tagesordnung. Die israelische Organisation „Breaking the Silence“ will über das bedrückende Leben in den besetzten Gebieten aufklären und bietet unter anderem alternative Stadtführungen durch Hebron an.

  4. „auf wundersame Weise funktionierende(s) Chaos“?
    Für die Situation nicht nur in den besetzten Gebieten für meinen Geschmack doch etwas zu euphemistisch…

Kommentare sind geschlossen.