Dem alten Albert, der die Elbe zwischen Hoyerwerdaer Straße und Sachsenplatz überbrückt, begann der Sand zu rieseln. Verzeihlich, in diesem Alter. Drei Jahre und einige Milliönchen später sind alle Zacken wieder in der Krone und die morschen Gelenke doppelt bandagiert. Am 23. September hat Albert Geburtstag. Auf die nächsten geräderten hunderteinundvierzig Lenze!
Brücken sind in Dresden ja ein Thema, für das man lieber die Kneifzange und Ohrenstöpsel bereit hält. Teuer, langwierig, laut, hässlich – Dresdens Brücken werden nicht nur von Elbschleppern gerammt, sondern auch von Wellen des Bürgerzorns umspült.
Gelegentlich beschleicht das Gefühl, es gäbe mehr Echauffierte als Chauffeure. Kein Wunder, dass der sensible Sandstein bröselt. Im Falle Alberts hat er standgehalten. Mit frisch rasierten Kanten gleißt die Brücke im prall-sonnigen September-Licht.
Vor 141 Jahren wurde feierlich der Grundstein Alberts gelegt, sein Bau dauerte zwei Jahre. Er wurde direkt zum Anlass genommen, Terrassenufer, Sachsenplatz und Sachsenallee schmuck zu bebauen. Der volle Name des royalen Namensgebers lautet Friedrich August Albert Anton Ferdinand Joseph Karl Maria Baptist Nepomuk Wilhelm Xaver Georg Fidelis von Sachsen – für jeden Steinbogen der Brücke ein Vorname. Ein glücklicher Umstand! Bei nur zehn Vornamen hätte es Albert vielleicht nicht auf die nötigen 320 Meter gebracht. Von Ferne grüßt Alberts Gemahlin Carola (von Wasa-Holstein-Gottorp), der im Zuge des Zweiten Weltkriegs nicht nur sechs, sondern alle Steinbögen gesprengt wurden. Seither ist sie nicht mehr dieselbe.
Zu DDR-Zeiten hieß Albert Brücke der Einheit. Eine besonders originelle Rarität unter den drei gängigsten Straßennamen in der Zone, die auf die Vereinigung von SPD und KPD im Jahr 1946 anspielt. 1990 wurde die Brücke wieder ver-albert. Gestützt von Klein-Albert überstand die „Radler-Brücke“ Dresdens die sich hinziehenden Bauarbeiten. Eigentlich hatte man sich schon an die Sperrung für Kfz-Verkehr gewöhnt. Viele Angewiesene mussten notgedrungenermaßen ihren Frieden mit der Waldschlösschenbrücke schließen, Albert wurde nicht durchvibriert und man roch sogar den herüberwehenden Duft des Rosengartens. Doch der Verkehr rollt in regelmäßigen Wogen und irgendwann werden sich die über Breite, Länge, Dauer, Höhe aufgebrachten Gemüter beruhigen und die Albertbrücke ist für weitere 141 Jahre die Albertbrücke. Genau, die mit den zwei Geländern.
Albertbrücke
- Die Brücke im Stadtplan auf Dresden.de
Bildunterschrift: „Ein Herz für Verliebte: mehr Platz für Vorhängeschlösser“
Das Vorhängeschloss als Symbol der Liebe. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen.
Mensch bist Du unromatsch. Is doch nur die Frage, wohin das Vorhängeschloss der Liebe soll… Klappe (Mund)? K-Gürtel? Kellerverließ? :-D
Mal wieder übelst schön geschrieben, der Artikel.
Ich finde es auch schön geschrieben, Danke!
Danke Philline………….
grussi……