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Archiv der Avantgarden - Welten Bauen. Visionäre. Architektur im 20. Jahrhundert

Schön Verrußtes

Anschauen kann man sie allemal: die Arbeiten von Tina Wohlfarth (geb. 1978 in Saalfeld), die derzeit in der Landesärztekammer Sachen ausgestellt sind.

"Rob" von Tina Wohlfarth
„Rob“ von Tina Wohlfarth
Etwas Besonderes vor allem hinsichtlich der eingesetzten künstlerischen Mittel verkörpern vier Porträts (in der 4. Etage). Sie entstanden über offener Flamme. Das zu „bemalende“, das heißt zu berußende Papier wird über eine Kerze gehalten, so dass Flamme und Ruß direkt in den Bogen eindringen. Das erfordert größte Konzentration, und man muss sich seiner Mittel schon wirklich sicher sein. Die so „gemalten“ Köpfe entfalten eine ganz eigene Kraft zwischen unheimlich und faszinierend. Dabei sind sie nicht im engeren Sinne Abbilder, sondern verkörpern eher einen Typ, versinnbildlichen das Wesen, aber nicht die reale Erscheinung der Dargestellten.

Bereits im Erdgeschoss begegnen uns großformatige Arbeiten aus der Reihe „Ophelia“, die zwischen 2014 und 2016 entstanden. Mezzotinto-Arbeiten (eine grafische Technik, die sehr viel Geschick und vor allem Ausdauer benötigt), kombiniert mit Prägungen, Schnitten, kleinen fein gesetzten Nadelstichen, teilweise mit Aquarellfarben oder Kaffee bearbeitet, wirken plastisch und treten fast aus ihrem Blatt heraus; man ist fast geneigt, die einzelnen Blätter zu berühren, um Ophelia, der schönen, nymphengleichen, von Hamlet verstoßenen Geliebten, selbst nahe zu sein. Sie, die in den Wahnsinn Getriebene, die sich selbst ertränkt, erscheint bei Tina Wohlfarth kraftvoll und zerbrechlich zugleich.

Cleveland von Tina Wohlfarth
„Cleveland“ von Tina Wohlfarth
Bemerkenswert auch die im wahrsten Sinne des Wortes „kleine“ Reihe der Cleveland-Grafiken. Stadtlandschaften der am Eriesee gelegenen zweitgrößten Stadt des amerikanischen Bundeslandes Ohio, teilweise nur 7 x 4 cm groß, zeigen des Antlitz einer verfallenen Industriestadt; der morbide Charme schreckt nicht ab, er wird eher als sehenswert empfunden. Die Arbeiten entstanden auf einer Studienreise, finanziert durch ein Stipendium der Landeshauptstadt Dresden 2012.

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Nach Abitur und Kunstpädagogikabschluss studierte Tina Wohlfarth von 2003 bis 2009 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) Malerei und Grafik. An das Diplom schlossen sich Elternzeit und Meisterschülerstudium bei Martin Honert sowie Elke Hopfe an. Heute arbeitet Tina Wohlfarth freischaffend in der Neustadt.

Antlitz – Grafische Arbeiten

Ein Gastbeitrag von H.D. Förster