Irgendwann musste es ja mal passieren. Am vergangenen Sonntag ist auf der Görlitzer Straße ein Dachgiebel eingestürzt. Glücklicherweise waren gerade keine Passanten an dieser Stelle. Der Wirt des Dönerladens nebenan ist mit dem Schrecken davon gekommen. Den Steinhagel hätte er wahrscheinlich nicht überlebt.
Obwohl in den vergangenen Jahren ein großer Teil der Häuser in der Neustadt saniert wurde, gibt es noch einige Bruchkandidaten. Die Görlitzer Straße hieß bei Taxifahrern früher nur Görlitzer Allee, weil so viele Bäumchen in den Dachrinnen wuchsen. An einigen Häusern stehen heute noch Holzgerüste, die das Gemäuer halten sollen, doch manche verrotten vollkommen unkontrolliert vor sich hin.
So erging es auch dem Haus, dessen Dach am Sonntag auf die Straße stürzte. Die letzten Mieter sind schon vor Ewigkeiten ausgezogen, das Dach war undicht und die Mauern wurden langsam feucht. Irgendwann gaben die Steine dann nach.
Durch die herunterfallenden Steine wurden drei Autos beschädigt, die Halter können nur hoffen, dass der Eigentümer gut versichert ist. Die Polizei war schnell vor Ort, sperrte weiträumig ab. Eilig herbei gebrachte Gitter sollten zu mutige Neugierige vor Torheiten schützen. Doch damit nicht genug, die Zäune wurden die ganze Nacht von einem Polizeiwagen bewacht. Sehr zum Ärger der angrenzenden Kneipen, denn die mussten sich so an die Lärmschutzvorschriften halten und ab 22 Uhr Türen und Fenster verschließen.
Inzwischen steht ein Gerüst am Haus. Statiker und Bauprofis untersuchen das Gebäude und versuchen zu retten, was zu retten ist. Mancher Eigentümer versucht so, um die aufwendige Sanierung herumzukommen. Einfach ewig nichts am Haus tun, dann feststellen, dass eine Sanierung nicht mehr möglich ist. Und im Handumdrehen ist das alte Haus abgerissen und ein schicker Neubau ziert das Viertel, jetzt mit ein paar Etagen mehr und effektivem Grundriss.
Nun will ich das nicht jedem Hauseigentümer unterstellen, manchem fehlt vielleicht einfach das Geld, doch für die Sicherung des Daches sollte es schon reichen. Denn solch ein Zusammenbruch muss nicht immer so glimpflich ausgehen.